9. Kapitel

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Luca

Ich beantwortete alle Fragen, die sie mir stellte so gut ich konnte. Nach einer Weile schien sie zwar keine Fragen mehr zu haben, doch richtig zufrieden wirkte sie auch nicht.

„Aber warum haben mich meine Eltern, dann nicht darauf vorbereitet und warum habe ich kein Rudel?", fragte sie weinerlich. Nun diese Fragen konnte ich ihr leider auch nicht beantworten. „Das kann ich dir leider auch nicht sagen. So etwas ist glaube ich auch noch nie vorgekommen.", erkläre ich ihr. Um sie aufzumuntern, sage ich: „Von jetzt an gehörst du zu meinem Rudel. Du wirst eine tolle Luna werden, davon bin ich überzeugt!" Sie sah zwar nicht so überzeugt aus, aber ich wusste, dass sie ihre Rolle gut ausfüllen würde. Zum Glück hatte sie ja auch noch ein bisschen Zeit, meine Mutter in der Rolle der Luna zu beobachten.

Wichtiger war jedoch, ihre Wölfin zu erreichen und Leilas Wandlung zu vollziehen. Allerdings, wusste ich selber nicht, wie ich ihre Wölfin hervorlocken sollte, die seit 16 Jahren in Leila eingesperrt war. Doch ich kannte jemanden der garantiert eine Idee hatte. Meinen Vater. Ich sagte zu Leila: „Komm doch nach der Schule mit zu mir. Mein Vater weiß bestimmt noch mehr und kann dir auch mit deiner Wölfin helfen." „Naja", meinte Leila zögernd, „wir können es ja versuchen. Aber so richtig glauben, dass in mir eine Wölfin sein soll, kann ich wohl erst, wenn ich mich verwandelt habe." Das war in Ordnung. Schließlich wurde gerade innerhalb eines Tages ihr komplettes Weltbild auf den Kopf gestellt. Ich glaube nicht, dass ich das so einfach hatte wegstecken können. Und genau das sage ich ihr jetzt auch. „Ich bewundere dich dafür, wie du mit der Situation umgehst. Wäre ich an deiner Stelle, wahrscheinlich wäre ich längst zusammengebrochen." „Hab ich eine andere Wahl?", entgegnet sie bissig. Ich denke nach. Vermutlich habe ich ihr die nicht wirklich gelassen, als ich mich vor ihren Augen verwandelt habe. Schuldbewusst schaue ich sie an. „Tut mir leid!" Sie verdreht nur die Augen. Als ich jedoch, meinen liebsten Welpenblick aufsetzte und die Unterlippe vorschiebe, muss sie doch lachen. „Fehlt nur noch, dass du dich verwandelst und dass nochmal machst. Ich glaube dann kann dir wirklich keiner mehr was abschlagen." Ich freue mich darüber, dass sie mein Wesen schon so akzeptiert hat, dass sie darüber schon Witze machen kann. Grinsend erkläre erklärlich ihr: „Tatsächlich habe ich als Kind meine Eltern auf diese Weise schon mehrfach dazu bekommen, mir etwas zu geben oder erlauben, was sie eigentlich nicht wollten."

Wir plänkeln noch eine Weile weiter, bis die Glocke zum Pausenende klingelt. „Nach der Schule wieder hier!", rufe ich ihr zu. Kaum sehe ich ihr Nicken, bin ich auch schon im Gebäude verschwunden.

Als mich die Glocke endlich vom Unterricht erlöst, freue ich mich schon riesig Leila gleich zu sehen. Vor allem da ich sie dann mit zu mir nehmen und meinen Eltern vorstellen kann. Die haben mich gestern nämlich noch genervt, dass sie meine Mate kennenlernen wollen. 

Plötzlich WerwolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt