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Langsam schlug ich meine Augen auf, als ich etwas weiches auf meiner Wange spürte. Wie ich im nächsten Moment herausfand, waren es Jimins Finger, die mir eine Strähne aus dem Gesicht strichen. Sobald ich sein Gesicht zu Augen bekam passierte es Revue.

Ich will nicht das du Angst haben musst.

Meine Mundwinkel zuckten ebenso wie seine in die Höhe.

"Guten Morgen", raunte er noch ein wenig müde. "Morgen", schmunzelte ich zurück und setzte mich gemächlich auf. "Hast du gut geschlafen?" Ich nickte noch immer mit einem Lächeln auf den Lippen.

Von jetzt auf gleich schien sich alles zwischen uns verändert zu haben. Gestern wollte ich noch so viel Abstand wie nur möglich von ihm und nun hätte ich mir nichts schlimmeres vorstellen können. Es war bizarr und verwirrend. Park Jimin warf mich völlig aus der Bahn. Und dafür reichte nur ein einziger Blick in sein wunderschönes Gesicht.
Nicht einmal jetzt, wo er vielleicht seit zehn Minuten wach war, gab es irgendetwas an ihm auszusetzen. Im Gegenteil. Das leicht zerzauste Haar und die verschlafenen Augen, die zu kleinen Schlitzen zusammengekniffen waren, waren atemberaubend. Definitiv hätte ich mich an diesen Anblick gewöhnen können. Es hatte seinen Reiz, ein Suchtpotenzial.
Ihm schien es da unerklärlicherweise ganz ähnlich zu ergehen. Voller Entdeckerfreude betrachtete er jeden Teil meines Gesichtes konzentriert. Bei meinen Lippen blieb er eine Sekunde länger hängen. Seine Seelenspiegel verrieten mir, wie sehr er sich nach ihnen sehnte. Ich kicherte, was ihn aus diesem Bann zurück in die Realität riss.
Etwas beschämt wich er meinem Blick aus und richtete sich ebenfalls auf.
"Hast du Hunger?", lenkte er umgehend auf eine andere Richtung zu. Ich bejahte noch immer mit einem leichten Grinsen im Gesicht. "Ich hole was."

Während er sich vermutlich am Frühstücksbuffet die besten Sachen rauspickte, drehte ich mich nochmal auf die andere Seite. Schon jetzt begann ich seine Wärme, ihn zu vermissen. Es war, als wäre es Normalität ihn als mein persönliches Kissen bei mir zu haben. Mein persönliches Kissen. Ich schmunzelte. Trotz seiner Muskeln, die sich am Pool deutlich zur Show stellten, war er weich wie ein Federkissen.

Nach und nach richtete ich mich auf, beschloss mich schonmal fertigzumachen, als sich die Tür wieder öffnete und er zurück war. "Was machst du?", erkundigte er sich. "Mich anziehen", informierte ich ihn ein wenig irritiert davon, dass er so verwundert darüber war. "Nein, nein, nein", stellte er das Servierbrett auf dem kleinen Tisch ab und kam auf mich zu.
Vorsichtig drückte er mich zurück auf die Matratze, stützte nur wenige Zentimeter über mir und hauchte, "Das hier wird ein Frühstück im Bett, klar?" Wie versteinert lag ich unter ihm und glotzte ihn an. Ein leichtes Schmunzeln umspielte seine Lippen, ehe er sich wieder von mir entfernte. Machte es ihm etwa Spaß? Daran konnte ich keinen weiteren Gedanken mehr verschwenden, weil ich schon Platz für das Tablett machen musste.

Im Schneidersitz umzingelten wir dieses schließlich und verzerrten das gute Zeugs.

"Miyeon?", fragte er, als wir so gut wie fertig waren. Mein Blick signalisierte ihm, dass ich zuhörte, weswegen er fortfuhr, "Wieso hattest du so große Angst vor dem Gewitter?" Einen Moment hörte ich auf zu kauen, dann zuckte ich mit den Schultern. Ich wurde quasi mit dieser Angst geboren.
"Vor was fürchtest du dich noch?", löcherte er weiter. Seufzend legte ich meine Stäbchen beiseite. "Jimin, keine Ahnung was das hier werden soll, ab-", er redete dazwischen, "Ich möchte es nur wissen damit wir es zukünftig vermeiden können." Wir? Zukünftig? Die Schmetterlinge in meinem Bauch waren wieder da und spielten verrückt. In der Zukunft sollte es in seinen Vorstellungen ein Wir geben?
"Das ist alles", erinnerte ich mich trotz dieser überwältigenden Worte zu antworten. Etwas zweifelhaft nickte er. Mit fiel aber ernsthaft keine andere wirkliche Angst ein. Ich meine klar, Spinnen, Schlangen, das übliche eben, aber eine richtige Furcht hatte ich vor diesen Viechern nicht, obwohl ich froh wäre, würden sie mir vom Hals bleiben.
"Oh", fiel mir schließlich doch noch etwas ein, gespannt sah er mich an, "Das Meer, die Wellen." Ungläubig blinzelte er mich an, fragte sich wohl, ob das mein Ernst war, immerhin befanden wir uns auf einem Schiff mitten auf dem Weltmeer. Ich zuckte die Achseln. "Ich sagte, ich wolle nicht mitkommen."

𝐌𝐎𝐃𝐄𝐑𝐍 𝐓𝐈𝐓𝐀𝐍𝐈𝐂 - p.jm ff ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt