Benjamin Pavard

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-Für lotti0705-

"Ach du Schande!" ich hörte den Schock geradezu aus Benjis Stimme heraus, als er in das Esszimmer trat.

Ich trug die Verursacherin für dieses Chaos auf meinem Rücken mit in den Raum und setzte sie auf dem Esstisch ab.
Luise kicherte über Benjis entrüsteten Blick und begann erneut mit ihren Händen in dem Farbkasten herum zu tatschen.

Gut, um ehrlich zu sein war ich die ganze Zeit in der Nähe meines Aufpass-Kindes. Aber möglicherweise hab ich mich von ihrer Blitzidee mit ziehen lassen.
Was wohl sicherlich nicht zum Job eines babysitters dazu gehörte.

Wir hatten eigentlich nur angefangen unmengen an Bildern mit Wasserfarben zu malen, doch irgendwann hatte Luise begonnen ihre Arme und Beine zu bemalen und ehe ich es mir versah, war auch ich ein laufendes Kunstwerk.

Das war jedoch nicht das schlimmste, in der ganzen Wohnung hatten wir unsere bunten Fuß und Handabdrücke hinterlassen und zu allem Überfluss war Luise so in ihrem Element, dass sie gemeint hatte, auch den Fußboden anmalen zu müssen.

Mir fiel erst auf, was für ein Chaos ich angerichtet hatte, als es schon viel zu spät war.
Nur in wenigen Stunden würden ihre Eltern zurück kommen und eigentlich würde ich meinen Job gerne behalten wollen.

Benji war meine einzige Hoffnung gewesen.
Ich hatte ihn total verzweifelt angerufen und keine 15 Minuten später stand mein ältester Freund in der Tür.

"Carlotta, bist du irre?" aufgebracht starrte mich der braunhaarige an.
"Ihre Eltern werden dich umbringen."

"Umbringen?" hellhörig blickte uns die vierjährige an und schob dabei ihre Unterlippe hervor, die anfing zu zittern.
"Nein, nein, nein Schätzchen. Unterbringen hat er gesagt, wir werden unsere Kunstwerke jetzt gut in einem Ordner unterbringen." ich tätschelte Luises Kopf und nahm sie wieder auf die Arme, gleichzeitig warf ich Benji einen warnenden Blick zu.

"Gut, was soll ich machen? Denkst du das geht überhaupt wieder weg." fragend zog er eine Augenbraue in die Höhe und betrachtete erneut die Farbflecken, die langsam zu trocknen begannen. Hoffentlich würde das Zeug gut von den Fliesen runter gehen.

Ich seufzte, "Wenn nicht-", ich hielt mir mit den Fingern eine Pistole an den Kopf, so dass Luise es nicht sah.
"Luise wir gehen dich jetzt sauber machen, ja? Und Onkel Benji fängt an hier zu putzen."
Ich warf dem braunhaarigen einen entschuldigenden Blick zu, doch er nickte bloß, "Geh nur. Ich bekomm das irgendwie hin."

Rasch zeigte ich meinem besten Freund wo das Zeug zum putzen stand und stellte Luise anschließend unter die Dusche, wo wir sie gründlich sauber schrubbten.

An meiner Haut ist die Farbe mittlerweile auch schon eingetrocknet und ich sehnte mich nach einer Dusche, aber das musste warten.

Ich setzte die kleine danach vor den Fernseher. Nicht wirklich vorbildlich, aber beim beseitigen der Sauerei wäre sie keine große Hilfe gewesen.

"Benji!" erschrocken keuchte ich auf, als ich sah, dass das halbe Esszimmer unter Wasser stand.
Im nächsten Moment kippte er einen weiteren Eimer Wasser auf den Boden, welches dort ein wenig aufschäumte.
"Was?" er zuckte grinsend mit den Schultern und griff nach einem Wischmopp um ihn mir zuzuwerfen. "Gott im Himmel, das ist ja noch schlimmer als vorher."

"Pff-" machte Benji und schaute mich beleidigt an, "ich hab mein bestes versucht, okay."
Seelenruhig begann er den Boden zu schrubben und zu meiner Verwunderung löste sich die getrocknete Farbe tatsächlich von den Fliesen.
"Außerdem hättest du davon ausgehen können, dass ich absolut keine Ahnung vom Putzen habe." warf er mir nun vor.

Grinsend schüttelte ich den Kopf und machte mich ebenfalls ans Werk. Wir schrubbten einige Zeit vor uns hin, bis Benji plötzlich laut lachte.
"Was soll das denn bitte sein?"
In seiner Hand hielt er eines meiner Gemälde, das irgendeinen Mix aus einer Giraffe und einem Elefant darstellen sollte.

"Hey, das ist ja wohl glasklar. Vorne ist eine Giraffe und hinten ein Elefant."empört hatte ich mir eine Hand in die Hüfte gestämmt, musste mir jedoch das Lachen zurück halten, als Benji begann das Bild genauer zu mustern.

"Also Künstler solltest du schonmal nicht werden." lachend legte er das Bild zur Seite.
Beleidigt schüttelte ich den Kopf, "Naja, babysitter wohl auch nicht."

Gerade als mein bester Freund etwas erwidern wollte, stürmte Luise in den Raum.
"Schaumparty!" schrie sie begeistert und hüpfte währenddessen auf und ab wie ein Flummi. Gerade noch so konnte ich sie davon zurückhalten, sich in den Schaum zu stürzen.

"Luise, wenn du mir versprichst, dass du dich nicht schmutzig machst, darfst du uns helfen, ja?"
Mit großen kulleraugen blickte sie mich an. "Ja!" euphorisch kreischte sie und begann mit einem Handtuch die Fliesen zu trocknen.

Nach ungefähr zwei Minuten hatte die kleine keine Lust mehr und war auf einen Stuhl geklettert, um uns zuzuschauen.

"Ist Onkel Benji dein Prinz?" völlig verträumt beobachtete Luise den braunhaarigen.
Welcher daraufhin ruckartig zu mir blickte.

Ich erinnerte mich sofort an die Gute Nacht Geschichte, die ich der vierjährigen vor kurzem erzählt hatte. Sie war daraufhin fest davon überzeugt, dass jedes Mädchen einen Prinz an der Seite haben sollte.

Grinsend strich ich ihr die Haare aus dem Gesicht und beugte mich zu ihr hinunter, "Er ist mein Prinz, er weiß es nur noch nicht. Also pssst!"
Ich hielt mir geheimnisvoll einen Finger vor den Mund. Ehrfürchtig nickte Luise und tat danach so, als ob sie ihren Mund verschließen würde.

Benji schaute zwischen uns beiden hin und her und zog eine Augenbraue in die Höhe.
"Mädchengespräche" ich zuckte mit den Schultern.

Ungefähr 20 Minuten später war so gut wie alles beseitigt, auch die Farbe auf meiner Haut war weg geschrubbt, lediglich die nassen Handtücher waren noch am trocknen.
Wenig später kamen auch schon Luises Eltern nach Hause.
Etwas unbehaglich tischte ich ihnen auf, dass im Esszimmer ein Saft Glas umgekippt war und ich blöderweise dann auch noch den Putzeimer umgestoßen hatte.

Glücklicherweise kauften sie es mir ab, jedoch hatte ich im Nachhinein ein wenig Schuldgefühle bekommen.

An der Tür verabschiedete sich Luise brav von uns. Bevor Benji und ich jedoch gehen konnten deutete die kleine, dem braunhaarigen an, zu ihr hinunter zu kommen.
Woraufhin sich Benji ächtzend vor sie kniete.

Grinsend betrachtete ich, wie sie ihm etwas ins Ohr flüsterte und er daraufhin die Stirn runzelte.
"Versprich es mir." Luise hielt Benji ihren kleinen Finger hin, mit dem er seinen verhakte. "Versprochen" schmunzelte der braunhaarige.

"Bis Mittwoch Luise." ich winkte der kleinen ein letztes Mal zu, ehe wir in die Dunkelheit verschwanden.

Draußen war es noch ungewöhnlich warm für die Uhrzeit und es roch nach Regen.
Tief atmete ich ein und betrachtete Benji, der stumm neben mir her lief.
"Na cowboy, hat dich die kurze Zeit mit einem Kind so ausgepowert?"

Benjamin stöhnte bei seinem Spitznamen gequält auf. Ich wusste wie sehr er ihn hasste, aber den würde er nie mehr weg bekommen.

"Luise hat mir eben gesagt, dass du ihr erzählt hast, dass jedes Mädchen dazu bestimmt ist einen Traumprinzen zu finden."
Seine Stimme klang tief in der Dunkelheit.
"Ach, hat sie das?" fragte ich grinsend, als Benji plötzlich stehen blieb und sich zu mir drehte.

Das fahle Licht der Straßenlaterne fiel in sein Gesicht und warf Schatten über seine Gesichtszüge.

"Sie hat mir ebenfalls ein Geheimnis verraten."
Ich starrte den braunhaarigen an, ich ahnte böses.
Eigentlich hätte es mir klar sein sollen.

Benji trat einen Schritt auf mich zu. Plötzlich musste ich nach oben schauen, um ihm überhaupt in die Augen sehen zu können.
Mein Herz machte einen kleine Satz, als ich warme Hände an meiner Taille spürte.

"Weißt du, hätte ich das eher gewusst, hätten wir schon viel früher Prinz und Prinzessin sein können."

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