Julian Brandt (1)

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-Für Julia91100-

Zum dritten Mal in dieser Nacht wurde ich von Darians Gebrüll wach.
In meinem Magen hatte sich ein ganz mulmiges Gefühl zusammen gebraut. Mein kleiner war eigentlich schon vor einigen Monaten ein Durchschläfer geworden und dass er jetzt schon zum wiederholten Male wach wurde beunruhigte mich ungemein.

Stöhnend schaltete ich das Licht an und lief in sein Zimmer. Er hatte sich bereits an die Gitterstäbe seines Bettes gekrallt und schrie, wie am Spieß.
Ich hob Darian hoch und setze ihn mir halb auf die Hüfte. "Alles wird gut Mausi." säuselte ich und strich ihm einige Male über die wirren Haare.
Er wimmerte noch ein wenig, gab dann aber Ruhe. Zusammen gingen wir in die Küche. Es war Fünf Uhr morgens, an Schlaf war jetzt auch nicht mehr zu denken.
Als ich den zweijährigen kurz absetzen wollte, um mir ein Glas Wasser einzuschenken, quengelte er sofort und streckte seine Ärmchen nach mir aus.

"Was ist nur los mit dir?" flüsterte ich mehr zu mir selbst, da Darian mir sowieso keine Antwort geben würde.
Ich schaukelte meinen Sohn auf den Armen, bis er wieder herzhaft begann zu gähnen und seine Augen schloss.
Weiter lief ich im Wohnzimmer umher, damit wir in Bewegung blieben.

Ungewollt flog mein Blick auf den Bilderrahmen an der Wand.
Ich betrachtete das Bild von nahem, eigentlich kannte ich es in und auswendig. Es war, abgesehen von Darian, das einzige in dieser Wohnung, das mich noch so richtig an ihn erinnerte.

Ich schaute in das friedliche Gesicht meines Sohnes. Die unverkennbaren hellen Haare, die beiden Grübchen. Er hatte mehr von ihm, als von mir und dabei wusste Julian auch nach zwei Jahren noch nicht, dass Darian überhaupt existierte.

Es war damals eine ganz kurzfristig und unbedachte Entscheidung von mir. Doch für Julian war es das Beste. Er konnte neben dem ganzen Druck im Profisport nicht auch noch ein Kind gebrauchen, um das er sich sorgen sollte. Gerade damals, als er wechselte machte er schwere Zeiten durch. Natürlich wollte ich ihm in dieser Zeit beistehen und helfen, aber als ich erfuhr, dass ich schwanger war fiel mir nichts besseres ein, als einfach zu verschwinden.
So zog es mich von Dortmund zurück zu meinen Eltern, nach Kiel. Wo Darian und ich Schritt auf Tritt unterstützt wurden.

Und aufeinmal wurde mir klar, wie sehr Julian mir fehlte. Die ganze Zeit über war ich so gestresst, dass ich unsere gemeinsame Vergangenheit verdrängt hatte. Die zwei Jahre an seiner Seite waren die wohl schönsten Jahre meines bisherigen Lebens und gingen nicht gerade unversehrt an mir vor bei.

Vielleicht war es an der Zeit ihm die Wahrheit zu erzählen. Er hatte es verdient Darian kennen zu lernen, so fern er das auch wollte.

•••

Keine Woche später saß ich dann schon im Zug nach Dortmund. Ich hatte mich bei Jannis erkundigt, dessen Nummer ich noch auf meinem Handy hatte. Er war mehr als nur schockiert, dass ich mich von heute auf morgen einfach wieder meldete, er reagierte verständlicherweise auch erst ein wenig wütend, aber nachdem ich ihm meine Situation geschilderte hatte zeigte er Verständnis. Er war ganz scharf darauf Darian kennen zu lernen und schickte mir dann auch Julians Adresse.
Ich hatte mir vorgenommen direkt zu ihm zu fahren und die Nacht über dann in einem Hotel zu bleiben, damit ich Morgen wieder zurück fahren konnte. Darian blieb solange bei meinen Eltern.

Gegen Nachmittag stand ich vor dem großen Mehrfamilienhaus, in dessen Loft der Fußballer wohnte.
Mit dem Fahrstuhl fuhr ich nach oben und versuchte meinen Atem unter Kontrolle zu bringen. Mein Herz raste, als ich den Namen Brandt unter der Klingel identifizieren konnte. Schnell presste ich den Knopf und hielt den Atem an.
Meine größte Angst war, dass er gar nicht erst mit sich reden ließ. Dann wäre jeder Aufwand umsonst gewesen.

Im Inneren regte sich etwas und wenig später wurde die Tür einen Spalt weit aufgezogen.
Grüne Augen strahlten mir entgegen.
Er hatte sich kaum verändert. Ein paar Lachfalten mehr. Aber die Grübchen und die Haare waren noch genau die gleichen.
"J-julia?" stotterte er total ungläubig und schob die Tür weiter auf, so dass ich ihn ganz sehen konnte.

"Was zur Hölle hast du hier verloren?" warf er mir scharf entgegen, nachdem er sich eine Weile gesammelt hatte. Seine Miene wirkte jedoch hin und her gerissen.
"Ich-" ich stockte, ja, wie genau sollte ich ihm eigentlich beibrigen, dass er schon seit zwei Jahren Vater ist.
"Ich muss dir die Wahrheit erzählen." meinte ich nun und wartete seine Reaktion ab.
Julian fuhr sich über sein Gesicht, bevor er wieder völlig seine Fassung verlor. "Was denn für eine Wahrheit bitte? Du bist gegangen, einfach so." seine Stimme hob sich. "Ohne auch nur ein Wort zu sagen. Ich hatte Angst um dich." es war in ein ehrliches Brüllen übergangen.
Ich kämpfte mit den Tränen "Es war besser so." beteuerte ich leise.

"Inwiefern soll das besser gewesen sein. Ich lag tagelang in meinem Bett und hatte Schmerzen, von denen ich vorher nicht einmal wusste, dass sie existieren. Ich hatte fast den Fußball aufgegeben." diese Worte riefen auch in dem Dortmunder Erinnerungen hervor.
Es blieb still, mir fehlten schlichtweg die Worte um das was ich verursacht hatte zu beschönigen.
"Ich dachte nach allem, was wir zusammen erlebt hatten, könnte uns nichts mehr trennen." er lachte ironisch auf "Falsch gedacht." Julians Stimme klang in diesem Moment so hart, als ob er alle seine Gefühle verloren hätte, aber das stimmte nicht.

"Ich wollte nicht's mehr, als das. Versteh das doch, aber wenn ich geblieben wäre, hätte das alles noch schlimmer gemacht." verzweifelt war ich ein Stück näher getreten.
"Glaube ich nicht. Du hättest einfach reden müssen." meinte er enttäuscht.
Ich versuchte er erneut, energischer "Ich hatte guten grund zu gehen." Hönisch hörte ich Darians Vater lachen "Ach ja, deinen neuen Lover, oder wie?"

In diesem Moment platzte mein Geduldsfaden, "Schwanger, ich war schwanger!" meine Stimme überschlug sich und erschöpft ließ ich mich nach diesen Worten gegen den Türrahmen fallen.
Julians Augen hatten sich geweitet, ungläubig starrte er mich an. Suchte meinen Körper nach irgendwelchen Indizien ab.
"Nein, das kann nicht sein. Wir haben immer verhütet." beteuerte er sofort und kratzte sich am Kinn.

"Dann erklär mir das" ich zog mein Handy hervor und schaltete es an. Sofort strahlte uns Darian entgegen.
"Das-" der Fußballer riss mir das Handy geradezu aus der Hand.
Er ließ den Satz jedoch unbeendet und starrte das Bild weiterhin an.
Als mein Handy ausging, machte er es wieder an. Das ging eine ganze Weile so, bis er aufschaute.
"Das ist mein Sohn" es klang weniger nach einer Frage, eher nach einer Aussage.
"Kann ich mehr Bilder sehen?" Julian war total geflasht, weshalb ich mein Smartphone entsperrte und begann meine Galerie zu präsentieren.
Von Schwangerschaftsbildern, bis hin zu Videos von Darian heute. Life und in Farbe.

Auf Jules Gesicht war keine Spur von Wut oder Trauer zu erkennen. Er strahlte nahezu.
"Darf ich ihn irgendwann kennelernen?" fragte er vorsichtig und legte seinen Arm um mich, als ich nickte.

-

Gerade hab ich wieder voll den Schreibflow hehe.

Ich hoffe der OS gefällt dir, auch wenn es so lange gedauert hat.

Was haltet ihr von dem ganzen Tumult um den Corona Virus?
Ich hab um ehrlich zu sein ein wenig Angst, aber ich hoffe, dass das bald unter Kontrolle gebracht wird.

Bis dahin, bleibt gesund und munter🙈.

See you♡

Fußball Oneshots -boyxgirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt