Kapitel8

231 18 5
                                    

Ich schlug meine Augen auf, schloss sie aber sofort wieder als mich das grelle Licht der Sonne blendete.
Ich blinzelte kurz, bis ich mich an das Licht gewöhnte und setzte mich dann auf. Mein Zimmer war vom morgendlichen Sonnenlicht hell erleuchtet und erst jetzt erkannte ich wie schön es eigentlich war.

Ich schwang meine Beine vom Bett und begab mich zu meinem Kleiderschrank. Ich zog mich an und machte mich im Bad fertig. Sprich, Zähne putzen, Haare machen und das alles.

Müde schlenderte ich die Treppe hinunter zur Küche. Der Vorfall von letzter Nacht ging mir stets durch den Kopf.
"Guten Morgen." Meine Mutter stand direkt vor mir und schaute böse zu mir runter.
"Morgen." murmelte ich und ging an ihr vorbei.

"Kannst du mir mal sagen was du gestern Nacht hier veranstaltet hast?!" Jetzt wurde sie laut. Offensichtlich meinte sie das zerbrochene Geschirr. "Ich habe garnix gemacht." antwortete ich.
Naja es stimme ja. Ich bin es nicht gewesen.

"Ach nein?! Wer hat dann das ganze Geschirr zerbrochen? Ein Geist?!" Ich riss meine Augen auf. Ein Geist...War es ein Geist? Es muss ein Geist gewesen sein. Welcher normale Mensch hat schließlich so eine komische Augenfarbe?
Allerdings bin ich schlau genug, um zu wissen das es so etwas wie Geister garnicht gibt.

Ich stellte mir immer mehr Fragen und je länger ich drüber nachdachte, desto verwirrter wurde ich und es wurde immer unheimlicher.
"Hallo?!" meine Mutter riss mich aus meinen Gedanken.

"Eh ja..Mum ich muss dann jetzt los...Schule undso. Bis später, hab dich lieb." ich schnappte mir einen Apfel und verschwand durch die grosse Tür nach draussen.

In der Schule hielten Mia und ich unseren Vortrag und bekamen sogar eine eins dafür.

***

Gelangweilt saß ich auf meinem Bett. Ich schaute durch mein Zimmer doch mein Blick stoppte bei der Schublade, in der sich das Tagebuch befand.
Langsam öffnete ich sie und nahm mir das Tagebuch. Ich legte es auf mein Schoß und starrte einige Sekunden auf das Cover, dann schlug ich es auf, bis zu der Seite, wo ich das letzte mal gelesen hatte.

Ich zögerte kurz, bis ich dann aber weiter las.

Als ich letzte Nacht in die Küche kam, stockte mir der Atem. Der Boden verschmiert mit Blut. Die Wände voller Blutspritzer. Mein Vater, tot. Man hat ihm Messer durch die Hände gestochen und ihn so an die Wand gehangen. Wie ein einfaches Blatt Papier an einer Pinnwand. Sein Kopf hing zur Seite nach unten und sein Hals war brutal aufgeschlitzt worden. Ein weiteres Messer in seinem Bauch, von dem Blut tropfte. Ich hatte das Gefühl ich muss sterben, so schlecht konnte ich atmen.
Mein Schwester schläft, denke ich zu mindest. Ich hab ihr noch nichts davon erzählt. Sollte ich das tun?
Was soll ich überhaupt tun? Es sieht so aus als bringe man nach einander meine Familie um. Und das so brutal, dass man kotzen muss, wenn man sich nur erinnert. Und was wenn meine Schwester auch in diesem Klaster ist? Was, wenn ich auch getötet werde? Ich habe Angst, doch keiner wird mir helfen.

Ich schloss das Buch sofort und legte es zurück. Oh gott. Ich will hier weg. Wenn es wirklich alles stimmen sollte, was in diesem Tagebuch geschrieben ist, will ich sofort hier weg. Man hat Calums Eltern getötet, und zwar auf eine unmenschliche  Art und Weise. Was muss man für ein Mensch sein, dass man jemandem so etwas antun kann?

Ich atmete schwer und die ganze Story nahm mich ziemlich mit. Wird es uns auch so ergehen? Und was ist mit Calum und seiner Schwester passiert?
Wieder schwirrten tausend ungeklärte Fragen durch meinen Kopf.
Plötzlich ertönte ein Knacken, das mich zusammen zucken ließ. Dann ein Quietschen. Ich stand auf und stellte mich ans Fenster.

Das Gartentor, welches mit dem Zaun zusammen unser Haus umschloss, öffnet und schließt sich abwechselnd. Langsam und mit einem ohrenbetäubenden Quietschen. Ich spürte die Gänsehaut auf meinem ganzen Körper. Nicht das es schon gruselig genug war, das Tor bewegte sich wie von Geisterhand. Es war windstill und niemand in der Nähe.

Panik breitete sich in mir aus. Meine Mutter war nicht zuhause. Nur ich. Ganz allein. In einer Geistervilla. Mit gruseligem Gartentor.
Mein Atem stockte schlagartig, als ich laute Atemstöße hinter mir vernahm. Umgedreht habe ich mich nicht. Dafür hatte ich zuviel Angst.

Und selbst, wenn ich wollte, ich konnte mich garnicht bewegen. Mein Körper war wie eingefroren.
"Wie gefällt dir der Eintrag?" Eiskalter Atem an meinem Nacken lies mich zittern.
Zwei Hände legten sich auf meine Schultern. Ich atmete gefühlt 10 Mal so schnell, wie normal.

Ich hatte Todesangst. Ruckartig wurde ich gedreht, sodass ich der Gestalt vor mir direkt ansehen konnte. Er war größer als ich, weshalb ich auf seine Brust starrte.
Dieses weiße, zerfetzte Hemd und die skinny Jeans, verrieten mir, wer da vor mir stand.

Langsam glitt mein Blick an ihm runter und blieb bei einem der Löcher in seinem Hemd stehen. Man konnte einfach durchgucken.

"Bitte tu mir nichts." meine Stimme zittrig und so leise, dass man sie warscheinlich kaum hörte.
Ein Grinsen umspielte seine Lippen und er löste seine Hände von meinen Schultern. Doch auf einmal war er weg. Ich war allein im Zimmer.
Hastig sah ich mich um. Schaut zu meinem Bett rüber aber er war nirgends. Erleichtert atmete ich aus.

"Würde ich doch nie tun." Ich wurde mit einem Ruck gegen die Wand geschleudert und ich schrie auf. Meine Füsse berührten den Boden nicht mehr. Mein Atem ging flach und mein ganzer Körper schmerzte. Ich hatte meine Augen geschlossen und wimmerte leise.

Eine eiskalte Hand streifte meine Wange und liess mich zittern.
"Scarlett? Ich bin wieder da!" Oh gott sei Dank meine Mum. Ich fiel auf mein Bett, schaute mich wieder in meinem Zimmer um und war deutlich froh, dass es endlich vorbei war.

Die Zimmertür öffnete sich und meine Mutter schaute grinsend durch den Spalt. "Na. Hast du auch Hunger?" sie trat ins Zimmer und setzte sich zu mir.
Ich nickte kurz. Meine Mutter strich mir durchs Haar und küsste meine Stirn. "Gut. Dann komm gleich runter, ja?"
Wieder nickte ich und meine Mutter verschwand nach unten.

Dieses Haus macht mich kirre. Ich will nicht mehr hier wohnen. Mia hatte recht. Es spukt, es ist gruselig und ich will hier einfach nicht wohnen. Wer weiß, was dieses komische Calum Geist oder was auch immer, mit mir gemacht hätte, wenn meine Mutter nicht nach Hause gekommen wäre.

Hätte er mich umgebracht? Ich will garnicht wissen, was passiert wäre. Ich werde niewieder in diesem Tagebuch lesen. Dann lässt er mich bestimmt in Ruhe. Hoffentlich.

Das Tagebuch ~ Calum FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt