Kapitel3

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In der darauf folgenden Nacht, lag ich die ganze Zeit wach im Bett. Das Buch in der Schublade ließ mir einfach keine Ruhe.

Ich machte ein kleines Licht an, öffnete die Schublade und nahm das Buch daraus. Ich starrte einige Sekunden auf das Cover, bevor ich es schließlich aufschlug.

Auf der ersten Seite stand: Nicht lesen. Eigentum von Calum Hood.

Es war mit einem Füller geschrieben und gut lesbar.

Ich schlug die nächste Seite auf. Diese war ganz beschriftet, in der selben Schrift, mit dem selben Füller.

Die ersten Worte versicherten, dass es ein Tagebuch sein musste.

"Liebes Tagebuch." Ich musste mir ein wenig das Lachen verkneifen, da dieses Tagebuch offensichtlich von einem Jungen geschrieben wurde, und das ja eher ungewöhnlich ist.

Heute sind wir, also meine Mum, Dad, Mali und ich in ein neues Haus gezogen.

Wir hatten also etwas gemeinsam: Wir sind beide neu in dieses Haus gezogen. Und obwohl ich den Jungen überhaupt nicht kannte, war er mir sympathisch.

Ich las weiter.

Dad sagte, er verdiene mehr Geld und dass wir uns jetzt ein großes Haus wie dieses leisten können. Meine Mutter war total begeistert von dem Haus und auch meine Schwester wollte für immer hier bleiben. Mir jedoch ist das Haus unsympathisch. Es hat etwas, dass mich einschüchtert und mir Angst macht. Ich weiß nicht warum, aber ich habe kein gutes Gefühl.

Ein plötzliches Knarren  gewann meine Aufmerksamkeit und ich hörte auf zu Lesen.

Ich hörte Schritte auf dem Flur und mein Herz schlug automatisch schneller. Sie wurden immer lauter, kamen näher und stoppten dann vor meiner Tür.

Mit aufgerissenen Augen starrte ich auf die Tür meines Zimmer und bewegte mich keinen Centimeter.

Es klopfte und mir entfuhr ein leiser Schrei.

Die Tür öffnete sich und meine Mutter spähte durch den Spalt in mein Zimmer. Ich atmete erleichtert aus.

"Ich habe das Licht durch das Schlüsselloch gesehen und wollte nach dir sehen, da du noch nicht schläfst" sie schaute auf das Buch in meinen Händen. "Was hast du denn da für ein Buch?" fragte sie anschließend.

Auch ich schaute das Buch an und sah dann wieder zu ihr.

"Ach nur so einen langweiligen Roman aus der Bibliothek." log ich.

Ich wollte ihr nicht erzählen, dass es ein altes Tagebuch war. Sie würde mir sowieso nur Vorwürfe machen wie unhöflich es doch sei in fremden Tagebüchern zu lesen. Die Predigt konnte ich mir echt sparen.

Meine Mutter nickte. "Du ich find es echt toll, dass du mal liest. Aber du solltest langsam schlafen gehen es ist spät." sagte sie und setzte ihr freundliches Lächeln auf.

Ich nickte nur und meine Mum schloss die Tür und ging zurück auf ihr Zimmer.

Ich verweilte ein paar Minuten in der selben Position, bis ich dann das Buch zurück legte und mich hinlegte, mich zudeckte und letztendlich einschlief. 

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Am Morgen wurde ich von einem Klirren und das dauraffolgende "Mist!" geweckt. Ich stand auf und ging nach unten. Im Wohnzimmer hockte meine Mutter auf dem Boden und sammelte ein paar Glasscherben ein. "Was ist passiert?" fragte ich mit noch verschlafener Stimme.

"Ich wollte ein bisschen Staubwischen dabei ist mir dieses Bild heruntergefallen." sie stand auf, mit dem Bilderrahmen in der Hand. Es war das Familienfoto, was auf dem Kamin gestanden hat. Auf unerklärliche Weise wurde ich panisch, da es  mir schien, als wäre das Bild derjenigen Familie ziemlich wichtig. Und wir haben es kaputt gemacht. 

Ich folgte meiner Mutter in die Küche. Sie warf die Scherben und den Bilderramen mit dem Bild darin in den Mülleimer. Ich ließ mich auf einen der Stühle fallen und starrte emotionslos an die Wand. "Willst du nicht mal den Garten erkunden?" fragte meine Mutter so, als wollte sie mich loswerden.

Aber es war tatsächlich keine schlechte Idee. Ich antwortete mit einem stumpfen "Ja." und stand auf. Ich ging in die Eingangshalle, blieb vor der großen Haustür stehen. Sie war irgendwie beängstigend, wie eigentlich alles in diesem Haus und ich hätte schwören können, dass irgendwas mit diesem Haus nicht stimmte. 

Da erinnerte ich mich an den Tagebucheintrag. 

 Es hat etwas, dass mich einschüchtert und mir Angst macht. Ich weiß nicht warum, aber ich habe kein gutes Gefühl. 

Calum, dem das Tagebuch gehörte, hatte das selbe gedacht. 

Ich öffnete die schwere Tür und lief raus in den Vorgarten. Ich schaute stumpf geradeaus und mir fiel auf, dass unsere Auto nicht mehr dort stand, wo meine Mutter es geparkt hatte. Letzendlich dachte ich mir nichts dabei, wird wohl einen Grund haben. Vielleicht war es in der Werkstatt oder Mum hat eine Garage gefunden. Ich lief am Haus entlang in den Garten. Er war ziemlich groß und erst jetzt wurde mir klar, dass das Grundstück generell ziemlich groß war. Mir stieg sofort die Frage des Preises in den Kopf.

Mum und ich durchleben gerade eine Trennung, wir hatten garnicht so viel Geld. Wieder erinnerte ich mich an den Tagebucheintrag.

Dad sagte, er verdiene mehr Geld und dass wir uns jetzt ein großes Haus wie dieses leisten können.

Es musste ja etwas mehr gekostet haben.

Zurück zum Garten. Es war ein kleiner Weg in der Mitte der Rasenfläche. Dieser führte zu einer kleinen Steinfläche, auf der eine große Statue stand. Es war eine männliche Statue und sie war nackt. Der komplette Garten war umkreist von einer hohen Hecke. Am Ende des Gartens befand sich ein kleiner Teich, jedoch ohne Fische. 

Auf dem Rasen waren hin und wieder ein paar Blumen gepflanzt worden, diese waren jedoch verwelkt.

Ich fand den Garten langweilig also trottete ich zurück ins Haus. Ich ging in das Wohnzimmer und setzte mich auf das Sofa. Es herrschte eine unangenehme Stille im Haus und als ich plötzlich das Familiefoto auf dem Kamin sah, lief mir ein kalter Schauer über den Rücken und bereitete mir Gänsehaut. Ich nahm das Bild in die Hände und betrachtete es von allen Seiten. Es war heile, völlig unversehrt, als wäre nie etwas passiert. Dabei hatte Mum es doch weggeworfen.

Ich ging, ich rannte fast, in die Küche und öffnete den Mülleimer. Weg. Das Bild war weg. Aber warum sollte Mum es wieder zusammenkleben, wenn sie es davor nicht interessiert hat und sie es wegschmeißen wollte? Und hätte man nicht die einzelnen Risse in der Scheibe des Bilderrahmens gesehen? 

Mir schwirrten tausende  Fragen im Kopf und ab jetzt war es mir klar. Hier stimmte wirklich etwas nicht und ich hatte den Drang danach, herraus zu finden, was das war.


Das Tagebuch ~ Calum FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt