Kapitel6

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Ich legte mich zum Schlafen zurück ins Bett. Ich schlief schnell ein wurde jedoch mitten in der Nacht von dem Gewitter geweckt. Es donnerte und die Blitze erhellten immer wieder mein Zimmer.
Als plötzlich zwischen den Blitzen eine Gestalt im Zimmer zusehen war, schreckte ich hoch.
Die Gestalt stand vor meinem Schrank und starrte stur zu mir rüber. 

Es war ein Junge, das war ganz klar zu erkennen. Er trug ein weißes, zerfetztes Hemd und eine schwarze Skinny Jeans. Man konnte durch die zahlreichen Löcher in seiner Kleidung durchschauen. Das bereitete mir Gänsehaut. Man konnte einfach durchschauen. Keine Haut, keine Knochen, nichts.

"Wer bist du?" brach ich mit zittriger Stimme herraus. Er sagte nichts, kam einfach näher. Er näherte sich in langsamen, kleinen Schritten und plötzlich stand er direkt vor meinem Bett. Schaute stur zu mir runter. "Du hast also mein Tagebuch gelesen?" sagte er monoton. Seine Stimme war dunkel und schüchterte mich ein.

"Hat man dir nicht beigebracht, dass man nicht in Fremder Tagebücher liest? Hat man dir nicht beigebracht, dass dies ünhöflich und inakzeptabel ist?" Ich traute mich nicht ihn anzuschauen, schaute deshalb seitlich auf die Matratze. Ich antwortete nicht. Plötzlich lachte er. Es war ein kaltes und raues Lachen, das keineswegs fröhlich war. "Ist schon okay. Ich schätze es, dass sich jemand für mein Leben interessiert."

Wieder blitzte es und er war auf einem Mal verschwunden. Was zur Hölle war das? Das war ganz klar Calum. Aber er war kein normaler Mensch, das war ja offensichtlich. Ich saß immernoch total geschockt und zusammengekauert auf meinem Bett. Die Beine eng an den Körper gepresst. Mein Herz schlug schnell und mein Brustkorb bewegte sich hastig auf und ab. Ich legte mich leicht zitternd wieder hin und deckte mich zu. 

Ich starrte an die Decke bis ich schließlich einschlief.

***

"Scarlett! Stehst du auf?" meine Mutter weckte mich wie immer pünktlich. Ich rieb mir die Augen und setzte mich auf. Die gestrige Nacht ging mir nicht aus dem Kopf und ich musste ständig daran denken.

Ich zog mich an und meine Mutter bracht mich zur Schule. Ich saß, wie es immer gewesen ist, gelangweilt auf meinem Stuhl und starrte an die Tafel. "In unserem Buch haben wir verschiedene Themen. Ich möchte, dass ihr euch zu zweit zusammenfindet, euch ein Thema aussucht und einen Vortrag vorbereitet, den ihr dann morgen der Klasse vorstellen werdet." sagte Herr Brauer und gewann meine Aufmerksamkeit damit. 

Alle Schüler hatten sofort ihren Partner gefunden, nur ich nicht. "Hey wollen wir zusammen machen?" fragte Mia, meine Sitznachbarin. "Ja okay." antwortete ich und lächelte. Wir suchten uns ein Thema aus und fingen noch in der Stunde mit dem Vortrag an.

Dan klingelte es zum Schulschluss. "Soll ich gleich mit zu dir kommen? Dann können wir sofort mit dem Vortrag weiter machen." schlug Mia vor. Ich bejahte und wir liefen zusammen zu mir nach Hause. Vor unserem Gründstück blieb Mia stehen. "Wie du wohnst in der alten Villa?" sie schien total verstört.

"Uhm ja..Darf man das nicht?" fragte ich sichtlich verwirrt. "Dürfen schon aber ich weiß nicht ob man das will." Ich dachte für einen Moment echt sie wollte mich veräppeln. Wir gingen rein und sie staunte nicht schlecht, als wir in die Eingangshalle kamen. "Voll schön. Und so groß." waren die Worte, die sie raus brachte.

Ich führte sie in mein Zimmer und wir setzten uns auf mein Bett. "Also was meinst du mit dem 'Ob man das will'?" fragte ich sie.
"Sag mir nicht du weißt nicht, was über diese Villa erzählt wird." sagte sie und lachte leicht unglaubwürdig. Ich schaute sie nur verwirrt an.

"Ohman. Vor einigen Jahren wurde eine Familie in diesem Haus umgebracht. Keiner weiß warum oder von wem. Man hat nur die verstümmelten Leichen gefunden. Der Junge der Familie wurde allerdings nicht gefunden. Seit dem Vorfall hat hier niemand mehr gewohnt. Es wird sogar erzählt, dass es spuken soll." sagte sie und musste bei dem letzten Satz lachen.

Es schockte mich etwas. Also war das, was in Calums Tagebuch stand wahr. Und die Gestalt von gestern Nacht war Calum. Ein Toter. Es spukt wirklich. Natoll da hat meine Mutter ja ein super tolles Haus ergattert. 

Wir redeten nicht weiter über die Familie und die Erzählungen über das Haus. Den Vortrag beendeten wir rechtzeitig und ich verabschiedete mich Abends von Mia. Ich rannte sofort zurück in mein Zimmer und schmiss mich aufs Bett. Ich wollte unbedingt erfahren, was es mit Calums Familie auf sich hatte, also holte ich das Tagebuch raus und las darin.

Es ist jetzt 4 Tage her. Meine Schwester ist immernoch total angeschlagen und traurig. Seit dem Tod unserer Mutter redet sie kaum noch und ihr Lächeln vermisse ich auch schon. Sie sitzt nur noch in ihrem Zimmer, spielt ab und zu mit ihren Puppen. Ich sehe sie fast nur noch zum Essen. Mein Vater sehen wir auch fast nie. Er ist ständig arbeiten. Das Geld, was meine Mutter vorher verdient hat, muss er jetzt irgendwie mit reinbringen. Er arbeitet den ganzen Tag, damit wir über die Runden kommen. Heute ist er jedoch nicht nach Hause gekommen. Sorgen mache ich mir nicht. Er ist sicher nur länger arbeiten, damit wir mehr Geld haben, oder?

Ich konnte mir schon denken, was mit seinem Vater passiert ist. Bei dem Gedanken lief mir ein kalter Schauer über den Rücken und ich wollte den Gedanken an seine Familie und ihre Todesursache sofort loswerden. Ich lief ins Bad und ließ mir Wasser in die Wanne laufen. Das brauchte ich jetzt einfach. Ich entledigte mich meiner Kleidung und stieg in die Wanne. Das heiße Wasser umhüllte meinen Körper. Die Wärme stieg sofort in meine Gliedmaßen und ich ließ mich ganz in die Wanne gleiten.

Ich legte meinen Kopf auf den Rand der Badewanne und schloss meine Augen. Die Wärme des Wasser tat so gut. Ich genoss es jede einzelne Sekunde. 
Irgendwann wurde das Wasser kalt und ich stieg aus der Wanne. Ein Handtuch wickelte ich um meinen Körper und eins um mein Haar. Ich lief in mein Zimmer und zog mich an. Meine Haare ließ ich einfach trocknen, wodurch sie sich leicht lockten.

Ich ließ mich in mein Bett fallen und dachte über die Worte von Mia nach. Mich interessierte die Familie und ich wollte wissen, warum man sie ermordet hat. Ich verpsrach mir die Antwort im Tagebuch, war aber viel zu müde um weiter zu lesen. Ich deckte mich einfach zu und fiel schnell in ein unruhigen aber tiefen Schlaf.

Das Tagebuch ~ Calum FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt