Was ist, wenn... - #Kürbistumor

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PoV. Manuel

Genervt lief ich durch die schon relativ ruhigen Gänge unserer Schule und hoffte, dass ich es noch rechtzeitig in die Cafeteria schaffen würde, bevor das ganze Essen weg war. Mein Mathelehrer hatte mich mal wieder aufgehalten und versuchte mich jetzt schon zum dritten Mal, davon zu überzeugen die Schule zu wechseln, damit meine besonderen Fähigkeiten besser gefördert werden konnten, aber wie immer schlug ich dieses Angebot dankend aus. Keine zehn Pferde würden mich dazu bringen diese Schule zu verlassen und damit meinen besten und einzigen Freund Michael komplett in Stich zu lassen. Außerdem fand ich es sogar relativ schön hier, obwohl es definitiv viel zu viele Idioten gab, die dein Leben zur Hölle machen wollten. "Freak!", schrie mir plötzlich einer der Beliebten ins Ohr und rempelte mich von hinten so stark an, dass ich mit einem lauten Knall an den Spind hinter mir knallte. Herablassend drehten sie sich noch einmal zu mir um und lachten mich fies grinsend aus. Genervt versuchte ich mir schnell meinen viel zu großen Pullover wieder zurechtzurücken, während ich meinen Weg in die Cafeteria gedankenverloren fortsetzte.
Seufzend musste ich feststellen, dass das gerade so schmackhafte Essen längst schon ausverkauft war und versuchte so gut es ging dabei meinen knurrenden Magen zu ignorieren. Mein Blick richtete sich auf die Tische, die allesamt voll mit den verschiedensten Schüler*innen waren und schnell versuchte ich verzweifelt in dem Getümmel nach Michael zu suchen. Erleichtert atmete ich aus, als ich meinen besten Freund einsam und verlassen an einem der hinteren Tische erspähte. Sofort begab ich mich zu ihm und setzte mich mit einem schuldbewussten Gesichtsausdruck neben ihn. "Tut mir leid, Micha. Er hat mir schon wieder dieses Angebot gemacht und auf dem Weg mussten die Spinner mich natürlich wieder anrempeln."

Still schweigend beobachtete ich Micha dabei, wie er langsam seinen Blick von seinem Essen auf mich richtete. "Vielleicht solltest du das Angebot annehmen." "Vergiss es. Ich gehe da nicht ohne dich hin.", stellte ich mit fester Stimme sofort klar. "Tja, leider können nicht alle so hochbegabt in Mathematik sein.", scherzte er zuerst lächelnd, aber wurde danach wieder viel ernster, "Ich sage es ja nur. Die körperlichen Angriffe werden immer schlimmer und ich will nicht, dass sie dir später auch noch was antun." Kopfschüttelnd richtete ich meinen Blick zu dem Tisch, an dem die Beliebten momentan saßen und erkannte sofort den Jungen, der mich eben noch angerempelt hatte. Noah war eine Klasse über uns, aber hörte auf alles, was Patrick ihm sagte, obwohl dieser praktisch genauso alt wie wir war. Auch die Anderen taten eigentlich alles, was er ihnen sagte und irgendwie war das ziemlich erbärmlich, da Patrick sich diese Anerkennung sowieso nur gekauft hatte. Seine Eltern waren ziemlich reich und spendeten unserer Schule mit ihrem Geld eigentlich ihr Leben, aber gewiss nur mit der Bedingung, dass ihre beiden Söhne alles bekamen, was sie sich erträumten und das ganz natürlich ohne viel Arbeit. So war Patrick auch Kapitän der Fußballmannschaft geworden, zu mindestens seitdem sein großer Bruder glücklicherweise auf das College gewechselt hatte. Bastian war noch eine viel größere Nummer, als sein kleiner Bruder gewesen und er war wahrscheinlich die einzige Person, auf die Patrick richtig hörte. Erschrocken schaute ich sofort zurück zu Michael, als mein Blick plötzlich von Patrick erwidert wurde. Ertappt versuchte ich ab diesem Moment angestrengt nicht mehr dort hinzusehen.

"Willst du den haben?", erkundigte sich Michael bei mir und hielt mir kurzerhand einen Muffin vors Gesicht. "Du bist meine Rettung!", rief ich freudig und nahm sofort einen großen Bissen von dem leckeren kleinen Kuchen. Trotzdem spürte ich weiterhin, seit dem komischen Blickkontakt von eben, Patricks stechenden Blick auf mir. "Was will er von mir?", sprach ich unbewusst meine Gedanken aus, während ich wieder zu Patrick schaute, der immer noch zu mir blickte. "Was ist, wenn er auf dich steht? Der hat schon öfter herübergeguckt.", kam es sarkastisch von Michael, weshalb ich ihn nur böse anfunkelte. Ich wusste zwar durch ein paar Gerüchte, dass Patrick als pansexuell geoutet sein soll, aber irgendwie ergab das absolut keinen Sinn, da seine Freunde andere queere Menschen lieber in die Mülltonnen warfen, als sich mit ihnen nett zu unterhalten. Aber vielleicht hatten sie so sehr Angst vor dem Braunhaarigen, dass sie sich gar nicht erst trauten, darüber zu urteilen. Und auch wenn er pansexuell war, war ich definitiv der letzte Junge, auf den er stehen würde. Zwar hatte er mir noch nie selbst irgendetwas getan, aber ich wusste ganz genau, dass er es lustig fand seine Freunde auf mich oder auch auf Michael zu hetzen. Sonst würden wir ja wohl in Ruhe gelassen werden.

Oneshots - #Kürbistumor & #ZomdadoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt