Silent Night - #Kürbistumor

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Weihnachtliche Wörter, die ich per Zufall herausgesucht habe und die natürlich eingebaut worden sind: Weihnachtsbaum; Festtagsfreude; Schneeflocken; Geschenkpapier; Adventskalender; Weihnachtslied; Lebkuchen; Plätzchen; Mistelzweig; Weihnachtsfilm

PoV. Patrick

Entspannt lehnte ich mich zurück und genoss die angenehme Wärme, die mir unser Kamin spendete, während ich der leisen Weihnachtsmusik lauschte, die meine Mutter zu dieser Zeit im Jahr nie ausstellen konnte. Der überwältigende Geruch von frischem Gebäck stieg mir in die Nase und auch der große Weihnachtsbaum, den meine Mutter mal wieder viel zu früh gekauft hatte, roch nach der wunderbaren Weihnachtszeit. Für meine Familie war die Weihnachtszeit immer die wichtigste Zeit im Jahr und auch ich liebte Weihnachten sehr, aber vielleicht auch eher, weil man alles essen konnte, was man wollte, ohne dafür verurteilt zu werden. Meine Mutter sah das ganz anders. Sie freute sich schon im Januar auf Weihnachten, um alle ihre Liebsten auf einem Streich wiederzusehen und endlich etwas an unsere Welt zurückgeben zu können. Immer wieder predigte sie, dass man etwas zurückgeben musste, damit man sein eigenes Glück auch ja nicht verlor, was eigentlich ziemlich selbstlos war, aber irgendwie zu gleich auch verdammt egoistisch klang. Jedes Jahr musste sie etwas spenden, ihre leckersten Plätzchen im Dorf verteilen, eine gute Tat ausführen und natürlich ihren heißgeliebten Weihnachtschor leiten, der eigentlich jedes Weihnachtslied sang, das jemals erfunden wurde. Das alles waren natürlich wunderbare Dinge, die das Leben immens verschönerten, aber irgendwie war es mir immer fremd gewesen, dass die Menschen auf solche Ideen erst kamen, wenn die Weihnachtszeit anbrach und sie ihre Festtagsfreude nicht mehr bändigen konnten. Den Rest der Zeit kümmerte sich niemand darum, wie viele Menschen auf der Welt litten und Hilfe benötigen konnten.

"Willst du eins kosten, Schatz?", ertönte plötzlich die sanfte Stimme meiner Mutter, was mich erschrocken aufschauen ließ. Mit einem breiten Lächeln auf den Lippen hielt sie mir einen ihrer preisgekrönten Plätzchen hin, dessen Geruch ich eben schon erhaschen konnte. Dankend nickte ich kurz, bevor ich genüsslich in den kleinen Keks biss, der natürlich so gut wie immer schmeckte. Trotzdem wusste ich, dass nicht viele für mich übrig bleiben werden, da meine Mutter schon bald die meisten verschenken würde. "Schmeckt super!" "Das ist gut. Ich habe dir heute auch noch etwas mitgebracht.", verriet mir meine Mutter grinsend und hielt mir plötzlich eine ganze Packung Lebkuchen vor die Nase. Etwas verwirrt blickte ich zu ihr hoch, da sie mir noch nie Lebkuchen für mich alleine besorgt hatte, obwohl sie genau wusste, wie sehr ich das würzige Weihnachtsgebäck liebte. Jedes Jahr musste ich ihn trotzdem mit meinen Cousinen teilen und wunderte mich nun darüber, dass ich wirklich eine ganze Packung für mich alleine ergattern konnte. "Willst du irgendetwas von mir?", hakte ich fragend nach, während ich mir die große Packung genauer ansah und bemerkte, dass es sogar eine teurere Version war. "Nein? Darf ich meinem einzigen Sohn denn keine Freude machen?" Lachend nahm ich das kleine Geschenk an mich, aber wusste trotz allem genau, dass sie noch etwas in Schilde führte. "Danke, Mama."

Aufgeregt öffnete ich schnell die süßverpackte Schachtel und freute mich schon sehr auf den Genuss von gutem Lebkuchen, den ich schon lange nicht mehr erhaschen konnte. Lebkuchen war zwar etwas wunderbares, aber trotzdem gehörte dieser Genuss nur in die Weihnachtszeit. Langsam zog ich eine Augenbraue in die Höhe, als ich bemerkte, dass meine Mutter immer noch auf der gleichen Stelle stand und mich mit einem komischen Gesichtsausdruck still schweigend beobachtete. Seufzend richtete ich mich also rasch auf und wartete darauf, dass sie mir sagte, was sie vorhatte, doch kein Wort verließ ihren Mund. "Na los. Sag mir endlich, was du von mir willst."
"Okay, du hast mich erwischt.", beichtete sie mir, während sie sich mit einem entschuldigenden Blick neben mich setzte, "Ich brauche deine Hilfe, Patrick. Dir wird das wahrscheinlich nicht sehr gefallen, aber ich bin wirklich verzweifelt." Verblüfft schaute ich sie an und hatte noch keine Ahnung, wobei sie meine Hilfe denn so dringend benötigen könnte. Eigentlich verlief zu Weihnachten alles perfekt bei uns, weswegen ich mich immer gekonnt zurücklehnen konnte, aber dieses Jahr schien es wirklich einmal anders zu sein. "Es geht um den Weihnachtschor. Die Gemeinde verlangt, dass der Chor mindestens aus acht Kindern oder Jugendlichen bestehen muss, aber dieses Jahr kamen nur sehr wenig Freiwillige. Es fehlt nur noch eine Person, aber niemand möchte sich dazu bereiterklären. Du weißt doch, wie viel mir dieser Chor bedeutet." "Nein, Mama! Das kannst du doch echt nicht verlangen. Ich kann nicht einmal singen!", rief ich energisch, als ich verstanden hatte, was sie mich gerade fragte und rückte ein Stück von meiner Mutter weg, da das auf keinen Fall ginge. Sie hatte ja Recht, ich wusste genau, wie viel es meiner Mutter bedeutete, aber es gab nun einmal einen guten Grund, warum sich niemand dazu bereiterklärte. Man musste vor der halben Schule irgendwelche Weihnachtslieder trällern und machte sich damit nur zur totalen Lachnummer. Es reichte mir schon, dass alle wussten, dass meine Mutter dafür verantwortlich war. "Du musst doch auch nicht singen, Patrick! Wir müssen einfach nur auf acht Personen kommen, damit wir singen dürfen! Schatz, ich weiß, dass das nicht dein Ding ist, aber da sind Kinder, die das unbedingt machen wollen.", versuchte sie mich zu überreden und mir ein schlechtes Gewissen einzureden, was mich nur genervt seufzen ließ. "Also soll ich mit sieben Achtjährigen vor der ganzen Schule auftreten, nur damit es ein paar Weihnachtslieder gibt? Komm schon, Mama, das kann ich nicht!" "Erstens gibt es einen Jungen in deinem Alter und zweitens ist der Rest mindestens elf! Es ist doch für eine gute Sache, Pat."

Oneshots - #Kürbistumor & #ZomdadoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt