"...Tränen sein ganzes T-Shirt versaut habe"

461 12 0
                                    

Ich schaue aus dem Fenster und sehe die immer größer werdenden Regentropfen an meinem Fenster runterlaufen. Warum muss ausgerechnet an meinem letzten Tag in Berlin so ein scheiß Wetter sein? Dabei wollte ich doch heute mit meinem besten Kumpel Nick ein letztes Mal mit dem Longboard durch die City cruisen, bevor ich morgen nach Köln ziehe. Ich mein was soll ich da überhaupt? Ich kenn da doch niemand. Wie soll ich da überhaupt jemanden kennen lernen. Schließlich sind Sommerferien, da sind sowie so alle im Urlaub und wenn ich nicht zufällig jemandem über den Weg laufe dann wird das bis ans Ende der Ferien auch so bleiben. Ich wende meinen Blick wieder auf meinen Schrank, der noch darauf wartet von mir auseinander gebaut zu werden. Also zerlege ich ihn, während ich bei Fame is for Assholes von Hoodie Allen laut mit gröle. Plötzlich wird meine Tür aufgerissen und meine Mutter kommt ins Zimmer. „ Sophie mach sofort die Musik aus. Du bist nicht die einzige Person in diesem Haus! " „ Ich weiß, aber manchmal könnte man das echt meinen. Ich meiner ihr interessiert euch echt nie für mich nur wenn es um die Schule oder Fußball geht." „ Mäßige deinen Ton Fräulein sonst streichen wir dir das erste Wochenende mit deinen Brüdern gleich Mal." Shit das ist wirklich ein Grund leise zu sei, meine Brüder bedeuten mir wirklich alles. Allein schon das sie nicht mitkommen nach Köln ist ein Albtraum. Früher haben sie mich immer beschützt und auch heute helfen sie mir noch manchmal wenn ich Stress mit unseren Eltern habe. Ich gehe zur Anlage und drehe die Musik leiser, mit einer kurzen Handbewegung gebe ich meiner Mutter zu verstehen das sie mein Zimmer verlassen soll. Sie kommt meiner Aufforderung nach und schließt hinter sich die Tür. Erschöpft lasse ich mich auf mein Bett fallen. Es ist erst 10 Uhr morgens und schon habe ich Stress mit meinen Eltern. Seit meine Brüder ausgezogen sind ist hier Streit quasi Dauerzustand.

Um 16 Uhr bin ich endlich fertig mit packen jetzt habe noch genug Zeit um etwas mit Nick und meinen Brüdern Lucas und Tommy zu unternehmen. Lucas ist 21, wohnt in Lübeck und ist extra hier her gekommen um uns zu helfen und sich von mir zu verabschieden. Tommy, 19 ist vor 6 Monaten in eine Studenten WG hier in Berlin gezogen weil er es zuhause nicht mehr ausgehalten hat. Wir haben beschlossen ins Kino zugehen um Traumfrauen anzuschauen. Ich weiß das ist jetzt nicht so der typische Jungs Film aber mir zu liebe werden wir den Film trotzdem schauen.

Als der Film vorbei ist und wir das Kino verlassen ist es schon dunkel. Zum Glück hat es aufgehört zu regnen sonst hätte ich jetzt im Regen nach Hause laufen müssen. Lucas muss nämlich leider gleich weiter nach Lübeck und Tommy will nicht nochmal auf unsere gestressten Eltern treffen. Also verabschieden wir uns vor dem Kino als ich die beiden noch ein letztes Mal umarme unterdrücke ich ein paar Tränen. Normaler weiße weine ich nicht aber der Gedanke daran, dass ich die beiden lange nicht sehen werde versetzt mir ein Stich ins Herz. Nun sind Nick und ich alleine. Wir beschließen noch ein letztes Mal durch den Park zu laufen. Auf dem Weg zum Park wirft mir Nick immer wieder aufmunternde Blicke zu. Ich finde es wirklich nett von ihm, dass er versucht mich aufzuheitern und aus der Situation das Beste zu machen, aber ich kann nur an morgen denken. Dieser Tag wird der schlimmste meines Lebens werden und ich kann nichts dagegen machen. Irgendwann sagt er etwas und reist mich so it aus meinen Gedanken. „ Was hast du gesagt Nick?" „ Ich hab dich nur gefragt was los ist. Ich weiß ja, dass dich der Umzug ganz schön mitnimmt, mich ja auch. Aber ist sonst noch was? Ich meine so traurig habe ich dich ja schon ewig nicht mehr gesehen." Ich kann gar nichts dagegen tun, ich spüre wie mir eine Träne über die Wange rollt. Und nicht nur eine, es werden immer mehr. Meine ganze Sicht verschwimmt und ich fühle mich plötzlich so hilflos. Als Nick meine Tränen sieht nimmt er mich vorsichtig in den Arm. Bei ihm fühlte ich mich sicher. Ja er ist mir wie ein Bruder ans Herz gewachsen und ich kann mir nicht vorstellen wie das in Köln ohne ihn werden soll.‏ Nach einer gefühlten Ewigkeit löse ich mich aus Nicks Umarmung. Während ich ihn ansehe bemerke ich, dass ich mit meinen Tränen sein ganzes T-Shirt versaut habe. „ Sorry das wollt ich nicht. Jetzt hab ich dein Shirt ruiniert." „Mach dir nichts draus, du bist es mir wert." Arm in Arm laufen wir schweigend bis zu mir nach Hause. Vor der Haustür bleiben wir beide stehen. „ Ich würde dich ja gerne noch mit hochnehmen, aber du kennst ja meine Eltern die würden total ausrasten und sich wahrscheinlich noch einbilden ich wäre mit dir zusammen oder so." „Ist schon gut ich versteh das vollkommen." Er zieht mich noch in eine letzte Umarmung. Ich versuche mit sein Gesicht genau einzuprägen, dass ich es auch ja nicht vergesse. Klar, es gibt Facebook, Twitter, Skype, Instagram und natürlich WhatsApp aber das alles kann die Realität nun mal nicht ersetzen. Ich gehe ins Haus, stürme in mein Zimmer, mache die Tür zu und breche weinend auf dem Boden zusammen.

-----------------------------------------------

Ich schreibe dieses Buch zusammen mit @natalilaaa. In der nächsten Woche wird wahrscheinlich noch ein neues Kapitel kommen

Wie konnte das passieren ?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt