Kapitel 2 (I)

140 18 1
                                    

Das Elend stieg Legolas in die Nase, noch bevor er die Tür öffnete. Unerträgliches Elend, der Geruch von Todesqualen und den verzweifelten Versuchen, Schmerzen zu lindern.
Er durchmaß den Flur mit den weiß verputzten Wänden, auf denen noch die Streifen der Werkzeuge, die man zum Verputzen gebraucht hatte, zu sehen waren. Eine zweite Tür aus Eichenholz, edel wie der Tod in der Schlacht und ebenso nutzlos erwartete ihn. Er drehte den Türknauf und betrat den von einem Säulengamg umrahmten Innenhof. Heilerinnen und Heiler huschen geschäftig hin und her, Kräuter, Verbände und Tinkturen lugten aus den Taschen ihrer Gewänder hervor und die Stille, die sich hier breit gemacht hatte, war beinahe so unerträglich wie der Anblick.
Aragorn, Arathorns Sohn lag auf einem Bett, das weiße Laken hatte sich stellenweise rot gefärbt und auf seiner Stirn perlten Schweißtropfen, die in seinen Augenbrauen hängen blieben, ehe sie die geschlossenen Lider benetzen konnten.
Eine Heilerin der Elben war da, eine Gesandte aus Lórien. Sie saß auf der Kante seines Bettes und versuchte, ihm etwas Wasser in den Mund zu träufeln.
Legolas fühlte sich wie gelähmt, als wäre das Feuer in seinen Adern nun zu Vulkangestein geworden. Langsam, mit der Präzision eines Elben einen Fuß vor den anderen setzend ging er zu ihm, trat an sein Bett und kniete dort nieder.
Das konnte nicht wahr sein.
Das konnte nicht wahr sein.
Das konnte nicht wahr sein.
"Das ist nicht wahr!" Seine Stimme war lauter als beabsichtigt, trotzig und voller Zorn.
"Das ist nicht wahr...", flüsterte er und senkte seine Kopf auf Aragorn Laken.
Tränen liefen an den Seiten seiner Nase hinab und benetzten den Stoff. Ein Schluchzen schüttelte ihn.

Aralas- Schau nicht zurückWo Geschichten leben. Entdecke jetzt