Die Geister machten ihm Platz.
Legolas versuchte, sie zu ignorieren, nicht daran zu denken, wie sie Aragorn gefolgt waren, wie heroisch Aragorn ihnen die Stirn geboten hatte, wie sein Schwert sich mit dem des Königs der Toten gekreuzt hatte.
Nicht daran zu denken, dass Aragorn hier gewesen war.
Er würde ihn zurückholen.
Er musste.
Es gab keinen anderen Erben. Das war Wunschdenken.
Seine Fackel erlosch in einem Luftzug, doch die Geister leuchteten hell genug, um ihm den Weg zu weisen.
Von der feuchten Decke tropfte es. Eine dunkle Flüssigkeit, eiskalt und klebrig, die seine Wange hinunter kroch, langsam, als würde der Tropfen selbst gegen die Schwerkraft ankämpfen, als würde der Tropfen selbst dem unvermeidlichen entrinnen wollen.Der Gang machte eine Biegung und ein bleicher Glanz erhellte ihn.
Legolas folgte der Kurve und blieb dann stehen, wie angewurzelt, als würde er sich im nächsten Moment in einen Huorn verwandeln, seine Blätter wütend rascheln lassen und bedrohlich knarzen, während Wanderer unter ihm entlang zogen, bis sich ihre Nackenhärchen aufstellten.
Vor ihm lag ein rasch dahinfließender, silbriger Fluss in einem breiten Bett. Der Fluss reflektierte das Licht und warf helle Flecken an die Decke der Höhle.Am Ufer befand sich ein schmaler Steg wie aus eisernen Fäden geflochten, als hätte sie die Hand eines geschickten Maia geschaffen, filigraner als die Werke der Elben. Legolas hatte nicht, gewusst, dass so etwas möglich war.
Zögerlich betrat er den Steg. Er fürchtete, jeden Moment würde eine der dünnen Verstrebungen brechen und er in den seltsamen Fluss fallen, von der silbrigen Flüssigkeit verschluckt und mitgerissen werden, als wäre er nichts weiter als ein Stück Treibholz.
Doch der Steg hielt.
Mit jedem Schritt erzitterte die blaue Laterne, die die letzten Pfosten hing, bevor einen der nächste Schritt ins Wasser führte und die Schatten an den Wänden erzitterten mit ihr.
Das Boot lag auf der anderen Seite, ein schmaler Kahn mit einem einzelnen Mann, der darin saß.
Auch seine Laterne Glimmer blau, und die Ruderschläge, die er tat, waren wie das Flattern von Fledermäusen in ansonsten stiller Nacht. Leise. Kaum zu hören.
Und so glitt das Boot näher.
Der Fuhrmann, der die Ruder führte, strahlte eine beängstigende Ruhe aus, als wäre die Stille seine Waffe und jeder, der sie durchbrach, dem Tode oder noch schlimmerem geweiht.
Als er nur noch ein kurzes Stück entfernt war, griff er ins Boot und entrollte eine dünne Leine, deren Ende er ihm zuwarf.
Legolas fing es mit einer Hand auf. Es war seltsam kühl, wie Eis und er zuckte zurück, bevor er das Boot an den Steg zog.
"Ich habe dich bereits erwartet, Liebender", sagte der Mann und hob den Kopf, sodass seine Kapuze zurückfiel und sein Antlitz preisgab.
Legolas schloss die Augen, öffnete sie wieder, versuchte, zu ignorieren, zu vergessen, was er sah, noch während er es sah.
War das etwa der Tod?
Konzentrieren, Legolas. Er durfte sich nicht beirren lassen.
"Du willst hinüber", sagte der Fuhrmann. Seine Lippen bewegten sich kaum, während er sprach. Hörte Legolas seine Stimme womöglich nur in seinem Kopf?
"Ich verlange eine Bezahlung"
"Bezahlung?"
"Den Ring, den du trägst. Ihn will ich, dann setze ich über" die Lippen des Fuhrmanns verzogen sich zu einem Lächeln und gaben eine Reihe spitzer Zähne frei.
Legolas zögerte.
Es war Barahirs Ring, der Ring, der schon so lange von Erbe zu Erbe weiter gereicht wurde, bis Aragorn ihn während ihrer Verlobung an seinen Finger gesteckt hatte.
Und das einzige Erinnerungsstück, was ihm allein gehörte.
Wenn alles schiefgehen würde, dann wäre er alles, was ihm noch geblieben war, alles, was ihn daran erinnerte, dass das, was er und Aragorn gehabt hatten, mehr gewesen war als ein Traum. Ein Traum, der niemals Wirklichkeit geworden war.
Legolas seufzte, umschloss den Ring mit zwei Fingern und zog ihn ab.
Bedächtig legte er ihn in die ausgestreckte Hand des Fuhrmanns.
"Setz dich, Prinz"
Er stieg in das Boot. Es schwankte leicht unter seinen Füßen, aber das war er gewohnt.
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Aralas- Schau nicht zurück
FanfictionAragorn ist tot. Legolas kann es nicht fassen. Viel zu lange hat er sich davor gedrückt, zu akzeptieren, dass sein Verlobter ein Sterblicher war. Und nun...kann er es immer noch nicht akzeptieren. Er muss ihn zurückholen, unbedingt. Eine Reise zu...