Kapitel 7 (II)

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Legolas' Schritte waren leicht wie die Feder eines Raben, seine Fußspitzen schienen die Steine lediglich anzutippen, dann war er bereits zum nächsten Stein gesprungen.
Der Boden war bedeckt mit ihnen, dichtes Geröll machte jeden gewöhnlichen Schritt zur Qual, doch von Stein zu Stein zu springen, ermöglichte einen sicherere Tritt.
Legolas hatte Hunger. Er vermisste den Geschmack von bröseligem Lembas und gutem Wein, Aragorns Geschichten aus fernen Ländern von lange zurückliegenden Wanderungen, den Geruch des Rauches, in den er sich so gern hüllte, wenn es Abend wurde, und sie, den Arm über die Schulter des anderen gelegt, am Lagerfeuer saßen.
Er vermisste sein Lachen, was ganz und gar nicht königlich war, sondern einfach das Lachen, dass seines war und darum tausend Mal schöner als es das eines jeden Númenórer-Königs hätte sein können.
Er wollte ihn in seine Arme schließen, wollte seine starken Arme spüren, die ihn hielten, und den Bart über seine Haut kratzen lassen, wenn er ihn küsste.
Er wollte seine Stirn an die des Waldläufers legen, lächeln, und seine Finger mit denen des anderen verschränken, wie sie es damals getan hatten, während das Blut eines Orks hinter ihnen im Waldboden versickerte.
Er wollte bei ihm sein.
Wolken türmten sich am roten Himmel auf, der kein Himmel sein konnte, und doch einer war, als wäre Mittelerde eine Scheibe, und die Unterseite der Scheibe der Himmel der Unterwelt.
Ob es wohl auch eine Überwelt gab?
Er brauchte Wasser. Wasser, das seine Lippen benetzte, seine trockene Kehle befeuchtete und seine Augen wieder tränen ließ.
Traurig zu sein, ohne weinen zu können, war eines der schlimmsten Gefühle der Welt.
Legolas' Kopf wurde schwer, er war kaum fähig, sich noch zu halten, doch hielt er den Blick fest auf die Tore des Palastes geheftet, die dort, flankiert von zwei Wächtern, den Eingang dessen bildeten, wo er hoffte, seine Bitte vorbringen zu können.
Je länger er durch die Ebene stapfte, desto unsicherer wurde er sich. Wer in einem solch unwirtlichen Land sein Heim erbaute, war vielleicht unbarmherziger als er wünschte.
Er wusste nicht, wie lange er unterwegs war.
War in Gondor Tag oder Nacht?
Seine Füße wurden immer schwerer, und er setzte sich auf einen Stein, um zu rasten.
Seine Muskeln brannten, wie sie noch nie gebrannt hatten, wie sie niemals hätten brennen sollen. Er war ein Elb. Elben spürten keinen Schmerz nach körperlicher Anstrengung, so etwas wie ein Muskelkater war ihnen unbekannt.
Aber diese Welt spielte nach anderen Regeln.
Und er, Legolas, wollte diese Regeln brechen und seinen Verlobten befreien.
Er musste durchhalten.
Für Aragorn. 
Für ihn.
Und für Gondor, das unter der Hand eines anderen vergehen würde, ehe es den Frühling des Vierten Zeitalters erlebt hatte.
Er sammelte all seinen Mut wie sie einst die Truppen gesammelt hatten, um vor das schwarze Tor zu ziehen, und wie Frodo einst seine letzten Kräfte gesammelt hatte, bevor er lief, um den Ring ins Feuer zu werfen.
Er holte tief Luft, erhob sich.
Gemessenen Schrittes, in Würde und in der Hoffnung, die notwendige Macht auszustrahlen, trat er ans Tor, hob die Hand und klopfte.
Einmal.
Zweimal.
Dreimal.
Seine Knöchel schmerzten.
Das Klopfen hatte metallisch geklungen und irgendwie auch, als wäre der Besitzer des Hauses ein einsamer Mensch.
Als wäre das Schloss Besuch nicht gewöhnt.
Als wäre das Schloss ebenso still wie die Toten.

Aralas- Schau nicht zurückWo Geschichten leben. Entdecke jetzt