Kapitel 1

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Seine Bewegungen waren fließend wie immer, doch war es nun flüssiges Feuer, das durch seine Adern zu schießen schien, als hätte die Schnelligkeit und die Hitze des Kampfes sein Blut zum Kochen gebracht.
Seine Finger umklammerten die Griffe der beiden Schwerter, und ihre Klingen,  so weiß wie Schnee, waren besudelt mit rotem Blut und schwarzem Gift.
Der Kampfeslärm kontrollierte seine Gedanken, schwoll an und wieder ab, Schreie, Rufe, so verzweifelt und voller Schmerz, dass Legolas fürchtete, er würde den Verstand verlieren.
Dann das Gebrüll derer, die sich Mut machen wollten, die ihre eigene Angst niederschreien und in den Boden zu stampfen versuchten, als wäre die Angst selbst nur ein Ork, der ihnen nach dem Leben trachtete.
Seine Klingen wirbelten durch die Luft, schnitten durch Orkhaut wie durch Butter oder Papier.
Ein Ork parierte, griff ihn an und einen Moment lang sah Legolas in seinen Augen Furcht. Als wäre er, Legolas, der Tod selbst mit großen, gefiederten Schwingen, bereit, ihn an sich zu nehmen.
Er sprang auf die Schulter des Orks, leichtfüßig, sein eigenes Gewicht wie eine schwarze Feder, und sein Schwert traf sie Stelle unterm Kinn, wo die Kehle ungeschützt war.
Das Blut sprudelte heraus, Legolas stieß sich ab und landete auf dem Boden, bevor die Knie des Orks einknickten und er stürzte.
Ein Sprung.
Ein Schrei.
Ein Schwertstreich.
Diszipliniert wie die Elben von Bruchtal, wendig und leicht wie die aus dem Düsterwald.
Eine Kriegsmaschine, angetrieben von seinem kleinen Herzen, dessen Schlagen er bis in seine Ohrenspitzen spürte.

Legolas.

Er erstarrte in der Bewegung, fuhr herum.
Da war ein Troll, ein mächtiger Troll.
Er stach heraus aus der Masse der Kämpfenden, und hinter sich, auf dem Weg, den er gekommen war, lagen Leichen. Noch während er schaute, schloss sich die Menge hinter ihm, und die Toten waren verschwunden, verschwunden unter den Füßen derer, die noch um ihr Leben kämpften.
Und dann sah er ihn. Aragorn.
Er wollte ihn warnen, wollte ihn beschützen, aber zwischen ihnen standen so viele...
Die Angst, ein Ork in seinem Herzen, der ihm nach dem Leben trachtete, stieg in ihm auf und der Lärm trat in den Hintergrund.
Das Schwert des Trolls war rostig und voller Kanten, eine große, stabile Fläche aus Metall mit tödlich scharfen Seiten, geschaffen, um selbst den stärksten Kämpfer zu töten, und Aragorn sah klein aus, wie er vor ihm stand, so furchtbar klein...
Der Troll trug einen Helm, der nur noch seinen Mund frei ließ, und das mörderische Brüllen nahm den ganzen Platz ein, erreichte selbst jene, die nahe beim schwarzen Tor kämpften.
Seine Augen schienen zu glühen.
Aragorn parierte einen Stoß, schlug nach ihm, doch all seine Kampffertigkeit war unnütz.
Getrieben von dem Geist seines Herrn stieß der Troll ihn zu Boden, und Legolas verlor ihn aus dem Blickfeld.

Angst. Unerträgliche Angst.

Ob durch das Schwert oder langsamen Verfall, eines Tages stirbt Aragorn.

Wut kochte in ihm hoch, ein Ork fiel, dann ein zweiter, sein Gesicht war verzerrt zu einer hässlichen Maske.
Da war der Hass, ein tobendes, schauriges Geschöpf, das bis in die Tiefen seiner Seele kroch.

Sauron hatte ihm erneut eine Person genommen, die er liebte.

Aralas- Schau nicht zurückWo Geschichten leben. Entdecke jetzt