Mit zitternden Knien nahm ich die Schaufel in die Hand.
„Junis? Du siehst nicht gut aus" brummte Milo und trat auf mich zu.
Seine Worte klangen weit weg und ein kontinuierlicher Piepton klingelte in meinen Ohren.
„Vielleicht muss ich mich nur kurz hinsetzen. Das wird es sein" murmelte ich mehr zu mir selbst. Der Schweiß trat mir auf die Stirn und ich keuchte angestrengt.Milo war an meiner Seite, bevor ich endgültig zusammenbrach.
Die Wachen gaben es auf mich mit dem Halsband dazu zu bewegen aufzustehen und ließen mich schließlich liegen.
„Du weißt was du sagen musst" flötete einer in meine Richtung und ich verzog gequält das Gesicht.
„Wovon spricht er?" wollte Milo wissen, welcher so tat als würde er arbeiten.
„Ich habe sozusagen eine Freikarte. Diese Zygerrianerin von der ich erzählt habe, will das ich hier breche und dann freiwillig zu ihr gehe" nuschelte ich und er schmunzelte.
„Also gebrochen siehst du schon aus. An deiner Stelle würde ich diese Chance nutzen. Wenn du erstmal draußen bist, kannst du vielleicht Hilfe holen und wir kommen alle raus" überlegte mein Bruder und ich grummelte verstimmt vor mich her.
„Ich spiele doch nicht ihr Haustier! Ich bin Soldat, verdammt nochmal!"
„Du hast seit Tagen gehungert und die Kleine ist gestern schlussendlich trotzdem abgeholt worden" stocherte er in der Wunde herum und ich seufzte müde.„Du wirst in diesem Zustand nicht mehr lange durchhalten.
„Ich werde nicht einfach aufgeben" brummte ich und mein Bruder nickte bloß und arbeitete weiter.
Eine Wache wies mich an weiterzumachen.
Doch kaum zehn Minuten später sah ich erneut Sterne und diesmal war Milo oder einer meiner anderen Brüder nicht da, um mich vor dem hinfallen zu retten.
Sie arbeiteten etwas weiter hinten, weil Milo laut den Wachen zulange bei mir zum reden gewesen war.Meine Hände zitterten und der Stiel der Schaufel bohrte sich mir in die Seite, da ich darauf gefallen war.
Der Staub kratzte mir im Hals und ich sah plötzlich nichts mehr, ehe sich alles taub anfühlte.Ich wachte in einem engen Käfig wieder auf. Das Erste was ich vernahm war die Sonne, welche erbarmungslos auf mich hinunter brannte und das der beschissene Käfig in der Luft hing. Ich bin zumindestens draußen und ich lebe noch, versuchte ich das Positive in meiner jetzigen Situation zu sehen. Ich kam jedoch nicht drumherum zu denken, dass das Bergwerk in Sachen mal die Füße ausstrecken angenehmer war. Außerdem hatte ich dort jemanden zum reden.
Staunend starrte ich hinunter auf die unzähligen Marktstände. Bunte Tücher wehten in der Luft und sämtliche Kreaturen wurden zum Verkauf angeboten.
Vielleicht sollte ich wirklich nach dieser durchgeknallten Zygerrianerin fragen und Milos Plan durchziehen.
Schließlich sind meine Brüder immer noch an diesem scheußlichen Ort, obwohl das hier ja wohl kaum besser ist. Mich wundert es echt, dass ich nicht einfach abgekratzt bin.
Wie lange bin ich schon in diesem Käfig?„Hey Süßer, du bist also wach. Dean hat mir erzählt, dass du zusammengeklappt bist.
Du musst nur einen Satz sagen und ich hole dich zu mir" begrüßte mich Muah mit ihrer samtigen Stimme, woraufhin ich zu ihr nach oben starrte.
Sie stand triumphierend auf der Mauer und blinzelte grinsend zu mir herunter.
Ich rollte genervt mit den Augen. Die hatte mir gerade noch gefehlt.
„Ach komm schon. Du bekommst bei mir was ordentliches zu Essen und ein warmes Bad. Du wirst es gut bei mir haben. An die Arbeit im Club gewöhnst du dich auch und vielleicht findest du sogar Spaß daran" lockte sie mich und ich rang innerlich mit mir. Zu mal mein Magenknurren sicherlich mit den Schreien von unten mithalten konnte.
Schließlich hörte ich Milos Worte von heute in meinem Kopf wie ein stetiges Echo beben. Mein Gehirn versuchte mir einzureden endlich klein bei zu geben, um lebend aus dieser Sache herauszukommen. Denn die Sonne brannte sicherlich noch eine Weile.Zähneknirschend wandte ich den Blick von Muah ab, welche mir sehnsüchtige Blicke zuwarf.
„Ju-nis, bitte. Es tut mir weh dich hier noch länger so anzuschauen. Dein hübscher Körper schwindet" bettelte sie und ich ballte meine Hände zu Fäusten.
Widerwillig begann ich einzusehen, dass dies wohlmöglich der einzige Weg ist um etwas an der Situation zu ändern, also nickte ich müde.
Muah schien ihr Glück kaum fassen zu können. Sie quietschte drauflos und rief zackig ein paar männliche Artgenossen zu sich, um mich aus dem Käfig zu bekommen.
Ich ließ das alles geschehen und musste mich echt zusammenreißen, um nicht einen der Zygerrianer versehentlich einen Stoß in Richtung Abgrund zu geben.
Muah grinste über beide Ohren und überraschte mich damit, dass sie mir die Handschellen abnahm, als ich schlussendlich neben ihr stand.
Erleichtert strich ich über meine aufgerissene Haut an den Handgelenken.
„Wenn du schön brav bist, bleibt das so" meinte sie, während sie mich neugierig musterte.
„Mal sehen" witzelte ich, weshalb sie mich sogleich an der Hand festhielt.
„Du redest nur, wenn man dich darum bittet" grummelte eine Wache, welche ich getrost ignorierte. Seine Worte hatte ich allein diese Woche bestimmt schon um die hundertmal gehört.Muah klammerte sich regelrecht an meinen Arm und schmiegte ihre Wange an meine Schulter, weshalb ihr Gesicht etwas dreckig wurde.
Völlig hin und weg blickte sie zu mir hoch und in meinem Kopf begann es zu rattern.
Wenn ich so tue, als würde ich gerne bei ihr sein, wird sie mir eines Tages Vertrauen entgegenbringen und dann ist sie angreifbar.
Je nachdem wie schnell das geht, dauert es bis ich fliehen kann und dann rette ich die anderen.
Milo, du bist unser Held. Ich hätte schon viel eher auf die hören sollen.
„Was ist so lustig, Junis?" riss mich Muah aus meinen Gedanken und ich bemerkte erst dann, dass ich vermutlich so ziemlich am Lächeln war, da sowas wie Hoffnung endlich bei mir wieder innerlich aufkam.
„Ich bin froh bei ihnen zu sein" log ich und Muah nickte zufrieden, ehe sie mich an der Hand mit sich zog.Wo diese verrückte Katze mich wohl hinbringt? Zu ihrem Kratzbaum?
Ich will es eigentlich auch gar nicht wissen.

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Daylight
FanfictionFür Junis als Sanitäter und auch als Klon, der er war, war es schon immer wichtig gewesen Leben zu retten. Vorzugsweise das Leben seiner Brüder. Deshalb fand er auch keine Zeit dafür die blauen Makierungen der 501. Legion auf seiner Rüstung anzubri...