Kapitel 14

67 7 0
                                    



Nach ein paar Stunden machten wir uns bereit, nach Inferi zu reisen.

Cerberus hatte vor, Andres mitzunehmen und mich hier zu lassen. Ich musste auf Ayo aufpassen, während alle weg sind, doch natürlich konnte es sich Andres nicht nehmen lassen, deswegen einen Anfall zu bekommen. Er ließ mich nicht einmal in Cerberus Büro rein, damit ich selbst was zu meiner Verteidigung bringen konnte. Also legte ich stattdessen, wie der artige kleine Sklave, der ich war, ein Ohr an die Tür und belauschte ihre Unterhaltung.

"Du kannst ihm unmöglich genug Vertrauen entgegenbringen, um ihn allein mit diesem Jungen zuhause zu lassen und noch dazu ohne Sklavenmanschetten." wütete Andres. Wenn ich mir jetzt Cerberus finsteren Blick bloß ausmalte, fing mein Körper schon an zu zittern. Ja, ich stand darauf, wenn er anderen gegenüber so richtig barbarisch gegenübertrat. Nichts sagte mehr "Ich liebe dich, Baby", als andere für dich zusammenzuschlagen.

"Ich vertraue ihm", antwortete Cerberus irritiert, "Weit mehr als ich dir vertraue. Er ist ideal dazu geeignet, sich um Ayo zu kümmern."

"Warum? Weil er ein Vater hätte sein können?"

"Weil er ist ein Vater ist. Und pass auf, was du sagst. Wenn du so weiter machst, werde ich nicht zögern, dir deine Zunge herausreißen und sie dir an die Brust zu pinnen."

"So kannst du nicht mit mir reden."

"Ich kann mit dir reden, wie ich will. Du selbst hast mir doch gesagt, dass ich mich wie ein Prinz verhalten soll, und das tue ich auch. Der Prince befiehlt dir, dich verfickt nochmal zurückzuhalten, bevor ich dich für deine Arroganz und deine große Klappe enthaupten lasse." warnte ihn Cerberus. Ich grinste darüber und wollte sie noch weiter belauschen, um Andres Erwiderung zu hören, als ich ein schwaches Ziehen an meinem Hosenbein spürte und nach unten sah. Ayo sah mit großen blauen Augen zu mir hoch, nuckelte an seinen Daumen und hielt seine Puppe im Arm. Ich lächelte ihn an, wand mich von der Tür ab, ging vor ihn in die Hocke und nahm ihm in meine Arme. Scheinbar mochte er es, überall hin getragen zu werden.

Ich trug ihn in die Küche und setzte ihn auf einen der Stühle ab.

"Hast du Hunger? Willst du etwas Obst?" fragte ich ihn. Er nickte eifrig und ich lächelte ihn an, bevor ich einen Teller herbeibeschwor und mir etwas Obst nahm, um es in Scheiben zu schneiden und ein Glas mit Granatapfelsaft füllte. Ich stellte alles vor ihn ab und nahm mir selbst auch einen Apfel, als ich ihm gegenüber Platz nahm. Er futterte ein paar Trauben und Melonenstückchen weg, während er hin und wieder etwas davon, der Puppe vor dem Mund hielt, um sie zu füttern.

Cerberus hatte ihm neue Kleidung zu anziehen gegeben. Einen niedlichen kleinen blauen Hoodie mit Pac-Man-Geistern drauf, eine Jeans und kleinen Socken, auf denen Welpen zu sehen waren. Ich hatte fast damit gerechnet, dass Cerberus ihn in ein Gothic Outfit stecken würde, doch er schien es besser zu wissen. Es war nicht so, dass es schlecht war, wenn ein Kind Gothic trug. Ich wollte bloß nicht das Ayo Bilder von Monstern, Zähnen oder Blut zu Gesicht bekam und sich erschreckte, nachdem was mit seiner Mutter passiert war.

Mein Lächeln verblasste, als ich mich an den Grund für Ayo Aufenthalt hier erinnerte. Cerberus und seine Brüder wollten von Ayo erfahren, was letzte Nacht in Styx passiert war. Es schmerzte mich, Ayo daran erinnern zu müssen. Ich schluckte den Kloß in meinem Hals herunter, verschränkte die Arme auf den Tisch und legt meinen Kopf darauf ab, damit ich über den Tisch zu Ayo sehen konnte.

"Ayo?" fragte ich ihn. Er sah mich schweigend an und neigte neugierig den Kopf. Das brachte mich zum Lächeln und ich rührte mich etwas unbehaglich.

Wächter [malexmale] (Übersetzung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt