23 - Keine Liebesschnulze

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Es war, als würde ein lautes Inferno in meinem Inneren toben.
Überrascht wich Toji zurück. Er kam ins Straucheln und wir gingen unsanft zu Boden.
Ich rappelte mich auf und blieb einfach auf ihm sitzen. Meine Hand schnellte nach vorn und ich schlug ihm mitten ins Gesicht. Dann noch einmal und noch einmal. Er grinste immer noch.
"Los wehr dich schon!" schrie ich ihn an und in meinem Hals bildete sich, langsam aber sicher, ein riesiger Kloß.
"Als was?" fragte er nur und ich sah hasserfüllt auf ihn herab. Die schwarzen Strähnen seiner Haare hingen ihm so tief in der Stirn, dass sie seine Augen beinah vor mir verbargen. An seinen Lippen klebte Blut, von meinen Schlägen.
"Ich bring dich um!" schrie ich lauthals und ich spürte, wie mir Tränen in die Augen stiegen. Mit aller Macht versuchte ich sie zurückzudrängen.

Mein Blick flog durch das großzügige Badezimmer und ich sah mein Katana, am anderen Ende des Raumes liegen. Wenn ich es holen würde, wartete Toji sicher nicht hier, wie auf dem Präsentierteller, deshalb zögerte ich und er schien es zu merken.
Als er sich unter mir bewegte, fuhr ich ungewollt zusammen. Dieser Wurm tauchte kurz auf und Toji zog seinen Dolch hervor, bevor er auch schon wieder verschwand.

Meine Augen weiteten sich. Jetzt war ich es, die ihm ausgeliefert war.
Gerade wollte ich von ihm heruntersteigen und mein Katana holen, doch seine großen Hände ergriffen meine und er drückte mir den Dolch hinein, den er jetzt auf seine Brust richtete, ohne meine Hände loszulassen.

"Beantworte meine Frage, dann kannst du mich umbringen." sagte er nur, legte den Kopf in den Nacken, schloss die Augen und grinste übers ganze Gesicht.
Ich schwieg und hob den Dolch ein Stück nach oben. Seine Hände umfassten meine noch immer.
Dann atmete ich tief, da ich befürchtete meine Stimme könnte brechen. "Tu nicht so, als....als erinnerst du dich an das Versprechen, das du mir einst gabst!" Meine Stimme wurde immer lauter, bis ich den Satz mit einem frustrierten Aufschrei beendete.

Jetzt begannen meine Hände den Dolch auf seine Brust zurasen zu lassen, ich hatte das Gefühl, dass sie einfach von seinen Eigenen mitgezogen wurden.
In eben diesem Moment, blickte ich noch einmal auf sein Gesicht. Das Lächeln erstarb und er öffnete die Augen ein Stück, so dass ich das fahle Grün sah, welches voller Schmerz leuchtete.
Ich biss die Zähne zusammen, um meine Tränen nicht heraus zu lassen.
Bevor der Dolch seine Brust durchstoßen konnte, lockerte ich meinen Griff und meine Hände glitten zur Seite, so dass er mit einem lauten, metallischen Klirren durch den Raum flog.

"Warum?" Meine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern

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"Warum?" Meine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. "Ich..."
Sie brach und jetzt konnte ich es nicht länger unterdrücken. Die Tränen flossen mir unaufhörlich die Wangen hinab und tropften auf meine leeren Hände, die ich jetzt im Stoff von Tojis T-Shirt vergrub. Ich zog daran und schlug mit meinen Fäusten gegen seinen muskulösen Brustkorb.
"Ich hasse dich, hörst du?! Ich hasse dich so sehr!" schrie ich ihn an und weinte. Es war, als wären alle Wunden, die mir jemals zugefügt worden waren, auf einmal wieder aufgerissen, doch meine Fluchkraft konnte dagegen nicht das Geringste ausrichten.

Er bewegte sich unter mir, rutschte zurück und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand

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Er bewegte sich unter mir, rutschte zurück und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand. Jetzt saß er aufrecht und ich noch immer  auf seinem Schoß, unfähig mich zu bewegen.
Ich schlug die Hände vor mein Gesicht, um es vor ihm zu verbergen.
Plötzlich spürte ich seine starken Arme, die sich um mich legten und er zog mich zu sich.
Ich knickte ein, sank mit dem Kopf an seine Schulter und krümmte mich schluchzend.
"Es tut mir leid, dass ich dich allein gelassen habe." seine Stimme war so tief und ehrlich, dass es mir Gänsehaut bereitete.
"Ich hasse dich." sagte ich wieder und mein Körper gehorchte mir nicht mehr. Sein vertrauter Geruch hüllte mich ein und vernebelte mir den Verstand, denn meine Arme glitten herab und schlangen sich um ihn.
Er zog mich noch fester an sich und seine Wärme sickerte augenblicklich in mich hinein.
"Ich weiß..." murmelte er.
Ich atmete tief und hob den Kopf, um ihn anzusehen. Alles in mir schrie mich an, ich solle ihm nicht in die Augen sehen, doch ich tat es.

Dieses Grün, es war, wie ein regnerischer Frühlingsmorgen, es ließ mich wieder atmen.
Bevor ich auch nur irgendetwas sagen konnte, löste seine Hand sich von meinem Rücken und ergriff mein Gesicht. Mit dem Daumen wischte er noch eine der unzähligen Tränen fort, bevor er mich dann zu sich zog und ohne jede Vorwarnung küsste.
Mein Herz setzte einen Schlag aus.
Es war, als hätte ich darauf jede Sekunde meiner Existenz gewartet. Mein Körper reagierte so heftig auf seine Berührung, dass ich sie sofort erwiderte. Meine Hände schoben sich seinen Hals hinauf, in sein schwarzes Haar, während sich unsere Lippen immer wieder voller Gier trafen.

Ein paar Tränen stahlen sich selbst jetzt aus meinem Augenwinkel, doch Toji fing sie alle mit seinen Fingern auf, die warm an meiner Wange ruhten.
Mein Herz raste und schlug jetzt ungehalten gegen meine Rippen. Es war, als konnte ich nicht atmen, doch ich wurde nicht panisch, denn es fühlte sich so gut an.
Der Kuss wurde inniger, fordernder. Mein ganzer Körper kribbelte und als er mich mit seinem Arm noch enger an sich zog, durchfuhr mich ein heißer, elektrischer Impuls.

In diesem Moment schoss, wie ein Blitz, ein Bild in meinen Kopf. Diese Frau, die ich nachts aus seinem Zimmer kommen sehen hatte. Warum dachte ich ausgerechnet jetzt daran?
Diese Erinnerung half mir jedoch wieder zur Besinnung zu kommen.
Ich wich zurück und unsere Lippen lösten sich voneinander.
Dann lächelte ich ihn an und hoffte, dass er die Verbitterung in meinem Herzen nicht durch meine Augen sehen konnte. "Ich gratuliere..." murmelte ich tonlos.
Er sah mich fragend an und ich hob den Blick, um in seine leuchtenden Augen zu sehen. "Du hast mich ja doch rum gekriegt." lächelte ich, während mein Herz und mein Magen aufgespießt wurden, wie ein Schaschlik. Jedenfalls fühlte es sich so an.
Seine Züge wurden hart und bevor er irgendetwas erwidern konnte, stand ich auf und verließ den Raum. Ich konnte ihm einfach nicht ins Gesicht sehen. Jedes Gefühl, das über die Jahre abgestumpft war, kehrte nun mit gnadenloser Brutalität zurück. Es war, als würde es mich von innen heraus zerreißen.

Ich stieg durch den Türrahmen einer kaputten Glastür nach draußen auf einen marroden Balkon. Die kühle Nachtluft füllte meine Lunge und ließ mich wieder Atmen.
Knirschende Schritte waren auf den Glasscherben zu hören, doch ich drehte mich nicht herum, sondern sah nur frustriert zum wolkenbehangenen Himmel auf.
"Läufst du mir jetzt nach? Das hier ist keine beschissene Liebesschnulze Toji." sagte ich tonlos, ohne mich nach ihm umzudrehen.
"Ich..." fing er an doch ich schnitt ihm das Wort ab. "Nein."
Ich wusste was er sagen wollte und wusste, dass ich diese Worte aus seinem Mund niemals verkraftet hätte.
Ich lächelte einfach über den Schmerz in meiner Brust hinweg. "Du weißt nicht was Liebe ist."

Das Versprechen, das du mir einst gabst |Toji x readerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt