8. Ein harter Schlag

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Den gesamten Sonntag verbrachte ich in meinem Zimmer. Es war der einzige freie Tag der Woche, den wir normalerweise dazu nutzten, gemeinsam etwas zu unternehmen oder einfach im Aufenthaltsraum zu sitzen und Spiele zu spielen, doch heute wollte ich niemanden sehen. Ich brauchte etwas Abstand, um mich zu sammeln und einen klaren Kopf zu bekommen.
Also blieb ich den ganzen Tag in meinem Bett liegen und schaute Filme. Ich versuchte auch etwas Schlaf nachzuholen, doch es hatte keinen Sinn. Jedes mal, wenn ich die Augen schloss, begann das Gedankenkarussell sich wieder zu drehen und an Schlaf war nicht mehr zu denken. Es klopfte mehrmals an meiner Tür, doch ich stand nicht auf, um sie zu öffnen. Auch die eingehenden Anrufe und Nachrichten von Peter, Nat und Bucky ignorierte ich und schaltete schließlich mein Handy aus. Was auch immer sie mir zu sagen hatten, musste bis morgen warten.
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Als am Montagmorgen schließlich mein Wecker klingelte, fiel es mir schwer mich aufzuraffen. Es war erst halb sechs und draußen war es noch stockdunkel. Die Aussicht auf die Joggingrunde mit Rogers machte es mir auch nicht leichter endlich aufzustehen. Es sorgte eher dafür, dass ich mir die Decke über den Kopf ziehen und einen weiteren Tag im Bett verbringen wollte. Da ich allerdings wusste, dass Tony mir die Hölle heiß machen würde, wenn ich nicht zum Training erschien, zwang ich mich schließlich aus dem Bett.
Sobald ich angezogen war und meine Haare zusammengebunden hatte, machte ich mich langesam auf den Weg nach unten. Diesmal war ich etwas früh dran, weshalb ich mir Zeit dabei ließ. Ich nahm die Treppe zur Eingangshalle und als ich das Treppenhaus verließ und mich nach rechts zum Haupteingang wandte, lief ich geradewegs in Rogers hinein. Schon wieder. Diesmal war unser Zusammenstoß allerdings bei weitem nicht so schwungvoll wie der von Freitag, sodass ich nur einen Schritt zur Seite machen musste, um mich abzufangen. Reflexartig hatte Rogers mich allerdings an den Schultern festgehalten, um mir zusätzlichen Halt zu geben.

"Wir sollten wirklich aufhören, uns so zu treffen, bevor sich noch jemand ernsthaft verletzt", scherzte ich und brachte ihn damit zum Lächeln.

Er lächelte mich tatsächlich an!

Ich musterte ihn eingehend, um sicherzugehen, dass er nicht vielleicht doch nur einen Schlaganfall hatte, doch scheinbar lächelte er mich tatsächlich an. Misstrauisch kniff ich die Augen zusammen. Er hatte mich noch nie angelächelt. Um genau zu sein, konnte ich an einer Hand abzählen, wie oft ich ihn überhaupt je hatte lächeln sehen und das war meist in Gegenwart von Bucky oder Nat gewesen.

"Ich muss zugeben, dass es anfängt mir zu gefallen", erwiderte er und lächelte noch ein bisschen breiter.

Gott ... sein Lächeln war umwerfend.

Es war so ansteckend, dass ich nicht anders konnte, als ihn ebenfalls anzulächeln, was dafür zu sorgen schien, dass seine Augen sich etwas aufhellten.

"Wollen wir dann los?", fragte er und wies hinüber zum Haupteingang. Ich nickte, noch immer etwas benommen von unserer Begegnung und folgte ihm. Sobald wir aus der Tür traten, begannen wir zu joggen und diesmal lief ich die gesamte Strecke neben ihm her. Währenddessen sagte keiner von uns ein Wort, doch es fühlte sich nicht unangenehm oder komisch an. Es war, als hätten wir stillschweigend einen Waffenstillstand beschlossen und ich musste zugeben, dass es zur Abwechslung mal ganz angenehm war, nicht mit ihm zu streiten. Ich beschloss dieses Gefühl zu genießen, denn ich war mir ziemlich sicher, dass es nicht ewig anhalten würde.
Als wir nach zehn Kilometern wieder am Hauptquartier ankamen, war ich schon etwas weniger aus der Puste als noch letzte Woche und ich klopfte meinem Fortschritt geistig auf die Schulter. Zugegebenermaßen schien Rogers diesmal auch ein bisschen mehr Rücksicht genommen zu haben und hatte sein Tempo etwas gedrosselt. Dennoch schien meine Kondition sich zu verbessern.

Rogers warf einen Blick auf seine Uhr und stellte fest, dass wir noch eine ganze Stunde Zeit hatten, weshalb wir gemeinsam hinüber zum Parcours gingen. Ich stöhnte innerlich auf, weil ich nicht die geringste Lust hatte, mich wieder vor ihm zu blamieren, aber was hatte ich für eine Wahl? Zudem konnte ich mich nur verbessern, wenn ich mehr trainierte, also akzeptierte ich mein Schicksal und folgte ihm.
Als wir jedoch vor dem ersten Hindernis standen und beginnen wollten, sahen wir, wie Tony aus dem Haupteingang trat und nach einem kurzen Blick über das Gelände geradewegs auf uns zusteuerte.

In Love With A Super Hero // Steve Rogers - Captain America Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt