12. Wiedersehen

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"Ich werde ihn umbringen!", rief ich Nat entgegen, die am Hindernisparcours auf mich wartete. Bisher war diese Woche der reinste Horror für mich, denn Tony hatte mir am Montagmorgen eine Nachricht geschickt, in der er mir mitteilte, dass Bruce, Clint und Rogers auf einer Mission waren und er all ihre Trainingsstunden übernehmen würde, solang diese andauere. Nat wusste dies natürlich, weshalb sie mich leicht schadenfroh angrinste. Ihr schien es zu gefallen, mich leiden zu sehen.

Da das Glück natürlich auch sonst nicht auf meiner Seite war, waren am Dienstagabend auch Sam und Bucky zu einer Mission aufgebrochen, sodass mir in meinem Trainingsplan nur noch Tonys und Natashas Einheiten geblieben waren. Übersetzt bedeutete dies, dass ich diese Woche insgesamt 41 Stunden mit Tony trainiert hatte und ich war kurz davor, den Verstand zu verlieren.

Normalerweise trainierte ich gerne mit Tony. Wirklich! Aber dies war definitiv zu viel des Guten. Zwar hatte das viele Training mit ihm auch dafür gesorgt, dass ich schnell große Fortschritte mit meinen Schilden gemacht hatte, sodass ich sie mittlerweile sofort in die gewünschte Form bringen konnte, doch mehr als ein Mal war ich versucht gewesen, Tony wieder ins Gesicht zu schlagen. Mit seinen extrem hohen Ansprüchen an mich, setzte er mich unter so großen Druck, dass ich bald entweder einen Tobsuchtsanfall oder einen Nervenzusammenbruch erleiden würde. Was ich jetzt dringend brauchte war ein Ventil für all die angestaute Frustration, weshalb mir das Training im Parcours gerade recht kam.

"Nur noch zwei Stunden hiernach, dann hast du Wochenende ... und wenn du Glück hast, sind die Jungs am Montag alle wieder da", versuchte sie mich zu beschwichtigen, doch die Aussicht auf nur eine einzige weitere Trainingsstunde mit Tony, ließ mich dennoch genervt die Augen verdrehen. Immerhin hatte er mir für den morgigen Tag wegen meines Geburtstags frei gegeben.

"Hast du denn endlich ein Kleid?", hakte Natasha nach, worauf ich frustriert den Kopf in den Nacken warf und laut aufstöhnte. Die anderen hatten meinen Geburtstag zu einem gehobenen feierlichen Anlass erklärt, weshalb wir alle in Abendgarderobe erscheinen sollten. Ich hatte zwar dagegen protestiert, doch Tony war der Meinung gewesen, dass wir alle viel zu selten die Gelegenheit hatten, unsere guten Klamotten aus dem Schrank zu holen. Das ich keine besaß, hatte ihn dabei nicht im geringsten interessiert, stattdessen hatte er mir seine Kreditkarte überlassen.

Ohne Nat zu antworten, startete ich die Zeit auf ihrem Smartphone, welches sie bereits in der Hand hielt, und lief los. Fünf Mal durchlief ich den Parcours, ohne auch nur in die Nähe der fünfzehn Minuten zu kommen. Es machte mich wahnsinnig, dass ich es immer noch nicht geschafft hatte, doch ich würde nicht aufgeben.

Wir hatten noch Zeit für einen weiteren Durchlauf, doch bevor ich loslief nahm ich mir einen kurzen Moment Zeit. Ich schloss die Augen und atmete tief durch, um alles andere um mich herum auszublenden und mich auf die Hindernisse zu konzentrieren.
Als Nat schließlich das Startsignal gab, sprintete ich los. Die ersten beiden Hindernisse schaffte ich mittlerweile ohne Probleme und noch während ich auf die Wand zulief, kam mir plötzlich eine Idee.

Wenige Meter zuvor erzeugte ich aus beiden Handflächen eine Druckwelle Richtung Boden, die mich einige Zentimeter in die Luft hob. Durch diesen Schwung bekam ich die Kante bereits beim ersten Versuch zu fassen und zog mich daran hoch, bevor ich auf der anderen Seite wieder heruntersprang. Das Hindernis mit den Pendeln konnte ich mittlerweile gut genug einschätzen, sodass ich den genauen Moment abpassen konnte, in dem ich hinüber laufen konnte, ohne stehen bleiben zu müssen. Anschließend hangelte ich mich am nächsten Hindernis entlang und landete wieder auf dem Rasen. Das sechste Hindernis bestand aus zwei Wänden, die parallel zueinander standen. Am anderen Ende war der Gang dazwischen jedoch verschlossen, sodass die Aufgabe darin bestand, sich an den beiden Wänden entlang aufwärts zu drücken, um auf die andere Seite zu kommen. Ich stemmte also ein Bein gegen die rechte und das andere gegen die linke Wand und drückte mich daran entlang, um zur anderen Seite zu gelangen. Natürlich befand sich unter mir ein Graben voller Matsch, in welchem ich in den vergangenen Wochen etliche Male gelandet war.

In Love With A Super Hero // Steve Rogers - Captain America Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt