17. Freundschaft

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Fünf Tage später waren wir mittlerweile beim dritten Band von Harry Potter angekommen. Während wir noch immer darauf warteten, dass Steve endlich die Augen aufmachte, lasen Bucky und ich immer abwechselnd zwei oder drei Kapitel, bevor wir das Buch an den jeweils anderen weitergaben. Gelegentlich hatten auch Nat, Peter oder Pepper weiter vorgelesen, die in regelmäßigen Abständen kamen, um nach Steve zu sehen. Sie hatten uns außerdem mit Essen versorgt, da wir das Zimmer in den letzten Tagen nur zum Duschen verlassen hatten.

"Ich finde Sirius' Verhalten im Film total merkwürdig", kommentierte Bucky und hielt beim Lesen inne, um zu mir aufzusehen, nachdem er gerade die Stelle vorgelesen hatte, in der aufgeklärt wurde, dass Peter Pettigrew Harrys Eltern verraten hatte und nicht Sirius.
"Ich meine ... zuerst wirkt er, als wäre er ein völlig wahnsinniger Psychopath, aber als sie dann aus diesem Loch kriechen ist er plötzlich total normal und bietet Harry an, bei ihm zu wohnen?", fuhr er fort und schüttelte verständnislos den Kopf.

"Na ja, er war ja auch zwölf lange Jahre in Askaban", warf ich ein und machte dabei Sirius Stimme aus dem Film nach.
"Und die Dementoren rauben einem immerhin die Seele und saugen jegliches Glück aus dir."

"Das erklärt warum er ein Irrer ist, aber nicht seinen plötzlichen Stimmungsumschwung", beharrte er und ich musste ihm dabei tatsächlich zustimmen.

"Wahrscheinlich hätte die Szene sonst nicht so dramatisch gewirkt und so kam seine Charakterentwicklung besser zur Geltung", überlegte ich laut.

"Ja, damit alle ihn mögen und völlig schockiert sind, wenn er zwei Bände später stirbt", gab Steve nun zu bedenken.

"Ganz gen- ...", begann ich, unterbrach mich allerdings und wandte ihm dann ruckartig den Kopf zu. Mit seinen wahnsinnig blauen Augen starrte er mich direkt an und verzog leicht das Gesicht, als er versuchte, sich etwas aufzurichten. Belustigt musterte er meinen schockierten Gesichtsausdruck. In diesem Moment verarbeitete mein Gehirn endlich, dass Steve wirklich wach war, was wiederum auch bedeutete, dass er tatsächlich überlebt hatte. Vor Erleichterung schossen mir sofort die Tränen in die Augen und ich griff nach seiner Hand, woraufhin sein Lächeln noch etwas breiter wurde. Er drückte sie leicht und wandte sich dann Bucky zu.

"Du bist wach", stellte dieser das offensichtliche fest, da er scheinbar ebenso schockiert war, wie ich.

"Und du siehst scheiße aus, Trottel", entgegnete Steve. Schnaubend schüttelte ich den Kopf. Er war noch keine fünf Minuten wach, aber schon wieder fit genug, um Bucky zu ärgern.

"Du solltest dich mal sehen, Idiot", konterte Bucky. Seine Erleichterung war nicht nur zu sehen, sondern auch spürbar, als er Steve lächelnd eine Hand auf die Schulter legte. Ich machte Anstalten zu gehen und die beiden einen Moment allein zu lassen, doch Steve drückte erneut meine Hand, um mir zu signalisieren, dass ich bleiben sollte.

Eine halbe Stunde später hatten wir ihn grob darüber aufgeklärt, was passiert war, nachdem er verletzt worden war und der Arzt hatte ihn untersucht. Er war sehr zufrieden mit seinem Zustand, wollte ihn allerdings noch ein paar Tage zur Beobachtung dabehalten, worauf Steve nur stöhnend die Augen verdrehte. Ich hatte inzwischen alle anderen informiert, dass er aufgewacht war, woraufhin sie nun nach und nach in sein Zimmer stürmten, um ihn zu sehen. Da es allmählich ziemlich voll in dem kleinen Raum wurde, beschlossen Bucky und ich, einen Moment im Flur zu warten, um Platz zu machen. Sobald ich die Tür hinter uns geschlossen hatte, wandte Bucky sich mir zu und umarmte mich fest.

"Danke", sagte er leise und ich spürte, wie die Anspannung seinen Körper verließ. Er löste die Umarmung, hielt mich aber weiterhin an den Schultern fest.
"Versteh mich nicht falsch, es war total bescheuert von dir, dein Leben für Seines aufs Spiel zu setzen und solltest du das je wieder tun, werde ich dich eigenhändig erwürgen, aber jetzt bin ich einfach nur froh, dass es euch beiden gut geht", fügte er hinzu und legte mir dann einen Arm um die Schultern, während wir durch das kleine Fenster in der Tür in Steves Zimmer sahen. Die anderen hatten sich im Kreis um sein Bett gestellt und lächelten ihn alle erleichtert an.

In Love With A Super Hero // Steve Rogers - Captain America Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt