16. Ein Wunder

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Ein lautes Klopfen riss mich mitten in der Nacht aus dem Schlaf. Widerwillig öffnete ich die Augen, wandte meinen Kopf zur Tür und starrte sie einen Moment an, nicht sicher, ob ich es mir vielleicht nur eingebildet hatte. Als es jedoch erneut klopfte, seufzte ich laut und quälte mich dann aus dem Bett.

Wer zum Teufel hämmerte wie ein Irrer um vier Uhr morgens an meine Tür?!

Ich hatte noch eine Weile über Rogers' Worte nachdenken müssen, weshalb ich erst vor etwa einer halben Stunde eingeschlafen war und nun im Halbschlaf über meine Klamotten stolperte, die auf dem Fußboden lagen. Nur knapp gelang es mir, mich abzufangen, statt der Länge nach auf dem Boden aufzuschlagen und schließlich schaffte ich es, die Tür zu öffnen.

Als ich mich Bucky gegenüber fand, war ich jedoch sofort hellwach und mein gesamter Körper verfiel in Alarmbereitschaft. Er rang keuchend um Atem und sein dunkelgraues T-Shirt war schweißgetränkt, als sei er einen Marathon gelaufen. Haltsuchend stützte er sich im Türrahmen ab, während er zu mir herabstarrte, wobei ihm die Angst deutlich ins Gesicht geschrieben stand. Erst vermutete ich, dass er wieder einen Albtraum gehabt hatte, doch ein bedeutsames Detail ließ mich diese Idee wieder verwerfen.

Seine Kleidung und Arme waren Blutverschmiert.

"Was ist los?", fragte ich alarmiert und legte ihm eine Hand auf den Oberarm. Bucky schluckte schwer und setzte dann stotternd zu einer Erklärung an, doch ich verstand kein einziges Wort.
"Okay, du musst dich beruhigen", sagte ich und legte ihm in einem zusätzlichen Verusch, ihn zu beruhigen, die andere Hand auf die Brust. Er schloss kurz die Augen und nahm ein paar tiefe Atemzüge, bevor er mich schließlich wieder ansah.

"Steve", würgte er beinahe hervor, bevor sein Körper von blanker Panik erfasst wurde und er begann, unkontrolliert zu zittern.

"Was ist mit ihm?"

"Krankenstation", antwortete Bucky knapp, was mir sofort einen eiskalten Schauer über den Rücken jagte. Ich brauchte nicht einmal eine Minute, um mich anzuziehen und lief dann mit Bucky im Schlepptau zur Krankenstation, auf der eine riesige Aufregung herrschte. Offenbar hatte ich die Information, dass Rogers während der Mission verletzt worden war, als letztes erhalten, denn alle anderen waren bereits da. Pepper und Bruce saßen auf Stühlen rechts von mir und starrten mit besorgten Blicken Löcher in die Luft, während Peter und Clint, denen der Schock noch deutlich anzusehen war, ihnen gegenüber an der Wand standen und nervös von einem Fuß auf den anderen traten. Sam tigerte unruhig durch den Gang und Nat saß mit tränenüberströmtem Gesicht etwas abseits auf dem Boden und starrte die Tür an, hinter der ich Rogers vermutete.

Als Bucky und ich die Krankenstation betraten, sahen alle kurz zu uns auf, doch die meisten wandten sich sofort wieder ab, zu sehr mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt. Nat hingegen sprang sofort auf, kam zu mir gelaufen und schloss mich in eine feste Umarmung. Sie grub die Finger in meinen Hoodie und begann heftig zu schluchzen, während ich ihr über den Rücken rieb, um sie zu trösten. Dabei warf ich einen Blick zu Bucky, dem bei diesem Anblick ebenfalls die Tränen kamen.

"Hey, alles wird gut", sagte ich leise und drückte ihr einen Kuss auf die Schläfe, während ich versuchte, meine eigenen Tränen zurückzuhalten. Natasha war eine der stärksten Frauen, die ich kannte, was es umso schwieriger machte, sie weinen zu sehen, denn für gewöhnlich hatte sie ihre Emotionen gut unter Kontrolle.

"Was genau ist passiert?", fragte ich nach einer Weile, doch Nat schüttelte nur den Kopf, nicht fähig, mir zu antworten.

"Wir beobachteten die Lagerhalle eine Weile aus sicherer Entfernung, bis wir gemeinsam entschieden, leise reinzugehen und uns das Ganze näher anzusehen", begann Clint stattdessen zu erklären, der nun ebenfalls zu uns herüber kam. Peter, der offenbar nicht allein zurückbleiben wollte, folgte ihm automatisch.
"Allerdings haben sie uns entdeckt und sofort das Feuer eröffnet. Steve hat mit seinem Schild ein Paar ihrer Leute ausgeschaltete, doch ein Weiterer nutzte seine Deckungslosigkeit und hat auf ihn geschossen. Er hat ihn direkt erwischt", erklärte er weiter und Peter schlug angespannt die Hände über dem Kopf zusammen. Mein Herz setzte einen Schlag aus, bevor es begann, schmerzhaft gegen meine Brust zu hämmern.

In Love With A Super Hero // Steve Rogers - Captain America Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt