7. Einsamkeit

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Es war die dritte Nacht in Folge, in der ich kaum Schlaf bekam. Entweder ließen mich Albträume über die Nacht des Angriffs panisch aus dem Schlaf schrecken oder ich zerbrach mir stundenlang den Kopf über die Ereignisse der vergangenen Tage, bis ich schließlich vor Erschöpfung einschlief. Ich versuchte Antworten auf alle die Fragen zu bekommen, die sich mir stellten nun, da ich mein Gedächtnis Stück für Stück wiederbekam. Immer wieder schlichen sich kleine Ausschnitte meiner Vergangenheit in meinem Kopf, die langsam die Lücken in meinem Gedächtnis füllten. Bisher hatte ich nur kurze Erinnerungen an meine Familie gehabt, die mir noch nicht viel Auskunft über mein Leben zuvor gaben, aber dennoch hatte ich das Gefühl ein Stück von mir selbst zurückzubekommen. Es war frustrierend, dass meine Erinnerungen so quälend langsam zurückkamen, denn ich wollte mehr wissen. Doch egal wie lange ich mir auch den Kopf darüber zerbrach, ich bekam keine Antworten auf all die Fragen, die ich mir stellte.

Mein Wecker hatte bereits vor einer Stunde geklingelt, doch ich hatte beschlossen das Frühstück ausfallen zu lassen, um Tony nicht über den Weg zu laufen. Ich würde ihm heute noch früh genug gegenübertreten müssen, da konnte ich fürs Erste darauf verzichten. Als ich nun einen Blick auf die Uhr warf, gab ich einen gequälten Laut von mir, bevor ich mich schließlich aus dem Bett zwang. Am liebsten wäre ich liegen geblieben und hätte mir die Decke über den Kopf gezogen, doch ich wusste, dass ich mich zusammenreißen musste, ansonsten würde Tony mich schneller vor die Tür setzen, als ich gucken konnte.
Bevor ich unter die Dusche stieg, entfernte ich den Verband von meinem Arm, um nachzusehen ob das ganze weiterhin schnell heilte und es neu zu verbinden, doch als ich den Verband komplett abgewickelt hatte, war von der Wunde keine Spur mehr. Mit offenem Mund fuhr ich mit den Fingern über die Stelle, doch es war nicht mal eine Narbe zu sehen. Wie zur Hölle war das möglich? Wie konnte diese Verletzung in weniger als 48 Stunden verheilt sein?
Ratlos schüttelte ich den Kopf und stieg schließlich unter die Dusche. Als ich danach wieder vor den angelaufenen Spiegel trat und ihn frei wischte, fielen mir meine vom Weinen stark geröteten Augen auf, unter denen sich zudem dunkle Ringe befanden, da ich seit Tagen nicht mehr richtig geschlafen hatte.

Ich stieß hörbar die Luft aus und wandte mich von meinem Spiegelbild ab, bevor ich das Badezimmer verließ und mich anzog. Anschließend machte ich mich auf den Weg nach draußen. Zwar hatte Rogers das Training für heute abgesagt, doch ich wollte lieber auf Nummer sicher gehen.
Nach zwanzig Minuten war jedoch klar, dass er nicht mehr auftauchen würde. Seufzend sah ich mich auf dem Gelände um. Außer Peter und Clint, die im Parcours trainierten, wobei Peter sich deutlich besser anstellte als ich, war niemand zu sehen.
Erschöpft ließ ich mich auf die Bank am Haupteingang fallen und sah Peter dabei zu, wie er alle Hindernisse mit Leichtigkeit meisterte.

"Hast du kein Training heute Morgen?", fragte jemand und ich sah auf. Bucky kam vom Haupteingang zum mir herüber und ließ sich neben mir auf die Bank fallen. Kommentarlos hielt er mir einen dampfenden Pappbecher entgegen, den ich misstrauisch musterte.
"Du siehst aus, als könntest du den mehr brauchen als ich", sagte er und ich nahm ihm den Kaffee ab. Eigentlich mochte ich keinen Kaffee, allerdings hoffte ich, dass Koffein mir dabei helfen würde, den Tag zu überstehen.

"Ich wurde unehrenhaft entlassen, schätze ich", antwortete ich schließlich auf seine Frage und nahm einen Schluck von der heißen, schwarzen Flüssigkeit. Der Kaffee schmeckte genauso widerlich, wie ich vermutet hatte, dennoch zwang ich mich, den Becher auszutrinken.

"Wow ... was hast du angestellt?"

"Vielleicht ... also nur ganz eventuell ... habe ich Rogers' Gedanken gelesen", gab ich zögerlich zu und Buckys Augen weiteten sich überrascht.

"Das kannst du?"

"Scheint so", sagte ich schwer seufzend und ließ mich gegen die Rückenlehne der Bank fallen. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, wie das möglich war und es machte mir zugegebenermaßen eine Heidenangst.

In Love With A Super Hero // Steve Rogers - Captain America Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt