Kapitel 7

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„Lass mich los!",zischte ich, als wir wieder an einer befahrenen Straße ankamen und er seine Waffe immer noch nicht weggesteckt hatte. Wollte er damit extra gesehen werden?

„Halt den Mund und steig ein",fuhr er mich an als wir an einem teuren Mercedes ankamen und er die Beifahrertür aufriss. Ich wehrte mich dagegen, als er seine Hand an meinen Rücken legte und mich schließlich grob auf den Platz stieß und die Tür zuknallte.

Dann ging er auf die andere Seite und stieg selbst schnell ein, um das Auto zu starten und aus der Parklücke zu fahren. Sein Fahrstil war jedoch alles andere als angenehm, weshalb ich mich am Sitz festkrallte und hoffte, dass er keinen Unfall baute. Obwohl das alles schon ziemlich gekonnt aussah, was er da tat.

„Halt an",murmelte ich schließlich, woraufhin seine Mundwinkel etwas zuckten. Amüsierte es ihn etwa? „Halt an und lass mich raus!"

„Meine Güte, Leyla, muss ich dir erst den Mund zukleben, damit du endlich still bist?!",fuhr er mich wütend an und er umfasste das Lenkrad fester, woraufhin seine Knöchel weiß hervortraten.

„Dann lass mich doch einfach gehen! Erfüllt es dich? Macht es dir Spaß, andere Leute zu verletzen und ihnen Angst einzujagen? Ist es das, was du willst? Felicitación, das hast du nämlich geschafft!"

Erschrocken krallte ich mich in den Sitz als er an die Seite fuhr und sich wütend auf dem Sitz zu mir drehte. In seinen dunklen Augen funkelte mir nur so der Hass entgegen und ich wusste, dass ich es übertrieben hatte.

„Wieso tust du das alles? Hast du von deinen Eltern etwa nicht genug Zuneigung und Aufmerksamkeit bekommen? Willst du deshalb im Mittelpunkt der Öffentlichkeit stehen?

„Jeder kennt meinen Namen, aber niemand weiß wie ich aussehe, nur du. Denkst du, dass ich das nur für Aufmerksamkeit machte? Macht ist hier der Knackpunkt."

„Das ist es also, was du willst. Macht. Schaffst du es etwa nicht, dir diese auf legalem Weg zu verschaffen? Du bist nicht dumm, du kannst immer noch die Kurve kriegen."

„Kurve kriegen? Leyla, ich bin vierundzwanzig und gehöre zu den kriminellsten und meistgesuchtesten Männern Amerikas. Glaub mir, selbst wenn ich es wollte, würde ich keinen vernünftigen Job finden. Ich bin zufrieden mit meinem Leben wie es ist. Ich liebe das Adrenalin, dass durch meinen Körper fließt. Denkst du, dass ich in einem einfachen Bürojob arbeiten könnte, wie dein jämmerlicher Freund? Er versteht es nicht was es heißt, ein echter Mann zu sein. Ich meine, was macht er schon den ganzen Tag? Oh ja, ich vergaß, es ist ja total wichtig, dass jeder die Versicherung bekommt, die er will. Desdichado."

Erbärmlich? So empfand er es also? Es bereitete mir jedoch noch mehr Angst, dass er von meinem Freund und seiner Arbeit wusste. Ich musste mich wohl damit abfinden, dass er so gut wie alles über mich wusste. Und ich? Ich wusste gerade mal seinen Vornamen und sein Alter.

„Wie kann man nur so denken? Dein Leben besteht aus Kriminalität, keine Frage, aber wieso musst du da andere mit reinziehen? Du hast mich entführt, bedroht und auf zwei Polizisten geschossen. Scheint so, als wärst du nicht auf legalem Weg wieder rausgekommen, habe ich recht? Wenn ich mir dein Auto anschaue, scheinst du nicht wenig Geld zu haben. Wahrscheinlich hast du jemanden dafür bezahlt."

„Ich bezahle niemanden für solche Nichtigkeiten",hisste er, als er schwungvoll wieder auf die Straße fuhr und ordentlich Gas gab. „Ich habe lediglich meine Kontakte, das muss doch in dein kleinen Gehirn reingehen, oder? Aber ich muss auch ehrlich gesagt zugeben, dass es echt Spaß macht mit dir über Sachen zu diskutieren, von denen du nicht die geringste Ahnung hast."

Ich blieb still. Er hatte recht. Mein Leben wurde im Gegensatz zu seins nie von Kriminalität, Blut und Waffen geprägt. Dennoch hatte ich das Gefühl, dass er das Bedürfnis hatte, etwas zurückzutreten. Ich weiß nicht, was es war, aber während er sprach lag etwas seltsames in seinen Augen.

„Aussteigen und wehe du weichst auch nur für eine Sekunde von meiner Seite",warnte er mich, als er an einer alten Halle parkte und ausstieg. Zögernd öffnete ich die Tür und folgte ihm in die Halle. Was würde mich dort erwarten?

Ich wollte nicht wissen was geschah, wenn ich nicht an seiner Seite war, weshalb ich schnell zu ihm aufholte und mir auffiel. Dass er wieder eine Waffe in der Hand hielt. Er schob die riesige Metalltür auf, woraufhin es in der Halle unheimlich still wurde.

Ich konnte viele Menschen erkennen, jeder von ihnen schien jedoch zu wissen, wer Luciano war. Unverkennbar. Einige ekelhafte Blicke von Männern lagen auf mir und am liebsten wäre ich im Erdboden versunken, ich versuchte jedoch so selbstsicher wie möglich zu wirken auch wenn ich wusste, dass das nicht möglich war.

Amor apasionado | LESEPROBEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt