Kapitel 6

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Erleichtert atmete ich aus, als ich die Haustür endlich hinter mir schloss und ich die Einkaufstüten in die Küche stellte. Noch immer zitterten meine Hände ein wenig und ich zog langsam mein Handy heraus, um die Nummer von meinem Freund rauszusuchen.

Es tutete mehrere Male bis er schließlich abnahm. „Princesa? Was ist los? Brauchst du etwas?",erklang sofort seine besorgte Stimme.

„Nein, nein ich ähhh... Wann kommst du heute nach Hause?",stammelte ich und knabberte etwas an meinen Fingernägeln herum. „Nicht vor 19 Uhr, wieso? Ist etwas passiert?"

„Ja, ich erkläre es dir später, okay?",antwortete ich ihm, woraufhin er einmal aufseufzte und ich mir vorstellen konnte, dass er sich einmal durch die Haare fuhr.  „Klar",erwiderte er nur und ich wollte meinen, etwas Enttäuschung in seiner Stimme zu hören. Egal was geschah, ich erzählte es ihm immer, auch am Telefon, aber ich schaffte es einfach nicht, ihm jetzt davon zu erzählen.

„Du hörst doch komplett fertig an",murmelte er nur, woraufhin ich mich etwas gegen die Arbeitsplatte lehnte. „Geh doch eine Runde spazieren um den Kopf freizukriegen und ich bringe Pizza mit, wenn ich nachher von der Arbeit komme."

„Hört sich gut an",meinte ich und konnte nicht vermeiden, dass ich etwas schmunzeln musste. Wir verabschieden uns nur kurz, dann legte ich auf uns verließ auch schon das Haus, da ich immer noch Jacke und Schuhe trug.

Ich kannte eine große Runde, die durch die Stadt und einen Wald ging, auch wenn der Wald unheimlich matschig war und ich schon überlegte, ob ich nur durch die Stadt lief.

Um den Kopf freizukriegen war es wirklich perfekt. Ich war fast drei Stunden unterwegs, meine Laune verschlechterte sich jedoch schlagartig, als ich in einigen Metern jemand erkannte, der mich direkt anblickte. „So schnell sieht man sich wieder, mi amor."

„Spionieren Sie mir nach?",zischte ich. Luciano trug einen schlichten, schwarzen Hoodie und hatte sich die Kapuze übergezogen. Höchstwahrscheinlich damit man ihn nicht erkannte.

„Keineswegs",erwiderte er nur und zog sich die Kapuze tiefer ins Gesicht, als einige Passanten vorbei liefen. Genervt verdrehte ich die Augen und ging einfach an ihm vorbei. Das musste ich mir nun wirklich nicht geben.

Ich war mir ziemlich sicher, dass er mir nicht weiter folgte, als ich in eine recht verlassene Seitenstraße einbog, damit ich schneller zuhause war.

„Wieso rennst du denn vor mir weg?",hörte ich seine Stimme hinter mir und lief nur noch schneller. Allerdings war er direkt hinter mir was ich erkannte, als ich den Kopf etwas nach hinten drehte.

„Da ist er!"

Erschrocken blieb ich stehen und drehte mich um. In einigen Metern Entfernung erkannte ich einige Polizisten, die mit gezogenen Waffen auf uns zu kamen.

„Oh ihr habt euch den falschen Tag ausgesucht",zischte Luciano leise. Sein Arm legte sich plötzlich um meinen Oberkörper und er zog mich an seine Brust, als ich plötzlich etwas kaltes an meiner Schläfe spürte.

Ich drehte ein wenig den Kopf herum nur um zu sehen, dass der mir eine Waffe an den Kopf hielt. Seine Hand war unheimlich ruhig, als würde er das jeden Tag machen, was mich nur noch mehr verängstigte. Dieser Typ hatte definitiv nicht mehr alle Tassen im Schrank!

„Lassen Sie die Waffe fallen",rief ihm einer der Polizisten zu und für einen Augenblick dachte ich, dass er es wirklich machen würde, da er für einen Herzschlag die Waffe von meinem Kopf nahm. Aber offenbar hatte er sie nur etwas umgefasst um die besser greifen zu können.

„Sie müssen das nicht tun",flüsterte ich, als ich vor Angst wie erstarrt war. „Sie können mich immer noch gehen lassen und ich werde niemandem-"

„Gottverdammt, hat die Klappe",fuhr er mich wütend an und ich zuckte unter deinem Ton etwas zusammen. Seine Atmung ging so ruhig, dass ich genau wusste, dass er im Gegensatz zu mir keinerlei Angst verspürte. Oder er versteckte sie nur hervorragend.

Er zog mich immer weiter die Seitenstraße herunter, bis sich ein Schuss von den Polizisten aus löste. „Ich wiederhole mich nicht, Waffe fallen lassen!"

Luciano hingegen schien nicht mal im Traum daran zu denken, zu tun was von ihm verlangt wurde. Irgendwann schepperte etwas hinter uns und ich wusste, dass er gegen das Metalltor gelaufen war, das hinter uns lag. „Öffne die Tür",wies er mich an.

Offenbar konnte er keine seiner Hände lösen. Mit einer hielt er immerhin die Waffe und mit der anderen zog er mich fest an seine Brust und er wusste wahrscheinlich, dass er mich nicht loslassen konnte. „Nein",widersprach ich ihm.

„Öffne diese verdammte Tür oder du kommst hier nicht mehr lebend raus, das schwöre ich dir",zischte er, woraufhin ich stockte. Ich hatte noch nie Angst vor dem Tod gehabt aber es war beängstigend, so schnell damit konfrontiert zu werden.

Mit zitternden Fingern führte ich meine Hand an uns beiden Vorbei und tastete nach der Klinke, die ich schließlich herunter drückte. Augenblicklich zog er mich weiter, knallte die Tür laut zu und stieß mich von sich, als er die Waffe auf die beiden Polizisten richtete und zweimal schoss.

Geschockt starrte ich auf die Polizisten die zu Boden gingen, jedoch nicht Tod zu sein schienen. Er packte grob mein Handgelenk und zerrte mich hinter sich her. Sein fester Griff schmerzte, weshalb ich nicht man daran dachte irgendwas dagegen zu tun, da ich es sowieso nicht konnte.

Amor apasionado | LESEPROBEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt