Kapitel 10

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Pov Luciano

Geschafft strich ich mir einmal die Haare zurück, als ich den Gang herunter lief und mir ein wenig auf die Lippe biss. Es war nicht richtig, sie im Zimmer einzusperren.

Allerdings hatte ich kein Vertrauen in sie und war mir nicht sicher, ob sie nicht doch versuchen würde zu fliehen. Mein Vertrauen musste sie sich erst verdienen und sie hatte wahrscheinlich schon bemerkt, dass man es nicht so leicht bekam.

Ich warf einen knappen Blick auf mein Handy, als ich die Treppen herunter ging und sah nur eine Nachricht von Ace der mich fragte, ob ich nun komplett den Verstand verloren hatte.

Kopfschüttelnd packte ich mein Handy wieder weg und bog in die Küche ein, wo ich direkt von Aimee, unserer Haushälterin, begrüßt wurde. Mehr oder weniger freundlich. „Wer ist diese hübsche Frau und wieso hast du sie oben eingesperrt?"

Abgesehen von Ace, Jairo und Tyler war sie die einzige, die so mit mir reden durfte. Wahrscheinlich ersetzte sie etwas die Mutter, die ich und Ace nie wirklich hatten. Auch wenn es nun zu spät dafür war, und wir beide eben schon abgerutscht waren.

„Keine Ahnung wovon du sprichst",antwortete ich nur, als ich mir ein Glas mit Wasser füllte und ein paar Schlucke daraus nahm.

„Luciano",seufzte sie und verschränkte etwas die Arme vor der Brust. „Denkst du ernsthaft, dass ich die Gespräche zwischen dir und deinem Bruder nie mitbekommen habe? Ihr verfolgt sie schon länger, sie ist der Grund, weshalb ihr verhaftet wurdet, ist es nicht so?"

„Falsch",zischte ich nur und knallte das leere Wasserglas auf den Tisch. „Elly war der Grund, warum wir verhaftet wurden. Nicht Leyla. Sie hatte damit rein gar nichts zu tun."

„Wäre sie nicht da gewesen, hätten die Polizisten nichts gefunden",hakte sie weiter nach, woraufhin ich die Augen verdrehte und mich gegenüber von ihr am Tisch abstützte.

„Und Augen verdreht wird bei mir nicht!",fuhr sie mich an und schlug mir mit dem Kochlöffel einmal auf die Hand, die ich daraufhin zurückzog und mir ein erneutes Augenrollen verkneifen musste.

„Ja ja, ist schon gut, Mum",zog ich sie auf und strich mit über den Handrücken, obwohl es nicht mal weh getan hatte. Zumindest nicht sehr.

„Luciano",warnte sie mich, woraufhin ich die Hände in die Luft hob und zum Kühlschrank ging. Kaum hatte ich ihr jedoch den Rücken zugedreht, verschwand das Lächeln augenblicklich von meinem Gesicht.

Ich suchte ein wenig herum, bis ich schließlich einen Joghurt fand, den ich heraus nahm, mir noch einen Löffel schnappte und aus der Küche verschwand. Allerdings drehte ich nochmal um, um eine Wasserflasche zu hole und ging damit die Stufen hoch zu Leylas Zimmer, dass ich aufschloss und leise eintrat.

Sie lag auf dem Bett und ich konnte nicht identifizieren, ob sie schlief oder nur so tat. Für den Fall, dass sie jedoch tatsächlich schlafen sollte, stellte ich ihr beides auf den Nachtschrank und zog ihr vorsichtig die Decke über den Körper.

Leise zog ich mich wieder zurück und schloss wieder ab. Gerade wollte ich den Gang zu meinem Zimmer weitergehen, als ich an die Seite gezogen wurde. „Tyler, verdammt! Was ist?"

„Wir müssen sie loswerden!",zischte er und funkelte noch hektisch mit seinen blauen Augen an. Verwirrt zog ich eine Augenbraue Nach oben, was er recht schnell verstand und sein Handy hervorzog, um mir eine Nachricht zu zeigen.

„Na und? Das ist nichts wichtiges. Ace soll das klären",meinte ich einfach nur und wandte mich von ihm ab. Mein Weg führte mich erneut in die Küche, da ich diesmal Hunger hatte und erneut von Aimee empfangen wurde. „Was ist? Habe ich etwas angestellt?",fragte ich sie verwirrt, als ich mir einen Apfel aus der Obstschale griff und abbiss.

„Ich weiß es nicht. Du bist heute so gut gelaunt, wen hast du umgebracht?",fragte sie, als sie sich an die Küchenplatte lehnte und ihre roten Haare zurückstrich.

„Was? Ich habe heute niemanden umgebracht. Darf ich nicht so einfach mal gut gelaunt sein?",fragte ich verwirrt, woraufhin sie den Kopf schüttelte.

„Nein, das passt nicht zu dir. Du bist nie gut gelaunt. Also, wen hast du umgebracht und muss Mutti erst böse werden?"

Ein ehrliches Lachen entfuhr mir und ich biss nochmal vom Apfel ab. Ich wusste selbst nicht wieso, aber sie war wirklich die einzige Person, mit der ich so ausgelassen reden konnte. Mit den meisten ging es nur ums Geschäft und auch wenn sie wenn es ums Alter ginge tatsächlich meine Mutter sein könnte, verstand sie mich.

Nichtmal Ace tat das. Außerdem hatte ich das Gefühl, dass Ace mich auch nicht verstehen wollte. Ein Problem hatte ich damit allerdings nicht. Er hatte in der Firma seine Leute, denen er vertraute und ich hatte meine.

Sie kannte unsere Vorgeschichte und wusste, bei welchen Themen sie vorsichtig sein sollte und bei welchen nicht. Deswegen wusste sie, dass ich auf das Thema Eltern recht sensibel reagierte, jedoch nicht, wenn es in einem Kontext wie diesen gebracht wurde.

Und damit schien sie es wohl etwas zu desensibilisieren. Was eigentlich auch echt gut funktionierte.

„Nein, wirklich. Du musst mir glauben, ich habe heute wirklich niemanden umgebracht!",schmunzelte ich und Aimee zog nur prüfend eine Augenbraue nach oben, bevor sie mit der Hand abwinkte. „Na los, verschwinde schon und geh ins Bett, mi hijo."

„Na klar, madre",schmunzelte ich, als ich mich auf dem Hacken umdrehte und die Treppen zu meinem Zimmer hochlief. Auch wenn ich nicht vorhatte wirklich ins Bett zu gehen, immerhin war es erst einundzwanzig Uhr und ich musste noch die letzten Folgen meiner Serie zu Ende schauen.

Amor apasionado | LESEPROBEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt