Kapitel 28

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Mein Atem ging flach und ruhig. Mein Herz klopfte wie verrückt und das kribbeln in meinen Bauch war noch immer da. Ich müsste nur einen Schritt machen und ich würde fallen. Alles. Aber auch wirklich alles wäre vorbei. Mein Schmerz. Meine tägliche Angst. Alles. ‚Tu es, es wird alles besser werden. Jeder wäre glücklich und du schlussendlich doch auch... oder jisung?' Ja. Nein. Was hatte ich denn schon zu verlieren?
Das meine Freunde traurig sind? Pff. Sie wären doch im inneren froh.
Das meine Familie traurig ist? Welche Famile?
Das meine Liebe traurig sein könnte? Lustig. Das würde nie passieren.

‚Genau deswegen solltest du es tun, beende alles.'
Mein Inneres hatte recht. Ich sollte alles hinter mir lassen. Wenn ich dies jetzt tue, dann wäre alles vorbei, alles wäre besser. Ich lächelte wegen dem Gedanken endlich glücklich zu sein. Ich hob mein Bein an und schloss entgültig meine Augen. Endlich. Ich ließ mich fallen. Fast.  Endlich. ‚Wir haben es geschafft Jisung.' Fast.

Stille.








Gerade als ich mich entgültig fallen lassen wollte, wurde ich nach hinten gezogen. Ich erschrak und öffnete sofort ruckartig meine Augen. Ich lag in den Armen von jemanden. Mein Kopf war viel zu benebelt um das alles zu verarbeiten. War ich bis jetzt gerade nicht schon tot gewesen? Oder nur fast?
Der Mond stand noch immer am Himmel und es war still. Der Atem von der Person ging schnell und unregelmäßig.
„Jisung..."
„M-Minho..?"
Minho entfernte sich von mir und krallte sich an meine Schultern damit ich ihm gezwungenermaßen in die Augen sah.
„Was machst du?? Bist du irre?! Wolltest du dich etwa umbringen??!" Meinte er nur Aufgebracht. Seine Augen wurden langsam glasig. Ich schwieg dennoch. Ja. Wollte ich.

„Rede mit mir Jisung!" Ich schwieg noch immer. Mir tat alles weh. Hilfe. „Jisung!" Meinte er nun etwas lauter und bestimmender. „Mein Gott JA wollte ich! Und jetzt?!" brachte ich nun raus. Das ich jemals so genervt und überfordert klingen würde, hätte ich niemals gedacht. Aber mir reichte es langsam. Alles. Alles reichte mir.
„Warum..." Minho's stimme wurde leiser und glich fast schon einem Flüstern. „Warum?!.." Ich lachte ironisch auf. „Warum? Ich kann dir sagen warum... Ich hab's satt. ALLES. Ich kann das alles nicht mehr, verstehst du?! Angefangen mit meinen wundervollen und bezaubernden Vater, der mich nur als Boxsack sieht. Der mich nur benutzt damit ich ihm sein Bier kaufe und mich ständig als Agressions vernichter benutzt. Täglich diese Schläge auszuhalten.. denkst du das ist einfach? Dazu kommt noch diese ganzen Sachen mit Baekhyun. Mich auch ständig von ihm verprügeln zu lassen ist echt nicht lustig weißt du? Jeden Tag zu wissen. „Oh heute ist wieder ein Tag an dem ich neue Verletzungen bekomme". Entweder bekomme ich sie durch meinem Vater, Baekhyun oder mir selbst. Mit ganz viel Glück auch von allen. Mir reicht es. Ich bin kaputt verstehst du? Mein Körper. Mein Kopf. Mein Herz. Alles. Alles ist Kaputt!.." Ich merkte nicht wie ich lauter, aggressiver, verzweifelter und ironischer wurde. Minho blieb hingegen ruhig und sah mir gespannt zu.  „...Und dann auch noch die Sache mit dir und San.." Minho hob verwundert eine Augenbraue. Ich verstummte sofort. ‚Jisung du bist so so dumm' Scheiße.

„Was? Ich und San sind auch ein Grund? Warum?"
„N-nein vergiss das.."
„Jisung das kann ich nicht einfach vergessen, genauso wie die Sachen die du gerade gesagt und aufgezählt hast. Warum hast du denn nie was gesagt? Klar wir wissen das mit deinem Vater und Baekhyun, aber wenn es dir wirklich so scheiße geht warum bist du denn nie gekommen? Wir oder ich hätten dir helfen können."
Weil es nicht ging okay. Es ging nicht. „Niemand kann mir helfen.. verstehst du es denn nicht? Niemand will und kann mir helfen. Ich bin einfach kaputt." Ich spürte wieder diesen Ziehen in der Nase und wusste das ich wieder nah am Weinen war. Mir liefen die Tränen aber ich blieb noch immer standhaft. „Ich will das alles einfach nicht mehr. Ich will glücklich sein.."

𝐶𝑜𝑙𝑑 𝑑𝑎𝑦𝑠.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt