Kapitel 3

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Noch immer lag Harper in ihrem Bett und starrte Löcher in die Decke, als es an der Tür klopfte.
»Ist offen.«, rief sie und Natasha betrat das Zimmer. »Hey Süße.«, sagte sie und schloss hinter sich die Tür.
»Hey.«, antwortete Harper und richtete sich auf. Sie deutete Nat, dass sie sich zu ihr setzen soll. Als diese durch den Raum ging, ließ sie ihren Blick über die Bilder an der Wand schweifen und ein leichtes Lächeln legte sich auf ihre Lippen, da sie sich an diese schönen, auf Fotos festgehaltenen Momente, nur zu gut erinnerte. Sie setzte sich neben Harper auf das Bett und legte einen Arm um sie.
»Ich kann nicht mehr, Nat.«, wisperte Harper.
»Es fühlt sich an als wäre da ein Loch in meinem Herzen. Ich fühle mich so leer. Er fehlt mir und-« Sie brach ab, denn Tränen flossen ihr unaufhaltsam die Wangen herunter. Nat zog sie in ihre Arme und auch in ihren Augen bildeten sich Tränen. Auch sie vermisste Clint, denn er war ihr bester Freund gewesen.
Nach einer Weile löste sich Harper, wischte ihre Tränen weg und sah Nat an.
»Es tut mir leid.«, sagte sie mit bebender Stimme. »Dir braucht das nicht leid tun. Ich bin doch froh, dass du dich mir öffnest.«
»Das meine ich doch gar nicht. Ich sitze hier drei Wochen lang und gebe mich meinem Kummer hin und denke nicht eine Sekunde daran, dass du ihn auch verloren hast.«, schluchzte Harper. Natasha wischte sich nun auch die Tränen von den Wangen. »Du musst dich nicht schlecht deswegen fühlen, Mäuschen.«, sagte sie und strich Harper durchs Haar.
»Mir geht es gut. In manchen Situationen vermisse ich ihn auch und es wird auch immer so bleiben, aber er war eben nicht mein Bruder.«, ergänzte sie. Harper waren wieder die Tränen in die Augen gestiegen.
»Ich kann das nicht mehr.«, schniefte sie. Natasha zog Harper wieder in ihre Arme.
»Ich weiß, du willst das nicht hören, aber du musst weitermachen, okay? Du musst wieder ins Leben zurückfinden, sonst wird es nicht besser, im Gegenteil, du machst es so nur schlimmer. Lenk dich ab, sag Bruce, du möchtest wieder Unterricht nehmen. Wir beide können wieder mit dem Training anfangen und du könntest Steve fragen, ob ihr auch wieder anfangen könnt zu trainieren. Du musst ja nicht gleich das volle Programm machen, aber wenigstens ein bisschen. Clint hätte nicht gewollt, dass du ihm hinterher trauerst und es dir so schlecht geht.« Harper wusste, dass Nat Recht damit hatte. »Wird es mir dann besser gehen? Wird diese Leere jemals wieder verschwinden?«
»Es wird dir wieder besser gehen, aber dieser leere Platz, den Clint in deinem Herzen zurückgelassen hat, wird bleiben. Irgendwann wirst du damit umgehen können und ihn nicht mehr so vermissen, zumindest nicht auf diese schmerzvolle Weise, aber er wird fehlen.« Harper nickte, löste sich aus Nats Armen und blickte auf das Bild auf ihrem Nachttisch. Nat beobachtete sie und folgte ihrem Blick.
»Er wird immer bei dir sein, denn er lebt hier drin«, sie tippte mit ihrem Zeigefinger auf die Stelle auf Harpers Brustkorb, wo ihr Herz war, »weiter.« »Danke, Nat.« Sie lächelte sanft und strich Harper wieder durchs Haar.
»Ich bin immer für dich da.«, sagte sie dann. »Danke. Wenn du auch mal jemanden zum Reden brauchst, hör ich dir gerne zu.«, erwiderte Harper. Zur Antwort nickte und lächelte sie.
»Ich bin müde.«
»Dann leg dich hin. Ich gehe wieder runter, okay?« Harper nickte.
»Kommst du morgen frühstücken?«, fragte Nat nun. Harper dachte nach. Natashas Worte hallten in ihr nach. Auch wenn sie sich nicht danach fühlte, musste sie zustimmen. Das wusste sie. Nat hatte Recht. Sie musste irgendwie weitermachen und versuchen mit dem Tod ihres Bruders umzugehen.
»Ja. Weckst du mich?«
»Klar. Schlaf gut.«
»Danke, du auch.«
Nat drückte Harper noch einen Kuss auf die Stirn, stand auf und verließ das Zimmer. Kurz dachte Harper noch über die Worte Natashas nach. Sie beschloss ihrem Rat zu folgen und wieder mit dem Unterricht und Training zu beginnen. Ihre Gedanken wurden unterbrochen, denn sie schlief ein.
Mittlerweile war Natasha wieder im Wohnzimmer angekommen und hatte sich neben Steve auf die große Couch gesetzt. Leise unterhielt sie sich mit ihm, damit sie die anderen nicht beim Filmgucken störte.
»Ich glaube, ich konnte ein wenig zu ihr durchdringen. Es wird auf jeden Fall besser. Morgen kommt sie sogar zum Frühstück runter.«
»Das freut mich. Ich vermisse sie. Es fehlt einfach etwas, wenn sie nicht da ist.«, antwortete Steve. Nat nickte.
Später unterhielt sich Natasha noch mit Tony. Er freute sich sichtlich darüber, dass Harper zum Frühstück kommen würde.
»Schon süß, wie er sich um sie sorgt. Zu ihr ist er irgendwie so liebevoll.«, dachte Nat.

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