Kapitel 5

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Pünktlich um 15.00 Uhr stand Harper am Fuße der weißen Marmortreppe. Statt ihrer Jogginghose hatte sie nun eine hellblaue, weite Jeans an und trug weiße Turnschuhe. Kurz darauf kamen auch die Zwillinge dazu. Zusammen gingen sie zum Fahrstuhl und fuhren ins Erdgeschoss. Anschließend verließen sie den Avengers-Tower und liefen weiter in die Stadt rein.
»Was genau hattet ihr denn geplant?«, fragte Harper.
»Ich dachte, wir könnten uns in ein Café setzen und ein bisschen quatschen?«, schlug Wanda vor. »Klingt gut.«, sagte Harper und Pietro nickte zustimmend. Rund zehn Minuten liefen sie durch New York und unterhielten sich, bis sie sich schließlich in ein Café setzten. Ihr Tisch stand an einem großen Fenster und bot einen wunderschönen Ausblick auf die Straßen New Yorks. Oft war Harper mit ihrem Bruder hier gewesen und sie wurde ein wenig melancholisch.
»Alles gut?», riss Wanda Harper aus ihren Gedanken, welche neben ihr saß.
»Hm? Ja, alles gut. Es ist nur,«, begann sie, sammelte sich und sprach dann weiter, »ich bin oft mit meinem Bruder hier gewesen und da kamen einige Erinnerungen wieder hoch.« Nervös lachte sie.
»Hey, wenn du lieber woanders hin willst, finden wir bestimmt ein anderes Café.«, schlug Pietro sorgenvoll vor.
»Nein, ist schon okay. Ich werde sowieso nicht ewig davor weglaufen können.«, winkte Harper ab. In diesem Moment kam die Bedienung und nahm ihre Bestellungen auf. Wanda und Pietro bestellten einen Latte macchiato und Harper einen Früchtetee.
»Noch nicht auf den Geschmack von Kaffee gekommen?«, neckte Pietro Harper.
»Ne.«, schmunzelte sie.
Einige Momente später bekamen sie ihre Getränke und Wanda verschwand im WC. Harper musterte Pietro nachdenklich, denn seit gestern Abend stellte sie sich immer wieder diese eine Frage und sah jetzt die Chance die Antwort zu erhalten.
»Du Pietro?«
»Ja?«
»Warum wolltest du für meinen Bruder sterben?«
Kurz überlegte er, wie er darauf antworten konnte.
»Weißt du, ich habe in meinem Leben einfach schon so viel Scheiße gebaut. Vor allem die Sache mit Hydra bereue ich, wie sonst nichts. Zudem habe ich Clint bei unserem ersten Zusammentreffen angeschossen. Ich hätte ihn töten können. Ich habe einfach die Gelegenheit gesehen mich so für alles zu entschuldigen.«, erklärte er.
»Ich fühle mich ehrlich gesagt sogar schlecht, dass ich es nicht geschafft habe ihn zu retten, Harper.«, ergänzte er niedergeschlagen.
»Hey, du musst dich nicht schlecht fühlen, okay? Weißt du wie dankbar ich dir bin, alleine dafür, dass du versucht hast ihn zu retten? Das kannst du dir gar nicht vorstellen. Und jeder macht Fehler, die einen kleinere, die anderen größere. Aber weißt du? Ich urteile nicht über Menschen anhand ihrer Fehler. Ich glaube auch, dass alle wissen, dass du es bereust und tragen dir das nicht nach. Bitte fühl' dich nicht schlecht. Ich kenne dich echt nicht lange, aber ich weiß, dass du ein guter Mensch bist, Pietro.«, versuchte Harper ihm die Schuldgefühle zu nehmen. »Danke.«, sagte er dann gerührt und sah ihr tief in die Augen. Harper verlor sich abermals in ihnen und vergaß alles um sich herrum.
»Kann ich dich auch mal 'was fragen?«, erkundigte sich Pietro.
»Klar.«
»Warum hast du Tony heute morgen angelogen?«
»Was meinst du?«, fragte Harper und tat unwissend.
»Ich glaube, das weißt du ganz genau, aber ich helfe dir mal auf die Sprünge: Tony hat dich heute morgen gefragt, ob du gut geschlafen hast und du hast das bejaht. Ich glaube dir das nicht und Wanda übrigens auch nicht. Tony allerdings scheint dich nicht durchschaut zu haben. Ich würde nur gerne wissen, warum du ihm nicht die Wahrheit sagst? Ich meine: Das ist ja eine normale Frage gewesen und ihr scheint euch sehr nahe zu stehen.«, brach es plötzlich aus ihm heraus.
»Du machst da echt ein großes Ding draus. Ist doch nicht schlimm, dass ich gesagt habe, dass ich gut geschlafen habe, obwohl dem nicht so ist.«, versuchte sich Harper raus zu reden.
»Normalerweise wäre es wirklich übertrieben, aber angesichts deiner aktuellen Situation...«
»Ich will nicht, dass er sich noch mehr Sorgen macht.«, gab Harper schlussendlich zu.
»Weil du mal schlecht geschlafen hast?«, hakte Pietro gespielt skeptisch nach, um die ganze Wahrheit zu erfahren.
»Er würde fragen, warum ich schlecht geschlafen habe. Dann würde ich ihm sagen, dass ich einen Alptraum hatte. Er würde dann fragen, was genau ich geträumt habe und genau das soll er nicht wissen.«, erklärte Harper hektisch das Szenario, welches auf die Wahrheit gefolgt wäre.
»Dann hättest du ihm doch sagen können, dass du nicht darüber reden willst, oder?«, versuchte es Pietro weiter.
»Eben nicht. Du kennst Tony anscheinend noch nicht lange genug. Wenn ich ihm sage, dass ich nicht darüber reden möchte, macht er sich erst Recht Sorgen und lässt nicht locker bis ich es ihm sage.«, erklärte Harper.
»War der Traum denn so schlimm?«, fragte er vorsichtig. Kurz schwieg Harper und schaute aus dem Fenster und beobachtete das ein oder andere Auto. Sie atmete tief durch.
»Ich sehe jede gottverdammte Nacht wie mein Bruder erschossen wird, Pietro. Jede Nacht muss ich mir ansehen wie ihn diese Scheißkugeln durchbohren.«, wisperte Harper mit Tränen in den Augen.
»Hey, hey, hey.«, sagte Pietro tröstend, stand auf und setzte sich auf Wandas Platz, um Harper in den Arm nehmen zu können. Sie schmiegte sich an seine Brust und lauschte seinem Herzschlag. Pietro strich ihr beruhigend über den Rücken.
»Natasha ist die Einzige, die davon weiß. Gut, jetzt nicht mehr. Versprichst du mir niemandem von meinen Alpträumen zu erzählen? Die machen sich schon genug Sorgen um mich. Ich will das eigentlich gar nicht.«, erklärte Harper nun weiter.
»Ist okay. Ich erzähle es Keinem.«, versprach er. Einen Moment lang saßen sie einfach so da, bis Harper sich schließlich von Pietro löste.
»Danke.«, flüsterte sie. Pietro lächelte sie zaghaft an und schaute ihr eindringlich in die Augen, was sie erwiderte. Immer wieder tat er das und jedesmal konnte sie nicht genug davon kriegen. Genau in diesem Augenblick kam Wanda zurück und Pietro setzte sich zurück auf seinen Platz.
»Na? Was habe ich verpasst?«, fragte Wanda fröhlich.
»Nichts Besonderes.«, antwortete Pietro schnell.
Harper hatte sich schnell von dem emotionalen Zwischenfall erholt und die drei verbrachten einen wunderschönen Nachmittag zusammen.
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Heyyy, ich wollte einfach mal "Danke" sagen, dass ihr meine Geschichte lest. Das bedeutet mir wirklich viel und ich hoffe, dass sie euch gefällt. Ich freue mich extrem über jeden einzelnen Read, Vote und Kommentar.
Eure Willow Brooklyn <3

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