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Zögerlich ergriff die Hexe die ausgestreckte Hand. Sie wusste nicht, was sie von der gesamten Situation halten sollte, doch war ihr eins klar; Sie musste von Severus weg. Sie konnte die Nähe von dem Zaunberer nicht ertragen. Auch wenn sie die Wortwahl von James nicht wirklich richtig fand, hatte er im Grunde schon recht. Snape hatte sogesehen kein Recht sie auf ihr Blut zurück zustellen, denn sie wusste ja selber, dass er nicht der idealeisierte Slytherin war. Auch wenn sie wusste, dass nicht alle gleich sind, waren dort schon einige Vorurteile, um das Haus der Schlangen.
Ohne auf ihre Umgebung acht zu geben, versank sie immer weiter in ihren Gedanken, bis sie eine tiefe Stimme aus eben diesen rauszog: "Lily, ist alles in Ordnung?" Etwas überrumpelt musterte sie die Quelle dieser Stimme, bevor sie zu einer Antwort ansetzt: "Ja, du bist ja noch rechtzeitig gekommen." Ein schwaches, nicht ganz aufrichtiges Lächeln legt sich auf die Lippen der Schülerin. Sie wollte es ernst meinen, doch schaffte sie das nicht so recht. Eigentlich hatte sie doch vorgehabt, vor diesem Jungen zu fliehen. Sie wollte sich erst einmal über alles klar werden und diesen ganzen Tag verarbeiten. Eigentlich hat ihr Herz einen kleinen Sprung gemacht, als Sirius sie, als James' Freundin hingestellt hat. Aber es ist alles komisch, denn sie kannte diesen James, der ihr immer wichtiger wurde, nun mal erst seit wenigen Wochen. Sie wollte ihn noch besser kennenlernen, mit ihm reden und lachen. Aber ihr Kopf spielt verrückt, wenn er da ist. James ist eben anders, als sie immer dachte. Doch der Kommentar von Sirius hat ihr Bild wieder getrübt. Das Bild welches sich immer mehr gereinigt hat, hatte nun wieder ein paar Flecken bekommen. Sie wünschte sich, dass ihr Kopf solche Kommentare weniger ernst nehmen würde, denn es war nur ein dummer Kommentar von Black. Aber es war eben ein Kommentar von Black. Sirius Black, der Junge der James am nächsten stand. Der Junge, der für James wie ein Bruder war und, wie sie irgendwann mal von Marlene mitbekommen hatte, sogar bei ihm wohnte. Ihr Verstand versuchte ihr einzureden, dass Sirius es ja eben wissen müsste. "So bekommst du also all die Mädels ins Bett.." so oder so ähnlich hat er es doch gesagt. War Lily also wirklich nur eine von vielen? War sie nicht so besonders, wie er sie fühlen ließ?

"Du siehst aber nicht sonderlich gut aus, Lily."
"Danke James, sehr reizend von dir. Du weißt wirklich, wie man mit Frauen redet."
"Lily, das war doch nicht so gemeint. Ich dachte du weißt, dass ich dich atemberaubend schön finde. Du bist echt das hübscheste Mädchen in diesem Schloss. Ich meinte aber viel mehr, dass du dich nicht so verhälst, wie du es normalerweise tun würdest. Außerdem siehst du blass aus. Also blasser als noch vorhin.

Ohne, dass es der junge Zauberer darauf abgesehen hatte, trieb er eine leichte Rötung auf das Gesicht der Hexe, welche nur beschämt Richtung Boden schaut und ein leises "Achso" murmelte.
Der Junge schaut auf und ändert sofort sein Ziel. Ohne große Umwege, verlässt er, mitsamt seiner Begleitung die Mauern des Schlosses. Noch immer hielt er ihre Hand in seiner. Er hatte auch nicht vor dies in naher Zukunft zu ändern, denn er genoss dieses Gefühl, von den kleineren, weichen Hände in seinen. Er mochte die Nähe, die gerade zwischen ihnen herrschte. Und auch die Stille. Doch das Schweigen wurde von der Stimme des Mädchens gebrochen: "James, was machen wir hier?"
"Nichts, ich wollte nur noch nicht wieder zurück. Da warten Marlene und Alice auf mich, die mir weiter Vorwürfe machen und Sirius, der sich über alles lustig macht. Aber auch Remus, der nichts wirklich dazu sagt, sondern mich nur mahnend anschaut." Sie blieben abrupt stehen, als Lily vernahm, was James ihr gerade gesagt hat.

"James, was machen sie dir für Vorwürfe?"
"Sie haben dich vorhin raus laufen gesehen. Und sie haben dich Sachen vor dich hin murmeln hören und dabei meinen Namen verstanden. Als ich dir nach wollte, haben sie mich deshalb direkt verhört, was denn passiert ist. Ich denke, dass sie glauben, dass uch dich gegen deinen Willen in mein Bett gezwungen habe. Was ja sogar fast stimmt, aber du hast geschlafen und sowohl die Krankenbetten, als auch die Sofas sind erfahrungsgemäß nicht wirklich bequem. Ich wollte doch nur das Beste für dich. Naja, das ist jetzt eigentlich auch nicht der Punkt. Ich wollte jedenfalls zuerst mit dir reden. Du bist mir schließlich wichtiger, als die. Und ich habe Angst, dass ich irgendetwas zwischen uns jetzt kaputt gemacht habe. Lily, du musst wissen..."
Weiter kam der junge Zauberer überhaupt nicht, denn ein Finger drückte sich an seine Lippen, so, dass er in seinem Gerede unterbrochen wurde. Ihm stieg auch ein leichter Rotton in sein Gesicht, denn mit dieser Geste hätte er nicht gerechnet.

"James", fing Lily an, "ich möchte, dass du weißt, dass nichts zwischen uns kaputt ist. Ich... Mir geht gerade nur alles etwas zu schnell. Ich möchte dich einfach noch besser kennenlernen. Ich möchte dich verstehen und dir zuhören. James, du bist mir auch wirklich wichtig geworden, selbst wenn es nur ein paar Tage bisher waren. Aber ich will wirklich nichts überstürzen. Können wir vielleicht erst einmal versuchen eine richtige Freundschaft aufzubauen. Ich will dir richtig vertrauen können und mich nicht von jedem Spruch von Black irgendwie verunsichert fühlen. Ich möchte mich wenn dann wirklich voll und ganz auf dich einlassen können. Wenn du mir versprechen kannst, auf mich noch etwas zu warten, auch wenn du es schon so lange getan hast, dann verspreche ich dir, dass ich irgendwann soweit bin. Auch wenn das jetzt einfach nur egoistisch ist."

Erneut schwiegen beide. Lily hatte Angst, dass sie zu viel von ihm verlangte. Und James freute sich, denn nun wußte er, dass am Ende des Tunnels, welcher bloß aus warten bestand, ein kleines Licht brannte. Ein Licht, welches ihm die nötige Kraft gab, um auch noch weiter zu warten. Er gab keine richtige Antwort, sondern nahm die Hand, welche noch immer einen Finger auf seine Lippen drückte. Er griff sie und zog die Besitzerin dieser Hand, in eine feste Umarmung, welche all seine Hoffnung ausdrücken sollte. Mit dieser Umarmung, bestätigte er der Hexe, dass er auf sie warten würde. Und im nächsten Moment, löste er sich und zog sie mit sich mit.
Natürlich wollte er noch mit ihr alleine bleiben, doch wollte er sie auch nicht zu doll bedrängen. James entschied sich dafür, dass es besser wäre, erstenmal mit ihr zurück in den Gemeindschaftsraum zu gehen. Er hatte ohne hin noch eine kleine Rechnung mit dem schwarzhaarigen Rumtreiber zu begleichen.

Am gemeindschaftsraum angelangt, hatte er die Hand noch immer nicht losgelassen. Er sprach dass Passwort und die Türe, welche hinter dem Gemälde der dicken Frau lag, welche schon begonnen hatte, eine Menge an Fragen zu stellen, öffnete sich. In dem Raum gab es ein gewaltiges Durcheinander. Die Rumtreiber (eigentlich nur Sirius, denn Remus versuchte zu schlichten und Peter war keine große Hilfe) stritten sich mit Alice und Marlene. Lily sah etwas entsetzt aus und schaute zwischen den beiden Parteien hin und her. James hingegen hatte mit nichts anderem gerechnet.
Ohne zu zögern, nahm er Lily mit und zog sie quer durch den Raum, bis er vor einem der roten Sofas halt machte und sich hinsetzte. Die Rothaarige tat es ihm gleich und schaute ihn fragend an. Ihre Freunde schauten verblüfft zu ihnen, doch das schien James nicht zu stören, denn er hatte sich in den Kopf gesetzt, Lily nun etwas über sich zu erzählen: "Also, du wolltest mehr von mir wissen, richtig? Wenn du willst, kann ich dir gerne jetzt schon ein paar Dinge erzählen. Dann musst du nicht erst durch die dummen Sprüche, von ganz bestimmten Personen hier verunsichert werden." Bei dem letzten Satz, schaute er seinen besten Freund, ziemlich eindringlich an. Die angesprochene Hexe lachte lediglich und nickte eifrig, um ihre Zustimmung zum Ausdruck zu bringen, denn sie freute sich schon richtig darauf, mehr über den braunhaarigen Zauberer, mir den ungebändigten Haaren zu erfahren.

Jily- Wie Eins zum Anderen kamWo Geschichten leben. Entdecke jetzt