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Meine Augen taten weh. Langsam versuchte ich sie zu öffnen, was ich aber gleich auch wieder sein ließ. Ich fühlte mich vollkommen fertig, nach allem, was gestern passiert ist. Nachdem ich den Brief gelesen habe, habe ich angefangen zu weinen. Was mit einer Träne begonnen hat, verwandelte sich gleich auch in kleine Bäche unter meinen Augen. Bäche, welche brannten und wehtaten. Ich weiß nicht, wie James bei mir war, wie er den Brief gelesen hatte, wie er mich in seine Arme geschlossen hat. Wie er mich hingelegt hat und sich dann zu mir gelegt hat. Wie er mich in den Armen hielt und mir über den Rücken streichelte. Ich höre praktisch noch, wie er mir gut zuredet und mich versucht zu beruhigen. Irgendwann muss ich wohl eingeschlafen sein. Mein Kopf liegt auf seiner Brust und seine Arme noch immer um mich geschlungen. Ich habe keine Ahnung, wie lange ich geschlafen habe, aber wohl lange genug, damit eine kleine Versammlung im Zimmer der vier Jungs stattfinden konnte. "Jetzt erzähl uns doch, was in dem Brief stand." Eine ungeduldige Stimme, welche ohne Zweifel von Marlene kam, schaltet durch den Raum. "Nein, ich glaube, dass das was ist, was sie euch erzählen muss. Ich bin dafür nicht der richtige." Seine Bewegungen stoppten noch immer nicht und instinktiv drückte ich meinen Kopf etwas mehr in seine Brust.  "Ich denke, dass ihr aber mal ihren Koffer packen solltet. Heute Abend fahren wir schließlich alle nach Hause." Ich vernahm seine Worte und gleichzeitig stiegen mir wieder die Tränen in die Augen. Ich konnte doch jetzt nicht nach Hause. Ich wurde praktisch ausgeladen und ich würde mir auch nicht die Blöße geben und trotzdem nach Hause fahren. Ich wusste, dass ich nicht erwünscht war, also weshalb ließ James meine Freundinnen meine Sachen zusammen packen? Diese schienen dies auch zu machen, denn ich hörte nur, wie die Türe sich öffnete und dann wieder schloss. Langsam bewegte ich mich ein wenig und startete einen neuen Versuch meine Augen zu öffnen. Diesmal funktioniert es und ich schaute in die grauen Augen von Sirius, welcher auf seinem Bett saß. "Guten Morgen, Prinzessin, hast du gut geschlafen?" James Bewegung, das Streichen über meinen Rücken, stoppte erst, allerdings fing er gleich auch wieder an. Auf Sirius Bemerkung ging ich erst gar nicht ein, sondern ich versuchte mich bloß auf die Anwesenheit von James zu konzentrieren. Denn er war in dem Moment alles, was mich davon abhielt, das Weinen wieder anzufangen. "Ich seh schon, heute bist du nicht so gesprächig." Sirius schaute mich an, mit einem seiner Lächeln. Dieses Lächeln, was nicht so aussah, wie die, die man von ihm kannte, die, die er nutzte, wenn man ihn bei einem Streich sah oder die er nutzt, um die Herzen der Mädchen zu gewinnen. Es war ein Lächeln, mit welchem er seine Freunde ansah. Es machte mich irgendwie glücklich, dass er mich so ansah. Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen. "Na ja, wenigstens ist sie nicht so ein Morgenmuffel wie manche andere hier im Raum" sein Blick wanderten ein bisschen weiter nach oben, als er das sagte und alles, was ich dann noch hörte, war ein empörtes "Hey!" Und daraufhin folgte ein Lachen. Mein Lachen. "Jetzt lach doch nicht, du darfst ihn nicht unterstützen!" "Sag ihr doch nicht, was sie zu tun hat! Lily, lach, soviel du willst. Ich mag dein Lachen, vor allem wenn du Jamesilein dabei auslachst. Das klingt wie Musik in meinen Ohren." Es fasziniert mich, wie diese beiden immer in der Lage waren, mich zum Lachen zu bringen und mich leicht zu fühlen. Das Zimmer war leer, bis auf die beiden Rumtreiber. "Peter und Remus sind zur Küche gegangen. Remus war der festen Überzeugung, dass du jetzt eine Tasse Kakao brauchst und er hat Peter mit sich genommen. Die anderen sind deine Koffer packen. Du hast einen Urlaub mit dem tollsten Mann der Welt und James gewonnen. Egal, was dieser Vernon  da geschrieben hat. Du wirst erst recht die beste Zeit haben. Nur meinetwegen." Wieder musste ich lachen. Ich lächelte ihn an und wollte ihn eigentlich umarmen, aber dann hätte ich mich von James lösen müssen. Jedoch fühlt sich das viel zu schön an, als dass ich jetzt schon aufstehen wollte. "Er meinte, dass er mich von unserer Weihnachtsfeier ausschließen wird, weil er meiner Schwester einen Antrag machen möchte und das zum schönsten Tag ihres Lebens machen möchte. Leider bin ich darin nicht vorgesehen." Seine Augen weiteten sich, James Griff wurde etwas stärker und dennoch blickte ich Sirius fest ins Gesicht. Dieser griff bloß nach irgendetwas, was nach einem Süßigkeitenring aussah. Er nahm ihn und kam zu uns ans Bett, kniete sich hin und fing an zu sprechen: "Lily Evans, möchtest du mir die Ehre erweisen und mich zum glücklichsten Rumtreiber der Welt machen und meine Begleitung für die Potter-Weihnachtsfeier sein?" Lachend löste ich mich -schweren Herzens -von James und stand auf, hielt mir die Hände vor den Mund und sagte ja zu seinem Antrag. Sirius nahm meine Hand und steckte mir den Ring an den Finger. Er nahm mich in den Arm, hob mich hoch und drehte mich einmal in der Luft und drückte mir am Ende noch einen Kuss auf die Wange. Und schon wieder lachte ich und dieses Mal konnte ich Sirius umarmen. "Danke", flüsterte ich und setzte mich wieder zu James auf das Bett, welcher mittlerweile auch saß. "Also ist es okay, wenn du mitkommst? Ich hab Marlene, Mary und Alice deinen Koffer schonmal packen lassen. Aber wenn du nicht mitkommen möchtest, dann finden wir auch andere Wege. Oder wir würden hier bleiben. Aber ich möchte dich jetzt nicht gerne alleine lassen." Ich schüttelte den Kopf und rutschte neben ihn, schlug meine Arme um ihn und vergrub mein Gesicht in seine Halsbeuge. "Danke. Wirklich, du bist der beste." Wieder konnte ich nur flüstern und auch ein Paar Tränen rollten über meine Wange. Ein Husten unterbrach die Umarmung und kurz darauf kamen Remus und Peter mit dem Kakao zu uns. Auch die Mädels kamen bald, mit meinem Koffer im Schlepptau, wieder. Zusammen saßen wir noch etwas in dem Schlafsaal der Jungs, bevor wir zum Essen gingen und danach auch schon zum Hogwarts Express. Zusammen bestritten wir auch diese Reise und bald schon kamen wir am Bahnhof Kings Cross an. Wir verabschiedeten uns von unseren Freunden und standen dann zu dritt da. "Meine Eltern meinten, dass sie uns abholen wollten. Also kann es sein, dass wir vielleicht noch etwas warten müssen." James Hand ging durch seine Haare und er schaute verlegen nach unten. Sirius lachte bloß. "Wann waren deine Eltern jemals pünktlich?" "Heute, mein Lieber Sirius, heute habe ich meine wundervolle Frau dazu gedrängt, besonders pünktlich loszufahren." Ein etwas älterer Mann tauchte hinter Sirius auf. Eigentlich sah er fast genauso aus wie James. Neben ihm stand eine Frau, mit blonden Haaren, welche ebenso etwas älter aussah. Die Frau legte einen Arm um Sirius und verdrehte die Augen auf den Kommentar von dem Mann. Vermutlich sind dies James Eltern. Und irgendwie wurde ich plötzlich nervöser. "Glaubt ihm kein Wort, natürlich war mein Göttergatte so spät dran, dass ich fast alleine losgegangen wär. Allerdings hätte ich mir sonst nur Gemecker anhören dürfen und bei Merlins langem Bart, das hätte ich nicht ertragen." Und alle lachten, als James Vater seine Frau anschaute. Diese drehte sich ihm zu und umarmte ihn. Zog ihn näher an sich und gab ihm einen Kuss. Sie waren süß zusammen und wirkten, als ob sie gerade erst frisch verliebt wären. "Jetzt fangt doch nicht auch noch so an, ich muss mir das in letzter Zeit immer von James und Lily ansehen." Von jetzt auf gleich wurden meine Wangen rot und ich wandte meinen Blick ab. Natürlich musste Sirius sowas sagen und automatisch versuchte ich mich kleiner zu machen. Mir wurden auch die Worte aus dem Brief von James Vater wieder klar. Und irgendwie kam eine kleine Panik in mir auf. Was würden sie von mir halten? Aber eigentlich bin ich ja gar nicht mit James zusammen. "Sie ist da? Mach mal Platz, ich will sie kennenlernen! Ich meine, sie muss ja etwas Besonderes sein, wenn sie meinem lieben Sohn so doll den Kopf verdreht hat." Mit aufgerissenen Augen schaute ich die ältere Version von James an. Mein Kopf fing an, sich zu drehen. Ich habe noch nicht ganz verarbeitet, was mir gerade noch durch den Kopf ging. "Fleamont, lass sie in Ruhe. Sie sieht ja schon ziemlich eingeschüchtert aus. Was soll das nur werden mit dir und Sirius? Ich bin Euphemia, James Mutter und das ist Fleamont, mein Mann. Wir freuen uns wirklich sehr, dich kennenzulernen." Euphemia lächelte mich an und streckte mir ihre Hand entgegen. Ich brauchte einen kleinen Moment, bevor ich sie ergriff. Ich zog meine Mundwinkel hoch und erwiderte dies. "Ich freue mich auch Sie kennenzulernen. Ich bin Lily. Und vielen Dank, dass ich die Festtage mit Ihnen verbringen darf." Mein Lächeln wurde traurig, als ich daran dachte, dass ich Weihnachten, das Fest der Liebe, ohne meine Familie feiern würde. "Bitte, du kannst 'du' zu uns sagen, sonst fühle ich mich alt und das wollen wir ja nicht." Witzelte Fleamont, was die Traurigkeit etwas verjagte. Ich schaute zu ihm auf. "Das werde ich machen, danke. Aber sie... Du musst dich doch nicht alt fühlen." Ein Funkeln lag in seinen Augen, als ich dies erwiderte und alle anderen lachten. Es war eine fröhliche Stimmung, auch wenn ich eigentlich nicht so gestimmt war.

Jily- Wie Eins zum Anderen kamWo Geschichten leben. Entdecke jetzt