Langsam wurde es immer kälter und die Bäume verloren ihr Blätterkleid. Wie eine Decke lagen die Blätter auf den Gehwegen und Wiesen und manche machten sich die Mühe diese zu entfernen. Allerdings spielte der Wind ein anderes Spiel. Er bließ stetig die Blätter von links nach rechts und ließ sie ab und an hoch wirbeln. Ein schönes Theater auf das ich mich jedes Jahr aufs neue freute.
Ich hatte mich auf einer Bank im Park nahe meines Hauses nieder gelassen und ließ meinen Blick auf die Leute wandern die entweder mit ihrem Hund oder mit dem Partner spazieren gingen. Die Luft war kühl aber angenehm und ließ kleine Wellen über dem Wasser im Bach erscheinen. Die Abendsonne ließ ihre letzten Strahlen über das Treiben gleiten was die Gegend fast magisch wirken ließ. Durch den verspielten Wind legte sich ein Blatt auf meinem Kopf welches ich mit zarten Berührungen in die Hand nahm und es ansah. Es war braun und an manchen Stellen rot und gelb. Dort, wo die Farben braun und rot sich vermischten entstand eine Farbe die ich nur allzugut kannte. Sie ähnelte sehr den Augen von Satori und ich bemerkte wie sich mein Mundwinkel nach oben zog. Er war eigentlich immer in meiner Nähe, doch heute war ich alleine. Der Montag, der sich heute schleichend an mir vorbei drängte war grausam und meine Glieder stöhnten schon den ganzen Tag.
Ich saß hier schon bestimmt zwei Stunden und so langsam ließ mich der Wind erzittern. Es wurde so langsam kalt und ich beschloss mich auf den Weg nach hause zu begeben. Mein Körper bewegte sich automatisch in die Richtung während ich meine Gedanken immer noch schweben ließ. Eine Hand ließ mich hoch Schrecken.
"Guten Abend!" hörte ich eine männliche, monotone Stimme hinter mir und ich drehte meinen Kopf leicht. Wakatoshi... Der gefühllose Kapitän hatte mir an diesem Tag noch gefehlt... Ich lächelte "Guten Abend, Was machst du hier?" fragte ich und sah im gleichen Moment seine Trainingsklamotten. "Joggen." Gleichgültig wie eh und je...
"Und du?" Hatte er mir grade wirklich eine Frage gestellt? "Bisschen spazieren." gab ich als Antwort zurück. Seine Augen ruhten auf mir, den Blick wie immer nicht zu deuten und nahm seine Hand von meiner Schulter. "Stört es dich wenn ich dich ein Stück begleite?"
Ich kam zwar mit Wakatoshi klar, allerdings wusste ich nie so recht was ich von ihm halten sollte. Und auch jetzt wurde ich aus seinem Verhalten nicht schlau. Wieso wollte er mich begleiten? Wir hatten doch nichts worüber wir reden sollten...
Ich nickte und so liefen wir, stillschweigend nebeneinander her. Sein Blick richtete sich grade aus während meiner ab und an zu ihm huschte. Seine Anwesenheit ohne den Rest vom Team ließ mich noch mehr frösteln als vorher durch die Kälte.
Etwas legte sich auf meine Schultern und ruhte dort bis ich meine Augen darauf richtete. Wakatoshi hatte mir seine Trainingsjacke umgelegt. Anscheinend hatte er es bemerkt. Ich blickte zu ihm rauf, er hatte sein Gesicht nach vorne gerichtet als er sprach "Du zitterst, du solltest nach Hause gehen!"
Mit einem leisen 'Danke' schlüpften meine Arme durch die Ärmel und zogen den Reißverschluss zu. *Schon wesentlich wärmer*
Als wir aus dem Park traten verabschiedeten wir uns und gingen getrennte Wege. Er war wirklich kein gesprächiger Mensch, nur mit Satori sprach er mehr. Mit den Händen in der Jackentasche lief ich nach hause. Beim Abendessen blieb viel zu viel über und somit beschloss ich, nicht nur mein Bento damit zu füllen, sondern auch Satori eins zu machen. "Er kann sich ja nicht nur von Schokolade ernähren" sagte ich grinsend zu mir als ich die beiden Boxen in den Kühlschrank stellte und mich bettfertig machte.~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Dienstag.
Immer noch mit schmerzenden Gliedern lief ich zur Schule während die Jacke von Wakatoshi in meiner Hand hin und her schwing. Ich wollte sie ihm in der Pause zurück geben und mich nochmal bei ihm bedanken. Heute war es wieder so kalt und ich war froh als ich endlich ins Schulgebäude trat. Die Wärme schlich sich wohltuend in meinen Körper und ließ mich auftauen.
Im Klassenzimmer angekommen, legte ich die Jacke über die Lehne meines Stuhls und legte schonmal alles zurecht für den Unterricht. Lange musste ich nicht warten bis Satori ins Klassenzimmer kam. Seine Augen lagen direkt auf mir, als würde er nur zu mir sehen können. Ich lächelte als er sich neben mich setzte.
"Guten Morgen. Fit für den Tag?" fragte ich ihn trällernd und ein Grummeln war seine Antwort. Er war ein Morgenmuffel durch und durch. "Vielleicht kann das ja deine Laune heben!" sprach ich und kramte in meiner Tasche rum. Dabei bemerkte ich wie er mich auf einmal interessiert ansah und ich dadurch kichern musste. Als ich das Objekt der Begierde fand, stellte ich die Box vor ihm hin. Erst musterte er die Box und begutachtete sie von jeder Seite wobei ich mir ein Lachen verkneifen musste. Als er dann endlich verstand was er dort vor sich hatte wurden seine Augen immer größer und sein Mund öffnete sich leicht. "Du gibst mir dein Bento?" *Idiot!* "Nein du Dummerchen, das ist deine! Siehst du, ich hab an der Seite deine Initialen drauf geschrieben" sagte ich und zeigte auf das S. T. an der Seite. Ich hörte förmlich wie bei ihm der Groschen fiel und kicherte erneut.
"Du hast mir eine eigene Bentobox gemacht?" schrie er fast und starrte mich an. Sein Blick war fassungslos und ich glaubte, ein Stück Freude zu sehen. "Ja, ich kann es nicht mehr mit ansehen wie du nur Schokolade in dich reinstopfst. Und außerdem war noch zu viel übrig gestern."
Seine Miene verzog sich zu einem breiten grinsen und ehe ich mich versah fing er an die Box zu öffnen. "Wag es nicht!" warnte ich ihn, "Die ist für die Pause!"
Demonstrativ sah er mich an, hob die geöffnete Box sachte bis zu seiner Nase und roch daran. *So ein Spinner* Ich fing an zu lachen und in dem Moment fiel mir Satori um den Hals. "Dankeschön!" flüsterte er in meine Halsbeuge und ich bekam Gänsehaut als sein Atem über meine Haut Strich. Ich drückte ihn fest und als er mich wieder los ließ machte er brav die Box wieder zu und steckte sie in seine Tasche.
"Dafür musst du mir allerdings einen Gefallen tun, Monsterchen!" sagte ich als er sich wieder zu mir drehte.
"Alles!"
"Kannst du die nachher mitnehmen? Sie gehört Wakatoshi." sagte ich und hielt im die Jacke hin. Er musterte erst die Jacke und dann mich mit zusammengezogen Augenbrauen. "Wieso hast du seine Jacke?" Seine Stimme klang irgendwie nicht wie sonst. "Wir hatten uns gestern zufällig im Park getroffen und da mir kalt war, hatte er sie mir gegeben." erklärte ich. "Bist du mit der Jacke zur Schule gekommen?" fragte er mich und ich schüttelte den Kopf. "Ich hab extra einen dicken Pullover angezogen." Ich hielt ihm meinen Ärmel hin um ihm zu zeigen wie dick er war was ihn anscheinend nicht interessierte. Denn kaum hatte ich zuende gesprochen nahm er seine Jacke und legte sie mir auf den Schoß. "Du kannst meine haben!" sagte er. Sein Ton war so gedämpft das er keinen Widerspruch zuließ. Hatte er mir nicht zugehört? "Aber ich brauch doch.."
"Ich sagte, du kannst meine haben!" unterbrach er mich und seine Augen funkelten. Wieso war er denn auf einmal so grob? Hatte ich was falsches gesagt?
"Okay" ich belies es dabei, wollte keinen Streit anfangen und legte seine Jacke über die Stuhllehne. *Wenn es ihn glücklich macht, zieh ich halt seine Jacke an.*Die ersten Stunden verliefen eher schleppend und ich merkte wie ich immer wieder gegen den Drang die Augen zu schließen ankämpfen musste. Die Schmerzen die ich seit Tagen in meinem Körper spürte machten die Situation auch nicht besser.
Als es zur Pause klingelte packte ich alles in meine Tasche, holte mein Essen raus und stand auf, gefolgt von den Blicken Satori's. Er starrte mich nur an und als ich den Kopf fragend zur Seite legte huschten seine Augen kurz zu seiner Jacke und dann wieder zu mir. *Achsooo... *
Ich hatte die Jacke schon wieder vergessen und auf den stummen Befehl von ihm hin, nahm ich sie mir und zog sie demonstrativ an. Jetzt wurde sein Gesicht wieder weicher und er lächelte. *Was will er denn damit bezwecken?*
"So besser, der Herr?" fragte ich aufmüpfig.
"Viel besser!" grinste er, nahm seine Box und schlenderte mit mir Richtung Mensa.Ich fand meine Freundinnen nicht und beschloss, mich zu den Volleyball Jungs zu setzen. Zwischen Wakatoshi und Satori war ein winziger Spalt den ich ausnutzen wollte. "Macht euch mal nicht so fett und lasst mich arme Frau sitzen!" sprach ich als ich hinter ihnen stand. Verdutzt legte Satori seinen Kopf in den Nacken bis er mich sah. "Ich bin nicht fett!" protestierte er beleidigt während Wakatoshi schon was Platz machte. "Noch nicht." lächelte ich ihn an als ich mich hin setzte. Ich begrüßte die anderen und unterhielt mich mit ihnen ein wenig bis der Rotschopf sich zu mir lehnte. "Machst du mir morgen auch eine?" fragte er mich leise und zeigte auf die nun leere Box. Ich kicherte und nickte was ihn freudig die Hände in die Luft werfen ließ.
"Warte, du hast Satori nen Bento gemacht?" rief Shirabu entsetzt und der ganze Tisch sah nun zu mir. "Ehm... Ja?" sagte ich, eindeutig eingeschüchtert unter den ganzen Blicken. "Ich will auch eine!" flehte Shirabu mich an. Doch bevor ich etwas sagen konnte ergriff Satori das Wort. "Vergiss es! Nur ich bekomm eine. Ich bin nämlich was besonderes!" Selbstgefällig legte er seinen Arm um mich und grinste Shirabu an. Ich konnte nicht anders und fing an zu lachen. Das trottelige Gesicht von Shirabu war wirklich zu komisch bevor er sich beleidigt wieder an seiner Box zu schaffen machte.
" Und was ist mit mir? Bekomm ich eine?" die Stimme war so tief, das sie meine Ohren zum dröhnen brachte. Ich drehte meinen Kopf zur Seite und sah Wakatoshi direkt ins Gesicht. Sein Ausdruck war wieder unleserlich. "Du bist zwar besonders, aber nicht monstermäßig besonders!" sagte ich lächelnd und umspielte diese Aussage mit einer Hand auf seiner Schulter. Satori hingegen blickte ihn nur wütend an während die Jungs anfingen zu kichern.
Die Stimmung am Tisch war ausgelassen und so hatte ich wieder meine Müdigkeit soweit im Griff das ich den Rest des Tages überstand.Als die Schulglocke das Ende einläutete schwang ich meine Tasche auf die Schulter und schlenderte mit dem Monster zur Turnhalle. Wie immer saß ich auf der Tribüne und schaute den Jungs zu während ich wieder mal versuchte die Müdigkeit zu besiegen. Meine Augen fielen immer wieder zu, bis ich den Kampf endgültig verlor.
Durch sanftes wippen wurde ich wach und öffnete meine Augen. Ich sah grade noch die Schule wie sie im Hintergrund langsam verschwand und allmählich wurde mir bewusst das ich getragen wurde. Um sehen zu können wer mich trug, hob ich meinen Kopf, und als ich den roten Wuschelkopf sah beruhigte ich mich etwas.
"Schlaf ruhig weiter, ich bring dich nach Hause." Seine Stimme klang sanft und in diesem Moment wie ein Schlaflied für mich. Dabei bemerkte ich das er mich rittlings trug, seine Hände an meinen Oberschenkel, und meine an seiner Brust während mein Kopf wieder auf seinen Schultern ruhte.
Ein bisschen nervös machte es mich schon, doch durch meinen müden Verstand war mir das so egal, das ich leise in seine Halsbeuge grummelte und die Augen wieder schloss. Immerhin war ich ja in guten Händen...Das nächste was ich spürte war, das mich die Wärmequelle verließ. Ich griff danach und meine Finger gruben sich in einem Stück Stoff. "Nicht... gehen.." brachte ich murmelnd hervor. Das Stück Stoff geleitete allerdings aus meiner Hand und ließ mich dann doch kalt zurück....
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Tendou Satori x Oc ~Endlich Zuhause~
FanfictionSatori Tendou, das Monster der Shiratorizawa... Allein und Missverstanden. Doch für Shiro Akane war er besonders. Sie sah in ihm nie dieses Monster von dem alle sprachen... Wieso verlieren Menschen ihre Menschlichkeit wenn es doch schon im Wort stec...