In den letzten Tagen war ich mir nicht mehr so sicher ob Satori wirklich nur schlechte Laune hatte. Er wirkte distanziert mir gegenüber, machte allerdings Witze bei den Jungs und war so wie immer. Ich konnte mir keinen Reim daraus machen und entschied mich, mit Wakatoshi zu reden. *Hoffentlich schafft er es in so einer Angelegenheit mal mehr zu reden.* dachte ich während ich an diesem Freitag zur Turnhalle lief. Das quietschen der Turnschuhe und das aufprallen der Bälle hörte ich schon von weitem. Ich wollte nach dem Training mit Wakatoshi reden, damit wir von keinem gestört werden würden.
Ich stand am Eingang der Halle und schaute ihnen zu, trat aber nicht ein. Ihre Konzentration war bemerkenswert und auch Satori glänzte in seiner Rolle. Er schien mir wie immer, was mir ein Stich ins Herz rammte. Hatte er genug von mir? War ich vielleicht einfach zu viel für ihn? So viele Fragen in meinem Kopf die hoffentlich bald eine Antwort bekamen.Der Trainer beendete das Training und die Jungs gingen alle nach dem Aufräumen in die Umkleidekabine. Ich wartete stattdessen davor und ließ meinen Blick über den Campus schweifen. Es war so ruhig das ich meine eigenen Gedanken hören konnte die jedes mal unterbrochen wurden wenn aus der Kabine Gelächter hinaus drang. Kurze Zeit später wurde die Tür auch schon aufgeschlagen und ein verdutzter Shirabu trat hinaus. "Nanu, Shiro-San, was machst du denn hier?" hinter ihm wurde alles leise und ich merkte wie sie alle angespannt zuhörten. "Ich wollte zu Wakatoshi." sagte ich so emotionslos wie möglich und konnte spüren wie sich meine Wangen färbten.
"Was ist?" erklang die monotone Stimme vom Kapitän als er hinter Shirabu auftauchte. "I.. Ich muss mit dir reden, geht das unter vier Augen? Bitte?"
Er nickte "Gib mir 5 Minuten." und drehte sich um. Shirabu verabschiedete sich und ging während ich weiter draußen wartete. Ich hatte gehofft Satori zu sehen, doch er blieb anscheinend extra länger um mich nicht anzutreffen. Dabei hatte er zu 100% mitbekommen das ich da war.Kurze Zeit später kam Wakatoshi raus und ich deutete ihn mit mir ein Stück zu gehen. Als die Turnhalle schon längst hinter uns lag, unterbrach er die Stille. "Also, was ist los?" fragte er mich und sah zu mir runter. Sein Blick immer noch neutral und ohne Emotionen. "A.. Also ich wollte fragen, ob du vielleicht weißt was mit Satori los ist..." ich war sichtlich nervös. Meine Finger spielten mit dem Hemd der Schuluniform und mein Blick richtete sich auf den Weg vor uns. Kurz war es still und es schien, das mein Gesprächspartner überlegen würde.
"Was soll mit ihm los sein?" sprach er ruhig und sah mich immer noch an.
"Naja, er ist in letzter Zeit so abwesend zu mir und redet kaum noch. Bei euch ist er wie immer, aber ich komm nicht mehr an ihn ran."
"Ist denn was vorgefallen?"
"Nein, nicht das ich wüsste." antwortete ich ihn wahrheitsgemäß. Wakatoshi war sein bester Freund, er MUSSTE etwas wissen. Jeden Versuch den ich unternahm um mit Satori zu sprechen verlief im Sande noch bevor ich die Gelegenheit bekam einen richtigen Satz zu bilden. Mein Herz schmerzte und kaum dachte ich an ihn kamen mir, wie so oft in letzter Zeit, die Tränen. "Hey, soll ich mal mit ihm reden?" fing Wakatoshi an und legte seine Hand auf meine Schulter. Seine Stimme war nun sanft und einfühlsam. *Er konnte also doch anders*
"Das wäre sehr nett. Ich würde es ja selber machen, aber er lässt mich nicht."
Mit einem nicken reichte er mir ein Taschentuch und schaute wieder nach vorne. Ich hoffte wirklich das es was bringen würde. Die letzten Tage waren die Hölle für mich. Mir fehlte seine Nähe, sein Lachen und das Gefühl was ich hatte wenn er mich ansah. Ich erwischte mich sogar manches mal dabei, das ich auf die Seite meines Bettes rollte wo er geschlafen hatte, nur um ihm irgendwie wieder näher zu sein. Es war grausam wie viel er mir bedeutete.~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Satori's Sicht
Es ist Samstag und ich lag schon wieder nur stumm in meinem Bett. Ich war zuhause da ich mich um ein paar Sachen kümmern musste. Unten höre ich meine Eltern die sich amüsiert unterhielten. Ich wollte mich auch wieder so unterhalten, konnte es aber nicht. Seit Tagen gehe ich Shiro aus den Weg, dabei konnte sie doch nichts dafür. Sie konnte nichts dafür das ich mich in sie verliebt habe. In ihre braunen Haare die jeden Tag nach Kokosnuss dufteten. In ihre braun/grünen Augen die mich jeden Tag aufs Neue faszinierten. In ihre Art wie sie mich behandelte und wie sie mir ihre Aufmerksamkeit schenkte. Ihr Lachen welches die schönste Musik war die ich je gehört habe. Ja, ich liebe jedes kleine Stück von ihr. Jedes leichte schmollen wenn sie geärgert wurde. Jedes Augenrollen wenn der Wind mit ihren Haaren spielte und die Hälfte in ihrem Gesicht landete. Bei ihr fühlte ich mich wohl, geborgen, akzeptiert. Sie gab mir das Gefühl, ich könnte alles erreichen.
Aber sie würde bestimmt nicht so für mich fühlen. Selbst wenn sie mir gegenüber so liebevoll war, hatte ich ihr nichts zu bieten. Schulisch war ich mittelmäßig, ein geregeltes Familienleben besaß ich auch nicht. Ich war allein...
Ein kurzes vibrieren meines Handys holte mich aus diesem Sturm an Gedanken raus. Die Nachricht war von Wakatoshi>Geh mit mir spazieren. <
Huh? Er war nie ein Mensch der spazieren ging. Joggen ja, aber spazieren?
>Okay. Wann? <
>Jetzt, stehe vorm Haus! <
Ich stand vom Bett auf und ging ans Fenster. Er stand wirklich am Gartentor und sah die Straße entlang. Mein guter, alter Freund Wakatoshi. Auf ihn konnte ich mich verlassen. Ich war geknickt als Shiro ihn gestern um ein Gespräch gebeten hatte. Bei dem Gedanken daran wurde meine Laune wieder beschissen, zog mir dennoch meine Klamotten an und ging runter.
"Wo gehst du hin?" der harte Ton meines Vaters ließ mich frösteln. "Gehe mit Wakatoshi raus!" gab ich kleinlaut zurück. "Der arme, muss sich mit dir rumschlagen während er eigentlich was besseres vor haben könnte. Der Junge tut einem ja leid."
Die Worte trafen mich, wie jedes Mal, tief im Herzen. Meine Eltern hatten keine gute Meinung über mich, das gaben sie mir jeden Tag zu spüren. Zuhause war es fast schlimmer als in der Schule. Sie ignorierten mich, gaben mir kaum bescheid wenn es essen gab und lachten über mich. Ich war schon immer alleine gewesen und irgendwie hatte ich mich dran gewöhnt. Bis ich in die Mannschaft gekommen bin. Sie waren alle direkt aufgeschlossen zu mir und nahmen mich so wie ich bin. Bei ihnen fühlte ich das erste mal Akzeptanz.
Bei Shiro hingegen war es anders. Ich spürte einfach das sie anders war, das ich bei ihr mit meiner normalen Fassade nicht weit kommen würde. Bei ihr, konnte ich jede einzelne Maske fallen lassen und sie gab mir immer noch das Gefühl akzeptiert zu werden.Ich zog mir die Schuhe und Jacke an, während ich die kühle Luft in meinen Lungen aufnahm als ich die Tür öffnete. Wakatoshi drehte sich zu mir um und sah mich an als ich auf ihn zu lief.
"Was gibt's, Wakatoshi?" Ich legte den Kopf schief und stellte mich neben ihn.
"Lauf mit mir ein Stück, ich möchte mit dir reden!"
Oh Oh... Wakatoshi und reden? Hatte ich vergessen die Halle zu putzen? Oder hatte er endlich rausgefunden das ich ihm damals die Schokolade geklaut hab nach Valentinstag? Ich mein, er bekam doch sowieso genug von all den Mädchen.Schweigend lief ich neben ihm her, abwartend was mein bester Freund zu bereden hatte. Wir liefen geradewegs in einen Park wo er auf eine Bank deutete wo wir uns niederließen.
Wakatoshi's Stimme zerriss die Stille die mir so unbehaglich erschien.
"Was ist los mit dir, Satori?" er sah mir direkt in die Augen. Sein Blick verriet nicht viel, nur das er seine ganze Aufmerksamkeit auf mich lenkte.
"Was meinst du?" fragte ich ihn und hoffte das er Shiro nicht ansprach.
"Bitte erspar mir das Getue, du weißt genau das Shiro mich gestern nicht nach einem Date gefragt hat. Sie macht sich Sorgen um dich und trauert. Dabei drehst du ihr den Rücken zu. "
Scheiße.... Da waren sie wieder. Herr Schuldgefühl und Frau Hass-gegen-mich-selbst....Ich schaute auf den Boden vor mir und ließ den Kopf hängen.
" Es ist nicht so einfach... " versuchte ich zu erklären und meine Gedanken brachten meinen Kopf beinahe zum explodieren. Meine Hände zitterten und ich spürte wie ich immer weiter die Fassung verlor.
"Dann erklär es mir." Sein ruhiger Ton war neu, den kannte ich noch nicht. Dennoch ließ er mich dadurch alles erzählen was in mir vorging. Meine Gefühle für Shiro die ich am Dienstag begriffen hatte, meine Angst, sie könnte mich zurück weisen. Meine Zweifel was die Zukunft mit sich brachte und ich erzählte, zum ersten Mal in meinem Leben, von zuhause. Wie ich jedes Mal, wenn ich dort war, Abneigung bekam, wie sie mich verachteten und mir das Gefühl gaben wertlos zu sein. Währenddessen liefen immer mehr Tränen über mein Gesicht und ich merkte den stetigen Blick der auf mir ruhte. Wakatoshi's Hand, die sich auf meinen Rücken legte um mich zu trösten. Er sagte während ich mich auskotzte kein Wort, hörte mir einfach nur zu. Nach ca einer Stunde in der ich krampfhaft versucht hatte mich zu beruhigen erhob mein Freund das Wort.
"Es tut mir leid das ich das nie gesehen habe wie du gelitten hast... Aber du solltest mit ihr reden." Seine Augen waren nun nicht mehr so emotionslos, eher sah er mich mitleident an. "Ich kann nicht. Ich hab alles kaputt gemacht. Ich bin ein ein schlechter Mensch..." Meine Tränen fanden wieder den Weg über meine Wangen und ich ließ den Kopf hängen.
"Meinst du, Shiro hätte mich um Rat gefragt wenn sie sauer auf dich wäre? Hat Shiro dir je einen Grund gegeben ihr nicht zu vertrauen?" Wakatoshi sprach leise und seine Worte hallten in meinem Kopf wieder. Ja, ich konnte Shiro immer vertrauen. Bei ihr konnte ich alles los werden was mich beschäftigte. Von zuhause hatte ich ihr dennoch nie was erzählt. Ich vermisste ihre kleinen Hände wie sie sich ihren Weg durch mein Haar bahnten.
"Meinst du, sie würde noch mit mir reden?" fragte ich ihn schniefend und wischte mir mein Gesicht trocken. "Ich weiß es!" sagte er überzeugend. "Komm, gehen wir, es wird langsam dunkel."
Mit den Worten verließen wir den Park, jedoch war ich wieder so in Gedanken versunken das ich nicht bemerkt hatte, das wir in eine völlig andere Richtung liefen.
DU LIEST GERADE
Tendou Satori x Oc ~Endlich Zuhause~
FanfictionSatori Tendou, das Monster der Shiratorizawa... Allein und Missverstanden. Doch für Shiro Akane war er besonders. Sie sah in ihm nie dieses Monster von dem alle sprachen... Wieso verlieren Menschen ihre Menschlichkeit wenn es doch schon im Wort stec...