Im Bunker

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Auf der Fahrt zum Bunker erfuhr Sienna so einiges. Sam war kein Engel, er war ein Jäger, ebenso wie sein Bruder Dean, der Gadreel angegriffen hatte. Die beiden waren wohl die bekanntesten Jäger in ganz Amerika, denn der Jäger, mit dem sich Sienna des Öfteren getroffen hatte, hatte nicht nur einmal von den Winchesters, von Sam und Dean gesprochen. Die beiden hatten schon mehrere Male die Welt gerettet. Sie kannten sich besser aus, als die meisten anderen Jäger.

Sam und Castiel klärten sie auch über die aktuelle Lage auf. Ein Engel namens Metatron hatte die Tore zum Himmel mit einem Zauber geschlossen und wollte ihn nun neu aufbauen. Damit war er derjenige, der für den Fall der Engel und den Verlust ihrer Flügel verantwortlich war. Er war der Böse in dieser Geschichte und Sam, Dean, Castiel und Gadreel wollten ihn aufhalten.

Auch über Gadreels Geschichte in den vergangenen Monaten erfuhr sie das meiste. Der Grund, weshalb er damals gegangen war, war weil Dean zu den Engeln um Hilfe gebetet hatte. Sam hatte im Sterben gelegen, da er versucht hatte, die Höllentore zu schließen, indem er drei Aufgaben bewältigte. Da er die letzte Aufgabe jedoch nicht beendet hatte, hätte er eigentlich sterben müssen. Durch eine List hatte sich Gadreel mit Deans Wohlwollen Zugang zu Sams Hülle verschafft und Sam damit geheilt, während er sich auch selbst geheilt hatte. Sam hatte davon jedoch nichts gewusst, jedenfalls nicht bis sich Gadreel auf Metatrons Seite gestellt und damit Sam übernommen hatte. Dean und Castiel war es mit der Hilfe eines Dämons namens Crowley, der der König der Hölle war, gelungen, Gadreel aus Sam auszutreiben, woraufhin dieser wieder zurück in diese Hülle geschlüpft war.

Danach hatte er weiterhin für Metatron rekrutiert, unter anderem seine Spezialeinheit von Engeln, die sich selbst in die Luft gesprengt hatten und damit zahlreiche Engel, die allesamt in Castiels Armee gegen Metatron gewesen waren, in den Tod gerissen haben. Als Gadreel das erfahren hatte, war er wieder zu den Winchesters und Castiels übergelaufen.

Das alles war etwas viel und Sienna spürte bereits, wie sie Kopfschmerzen bekam. Die Fahrt dauerte eine halbe Stunde und führte sie weit aus der Stadt hinaus, bis in einen Wald, wo sie schließlich vor einer riesigen Bunkertür stehen blieben.

Nachdem sie in den Bunker getreten waren, ging Sienna etwas zögerlich die Treppe hinab. Es war hier viel schöner und heimeliger, als sie es erwartet hatte, denn um ehrlich zu sein war sie davon ausgegangen, dass es sich beim Bunker um ein muffiges, feuchtes Loch mit kahlen mit Moos bedeckten Steinwänden handelte. Doch dem war nicht im geringsten so. Schon am Eingang sah sie die vielen Bücherregale. Sie begaben sich gerade in den Lesesaal, als Sam scharf Luft einsog. Auch Sienna war der Geruch aufgefallen, es roch nach faulen Eiern.

„Oh nein", sagte Sam dann und stürmte zu einem Tisch vor, auf dem eine offene Kiste stand.

„Was ist das für ein Geruch?", fragte Gadreel.

„Schwefel", stellte Sienna fest, „hier drin war ein Dämon."

Alle drei Männer sahen sie etwas ungläubig an, doch Sienna zuckte nur mit den Schultern.

„Ich habe bei meinen Recherchen so einiges aufgeschnappt", meinte sie lediglich.

Daraufhin machte sich Castiel auf den Weg, um den Bunker abzusuchen. Als er nach einiger Zeit zurückkam und den Kopf schüttelte, nahm Sam sein Handy aus der Tasche und wählte eine Nummer. Als es noch läutete, murmelte Sam etwas davon, dass jemand namens Crowley im Bunker gewesen sein musste.

„Dean, ruf mich zurück, wenn du das hörst. Ich mein's ernst, okay? Tu es nicht, nicht auf diese Weise", sagte er und legte dann auf, da er nur die Mailbox seines Bruders erreicht hatte.

„Sicher dass es Crowley war?", wollte Castiel wissen.

„Wen sollte er sonst rufen?", fragte Sam im Gegenzug, „die zwei sind ziemlich beste Freunde, seit Dean das Mal hat."

„Welches Mal?", wollte Gadreel wissen.

„Das Kainsmal", antwortete Castiel.

Erkenntnis breitete sich auf Gadreels Gesichtszügen aus.

„Dann hat mich Dean also mit der Ersten Klinge angegriffen", stellte er fest, „das könnte durchaus hilfreich sein."

„Was?", fragte Sam.

„Metatron ist so stark wie nie, aber wenn Dean die Erste Klinge und das Mal besitzt, haben wir mit ihm vielleicht eine Chance."

„Ehm, das ist ein schlechter Witz oder? Vor einer Stunde haben wir Dean ins Verlies geschlossen und jetzt heißt es, wir hätten nur mit ihm eine Chance?"

„Hör ihm zu, Sam", ermahnte ihn Castiel.

„Oh, na klar, tut mir leid, entschuldigt, Jungs, aber ich find's nicht so toll, dass die einzige Möglichkeit darin bestehen soll, die Rakete scharf zu machen und zu hoffen, dass sie auch trifft", sagte Sam sarkastisch und blickte zwischen Castiel und Gadreel hin und her, „er ist keine Bombe, okay, sondern mein Bruder."

„Er wäre auch nicht auf sich allein gestellt. Wir würden helfen", warf Gadreel ein.

„Und wie?"

„Ich glaube, dass Metatron die Engeltafel als Energiequelle missbraucht. Er nutzt ihre Macht für sich selbst und ist so stark wie..."

„...Gott. Richtig?", vervollständigte Sam den Satz.

Da niemand etwas darauf erwiderte, war das wohl die Bestätigung seiner Annahme.

„Ich meine darum geht's doch, oder? Metatron möchte Gott sein?"

Gadreel nickte zögerlich und Sam sah sich etwas hilflos um.

„Großartig, damit ist er im Grunde unbesiegbar", stellte Sam mürrisch fest.

„Nicht wenn wir die Verbindung zwischen Metatron und der Tafel unterbrechen. Er wäre dann nur noch ein gewöhnlicher Engel", sagte Castiel und wandte sich dann Gadreel zu, „wo ist die Tafel?"

„In Metatrons Büro."

„Im Himmel?", fragte Sam und Gadreel nickte.

„Ich kann uns bis zur Tür bringen."

„Und was dann? Wieso sollten die dich reinlassen?", wollte Sam wissen, „Metatrons Nummer 2 steht mit dem meistgesuchten Engel vor der Tür? Wie soll das klappen?"

„Wir müssen es versuchen", sagte Castiel mit Nachdruck.

Daraufhin schwieg Sam, doch die Sehnen an seinem Kiefer zuckten wild.

„Ihr denkt an eine List, habe ich Recht?", fragte Sienna.

„Ganz genau", erwiderte Castiel und lächelte.

„Ich werde dir mal zeigen, wo du es dir bequem machen kannst", meinte Sam dann und wechselte damit das Thema.

Sienna nickte und folgte ihm, während er sie durch einige Gänge führte, die allesamt gleich aussahen. Schließlich hielt er ihr eine Tür auf. Sienna trat in ein Zimmer, das zwar klein war und außer einem Bett, einem Schrank, einem Tisch und einem Stuhl keine Möbel hatte, doch nichts desto trotz war es sehr gemütlich.

„Du kannst dich hier schon mal einrichten. Wenn du fertig bist, komm einfach wieder zu uns, wir feilen weiter an unserem Plan", meinte Sam und lächelte sie freundlich an.

„Danke, Sam", sagte Sienna und erwiderte sein Lächeln.

Verliebt in einen EngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt