Overblot im Endstadium

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„Wie oft soll ich dich eigentlich noch umbringen?“
-Jafar

Yuu hatte es bereits mit drei Overblots zu tun gehabt und in einer Gruppe waren diese Endgegner immer recht passabel zu schlagen, doch Jamil war eine völlig andere Hausnummer. Neben ihm war da ja auch noch seine Armee, die ihm die Eindringlinge mit vollem Körpereinsatz vom Hals hielten. Floyd hatte den Spaß seines Lebens damit so viele Kiddis ungestraft verprügeln zu dürfen, doch nicht mal er würde sie alle rechtzeitig ausschalten können. Yuu robbte auf allen Vieren rüber zu Grim, der sich unter einem Tisch versteckt hatte, um nicht von umherfliegenden Dingen getroffen zu werden. „Was machen wir jetzt?“, schrie er über den Lärm hinweg, während Grim missmutig rüber zu Jamil sah. „Wir versuchen zu überleben, bis es vorbei ist. Es tut mir leid, aber ich denke nicht, dass wir dieses Mal gewinnen können. Hmpfg alles was wir jetzt tuen können ist warten, bis das Blot den Rest erledigt“
Er sah seinen Freund fassungslos an, doch irgendwie musste er auch zugeben, dass Grim recht hatte. Es waren einfach zu viele. Ein letztes Mal sah Yuu sich nach einer Lösung für ihr Problem um, als er sah wie Kalim mit entschlossener Miene den Besen aufhob, mit dem er selbst wenige Momente zuvor versucht hatte Jamil ins Nirvana zu schicken. Was hatte er bloß vor?

Kalim umklammerte den Stiel, als ob sein Leben davon abhängen würde, bevor er ihn leicht unbeholfen anhob und damit auf Jamil zustürzte. Er versuchte nicht einmal den Überraschungseffekt auf seiner Seite zu haben und kündigte seinen Angriff sogar mit einen frustrierten Schrei an. Kein Wunder also, dass er es nur gerade nahe genug an Jamil schaffte, um von dessen Fuß in der Magengrube zurück geschleudert zu werden. Er krachte in eine Kommmode und blieb, seinen schmerzenden Hinterkopf reibend, einfach vor ihr sitzen „Ich bin überraschend stark, wenn ich mich nicht so dumm anstellen muss wie du, oder Kalim? Ich wollte dich aus alter Zeiten Willen verschonen, doch wenn du dich nicht freiwillig von mir fern hälst, gibt es nur einen Weg für mich dich los zu werden!“
Kalim riss entsetzt die Augen auf, als er sah wie sich die schwarze Magie an Jamils rechten Hand sammelte. Es war zu spät, diesem Schlag würde er nicht mehr ausweichen können.
Sein Schicksal akzeptierend riss er mit letzten Rest an Willen die Arme hoch, im verzweifelten Versuch sich zu schützen, doch nichts geschah. Kalim nahm die Arme wieder runter, nur um direkt in Alishbas Gesicht zu schauen, die schützend vor ihn stand und den Schlag volle Kanne in den Rücken bekommen haben musste. Blut lief ihr über die Lippen, doch das hinderte sie nicht am sprechen. „Wir Vipers werden geboren, um euch und eure Familie unter Einsatz unseres Lebens zu dienen, Kalim-sama. Ich habe gesündigt, als ich meine Bestimmung vergaß und von zuhause weg ging, doch ich hoffe, dass Allah mir unter diesen Umständen... verzeihen wird.“
Die letzten Sekunden im Delirium versuchte sie schwankend zum stehen zu kommen, bevor sie einfach über Kalim zusammenbrach, der im Anbetracht ihres Leblosen Körpers nicht anders konnte als einen Entsetzensschrei los zu werden.
Jamil hingegen schrie nicht. Er lies sich einfach auf die Knie fallen und versuchte zu verarbeiten was gerade passiert ist. Er hat seine kleine Schwester getötet.
Das einzige was er hörte, war ein Rauschen in seinem Ohr, als Jade seine Schwester in die stabile Seitenlage brachte und versuchte sie wieder zu beleben, während Floyd und Azul auf Kalim einsprachen.
Ohne ihren Meister bei klaren Verstand klappten die Scarabia Schüler zusammen und blieben reglos am Boden liegen, nur darauf wartend, dass Jamil ihnen Befehle geben würde, doch darauf könnten sie erst mal lange warten. Er wurde von Yuu an den Schultern gepackt und er sah auch, dass dessen Lippen sich bewegten, als ob er mit ihm sprechen würde, doch er hörte nach wie vor nur ein Rauschen. Besorgnis stand Yuu ins Gesicht geschrieben und Jamil spürte auch wieso - sein eigenes Blot würde ihn jede Minute ermorden.
Jamil stieß seinen verblüfften Mitschüler zur Seite und rannte aus dem Zimmer. Er musste einen Ort finden, an dem er ungestört war, so das niemand ihn von seinem Entschluss abbringen würde. Seine Träume und Ziele hatte er in dem Moment, in dem seine Magie Alishba getroffen hatte über Bord geworfen. Jetzt wollte er einfach nur noch weg aus dieser Welt, die ihn höchstens als Schuhputzer vermissen würde. Er rannte in sein Zimmer und verriegelte die Tür gerade noch rechtzeitig. Über den Rauschen hinweg hörte er ein panisches Gehämmer an seiner Tür, doch er scherte sich kein Stück darum. Er hatte seiner Schwester weh getan, sie mit großer Wahrscheinlichkeit getötet, und das würde er sich nicht in einer Millionen Jahre verzeihen.
Das Blot, das sich zu Beginn kraftschenkend und gut angefühlt hatte, klebte und behinderte ihn jetzt wie flüssiges Pech, doch irgendwie schaffte er es zumindestens noch sich auf sein Bett zu ziehen und sich dort zusammenzukauern.
'Bitte Allah, Tod, Satan oder wer auch immer meine Seele holen wird. Ich weiß ich habe Mist gebaut, aber gewehrt mir diese letzte Bitte: Lasst Alishba bitte nicht sterben.'
Er sagte sein stummes Gebet wie ein Mantra immer wieder auf, bis es endlich passierte. Den Blot Tod hatte er sich spektakulärer, blutiger und brutaler vorgestellt, wie dass die klebrige Flüssigkeit sich um seinen Hals wickeln und ihn so lange strangulieren würde, bis er seinen letzten Atemzug getan hatte, oder dass es sich auch in seinem Körper manifestieren und seine Organe zerquetschen würde, doch stattdessen fühlte es sich einfach so an, als ob er in einen tiefen Schlaf fallen würde.

Die Frau des SultansWo Geschichten leben. Entdecke jetzt