Azuls Overblot

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„Wer das Gold hat bestimmt auch die Regeln.“
-Jafar

„Können wir dir weiter helfen, junge Dame?“
Die Stimme lies Alishba erschrocken von dem Bootsplan aufsehen, den sie gerade noch so eifrig studiert hatte. Ihr gegenüber standen zwei Hafenarbeiter, die wohl bemerkt hatten, dass sie etwas ratlos war. „Ich denke das können Sie, vorausgesetzt Sie wissen wie die Fähren hier fahren. Ich will auf die Insel dadrüben.“
Die beiden Männer folgten ihrem ausgestreckten Finger, der auf eine große Insel in der Ferne deutete. „Ah ja, die Fähren dahin sind vorübergehend gestrichen, Kleine. An der einen Schule gab es in letzter Zeit so viele Overblot Vorfälle, weswegen die erst mal alles dicht gemacht haben“, erklärte einer der Beiden.
„Echt furchtbar. Hab gehört jetzt soll sogar ein dritter gewesen sein. Zweitklässler.“
Zweitklässler? Jamil ist im zweiten Jahr! „Wissen Sie im welchen Dorm?!“, fragte das Mädchen panisch, woraufhin beide Arbeiter angestrengt nachdachten. „Ich glaube in diesem Unterwasser Sea life Dorm, oder Jim?“
„Ja, da hast du recht.“
Alishba atmete erleichtert auf, doch ihr Problem war damit immer noch nicht gelöst. „Ich muss da echt dringend hin“, erklärte sie, „König Farena schickt mich, um nach seinem Bruder zu schauen.“ 'Und nach meinen Eigenen'.
Diese Behauptung belächelten die Beiden, als ob sie es für die Fantasie eines Kindes halten würden, doch sie schienen ihr wenigstens zu glauben wie ernst es ihr war und versuchten ihr zu helfen. „Wusstest du, dass einige der Dorms gar nicht auf der Insel liegen? Auf der Insel befindet sich das Hauptgebäude und ein paar Häuser, doch andere Häuser sind tief am Grund des Meeres, in der heißen Wüste oder in der trockenen Savanne gebaut. Jedenfalls erzählt man sich das und nur die magischen Spiegel verbinden die Häuser mit dem Hauptgebäude und die Schüler mit ihrer Schule“, erklärte der Größere der Beiden.
„Genau. Du könntest dich also auch auf den Weg zu einen der Häuser machen und über einen der Spiegel die Schule betreten“, meinte der Andere und dafür, dass sie nicht selbst darauf gekommen ist, hätte sie sich am liebsten geohrfeigt. „Danke, ihr wart eine große Hilfe“, murmelte sie, „Wenn ihr mir jetzt nur noch sagen könntet in welcher Richtung es zum Scarabia Dorm geht?“

Jamil wusste nicht, was er sagen sollte. Er war so verletzt, verwirrt und verzweifelt zu gleich und so gerne er Azul auch jeden Tentakel einzelnd ausgerissen hätte, er lag einfach nur bei ihm, hielt ihm im Arm und lauschte seinem Herzschlag. Am Vortag ist Azul in den Overblot Modus gegangen. Leona hat sich, auf Yuus Bitte hin, all seine Verträge unter den Nagel gerissen und mit seiner besonderen Magie zu Sand verarbeitet. Diese Papiere, die all diese Schüler an Azul fesselten und ihm Sicherheit gaben, sie wurden als Sandkörner am Meeresgrund verstreut und der Oktopus ging in Folge dessen in einen rasenden Berserker Mode. Der Gedanke, dass er gestern hätte sterben können und Jamil es vermutlich als einer der Letzten erfahren hätte, machte ihn krank. Und was ihn noch viel kranker machte war, dass er noch nicht annäherend alles über seinen inoffiziellen Freund wusste. Wie dass er als Kind gemobbt wurde, weil er übergewichtig war. „Es tut mir leid“, riss Azul ihn da auf einmal aus seinen Gedanken, „Du hattest die ganze Zeit Angst vor Overblot und anstatt dir diese zu nehmen, habe ich sie vermutlich nur noch verstärkt. Ich wollte das nicht.“ Es war schon komisch. Der selbstsichere und furchteinflößende Junior Gang Boss wirkte auf einmal wie ein schüchternes Kind, das beim Süßigkeiten stehlen erwischt wurde. Er umarmte ihn fester, als ob er ihm sagen wollte, dass alles in Ordnung wäre, auch wenn eigentlich nichts in Ordnung war. „Deinen Vertrag hat Leona nicht zerstört. Ich äh hab ihn hier.“ Verlegen holte Azul das gefaltete Stück Papier hervor und zeigte es ihm, „aber ich kann ihn zerstören, wenn du willst. Den Rest deiner Schulden sind dir erlassen.“
Jamil horchte überrascht auf und konnte nicht wiederstehen seine Hand auf Azuls Stirn zu legen, einfach nur um seine Temperatur zu messen. „Bist du krank?“, fragte er gespielt besorgt, worauf sein Freund mit einem schwachen Lachen reagierte. „Ich weiß ich habe es dir nicht oft genug gesagt, aber ich liebe dich, Jamil. Wenn du bei mir bleibst, dann weil du es willst und nicht, weil ein Stück Papier es dir sagt. Du hast in deinem Leben schon genug Vorschriften gemacht bekommen.“
„Aber Azul, ohne Profit geht den Geschäft doch pleite“, antwortete Jamil lachend, bevor er einen Kugelschreiber aus der Nachttischschublade holte und ihn Azul überreichte. „Streich einfach das Kleingedruckte durch, gib mir eine normale Uniform und wir kommen ins Geschäft.“
Der Geschäftsmann verzog die Miene gespielt enttäuscht, tat aber wie gesagt und löste zumindestens schon mal eines von Jamils Problemen.

Die Frau des SultansWo Geschichten leben. Entdecke jetzt