„Ihr seid ja sprachlos. Vorzüglich für eine Ehefrau.“
-JafarIrgendetwas war anders als sonst. Könnte an den komischen Blicken seiner Mitschüler liegen, vielleicht aber auch an dem Getuschel das los ging, sobald er jemanden den Rücken zukehrte. Wieso sind Menschen so? Konnten sie ihm nicht einfach sagen wo der Schuh drückte? Kurzerhand pickte er Ace aus der Menge und stellte sich mit ihm an die Seite des Flurs. „Also gut, raus mit der Sprache. Du weißt immer was los ist. Hab ich irgendwas im Gesicht oder wieso starren alle so dumm?“, verlangte er zu wissen, doch statt vernünftig zu antworten, schoss dem Heartslabyl Schüler augenblicklich die Röte ins Gesicht und er stammelte vor sich hin. „A-Also das kannst du mich nicht einfach fragen! Es geht halt so ein Gerücht um und ich weiß, dass es nicht stimmt, weil du sowas nie tun würdest, ich meine du bist ja verheiratet und alles ähhh a-aber...“
„Ace!“
„Schon gut, schon gut! Man erzählt du hättest Kalim mit einen Gast in der Lounge betrogen.“
Jamil lies Ace' Kragen, den er ohne es zu merken gepackt hatte, los und sah sich vorsichtig um. Wieso fiel ihm erst jetzt auf, wie angewidert und hunrig einige der Blicke waren, die ihm zugeworfen wurden? „Hat Kalim davon gehört?“, fragte er vorsichtig, doch der Gesichtsausdruck des Rothaarigen machte ihm nicht viele Hoffnungen. „Das verbreitet sich wie ein Lauffeuer. Kalim müsste unter einen Stein leben, um es nicht früher oder später mitzubekommen, a-aber du hast es doch nicht getan, oder?“
Allein dass Ace diese Möglichkeit in Betracht zog, weckte in Jamil das Bedürfnis seinem Mitschüler heftig eine zu knallen, aber das hat der arme Kerl auch irgendwie nicht verdient. „Ich wurde von einem Typen angebaggert, insgesamt 17 Schlucke übrigens-“,
„Siebzehn- Ach du Heilige Mutter der Herzkönigin“, unterbrach Ace ihn. Jamil nickte, bevor er fortfuhr: „Jedenfalls habe ich ihn rausgeworfen und darüber war er wohl so sauer, dass jetzt dieses Gerücht im Umlauf ist. Ace, wenn Kalim davon erfährt bin ich geliefert“, erklärte der Schwarzhaarige, den Teil mit der Hypnose bewusst auslassend. Sein Kumpel nickte und krammte sein Handy aus der Tasche. „Keine Panik, I gotcha“, murmelte er, bevor er in sein Handy sprach: „Mirra, Mirra, zeig mir den nächst besten Flug ins Ausland.“
“Ich habe zehn aktuelle Ergebnisse zu deiner Suche gefunden", antwortete die monotone Computer Stimme, sehr zu Ace Zufriedenheit, doch Jamil schüttelte bloß genervt den Kopf. „Auswandern wird mir jetzt auch nichts bringen. Glaubst du es ist Kalim biologisch überhaupt möglich sauer zu werden?“
„Na ja, ich hab ihn noch nie wütend erlebt“, murmelte der Rothaarige, während er sein Handy wieder weg steckte, „aber er wurde auch noch nie von seiner Ehefrau "betrogen". Weißt du wie Kalim zu Ehebruch steht?“
Was für ein Zufall, natürlich wusste Jamil das. Es ist noch nicht so lange her, da haben er und Kalim über den Ehebruch in 1001 Nacht geredet und darüber, was Kalim tuen würde, würde man ihn so belügen. „Ich habe eine gute Nachricht: Er wird mir nicht den Kopf abschlagen, so viel steht fest. Aber wenn es ganz schlimm läuft, ist Kalim das erste geschiedene Familienoberhaupt in der Geschichte der Al-Asims.“So sehr Jamil Kalim am liebsten packen und ans Ende der Welt schleudern würde, eine Scheidung wäre das Schlimmste was ihm gerade passieren konnte. Er hatte nicht vor bis ans Ende seiner Tage mit ihm verheiratet zu sein, doch es musste lange genug halten, dass Jamil seinen Plan die Al-Asmins zu stürzen ausführen könnte. Er brauchte Kalim in seiner Nähe, um ihn unter Kontrolle zu halten und eine zu frühe Scheidung hätte nicht nur zu Folge, dass sein Plan dahin wäre, es würde auch seinen Familiennamen und besonders den Namen seiner Schwester beschmutzen. Natürlich hatten sie ausgerechnet an diesem Tag keine Kurse zusammen, doch das war auch besser so, weil es sich im Unterricht schlecht reden lies. Nach Unterrichtsschluss rannte er förmlich zurück nach Scarabia und in Kalims Zimmer. Der war allen Anschein auch gerade erst dort angekommen und war gerade dabei seine Schulsachen in die Ecke zu werfen. „Kalim, ich-“, seine Worte blieben ihm im Halse stecken, als der Weißhaarige sich zu ihm umdrehte und er in rotverheulte Augen blickte. So hatte er ihn noch nicht erlebt. Glaube er diese Gerüchte etwa wirklich? „Ich denke wir sollten reden“, sagte der Schwarzhaarige bestimmt und sein Gegenüber nickte langsam. „Warte kurz“, presste er zwischen gefletschten Zähnen hervor, bevor er das Zimmer verlies und wenige Minuten später wieder kam, aber gefolgt von einem auf Stoffwimpeln tippselten Teppich. Jamil konnte diese Mottenfalle noch nie leiden, weil er "Kalims guter Freund" war (natürlich, weil auch nur jemand wie Kalim Freundschaft mit einem Teppich schließt) und im Gegensatz zu dem Weißhaarigen Jamil schon immer durchschaut hatte. Jeden Flug auf diesem scheiß Teil hatte er Angst, dass der Teppich ihn aus Trotz abwerfen würde. „Du willst jetzt aber nicht damit... Fliegen, oder?“
„Wieso nicht? Die frische Luft hilft mir einen freien Kopf zu kriegen und da oben lässt es sich besser reden, weil wir wirklich unter uns sind“, erklärte Kalim, bevor er den Teppich nahm und ihn über die Balkon Brüstung warf. Das Ding flog seelenruhig in der Luft, als ob er auf einem unsichtbaren Fußboden liegen würde und selbst als Kalim auf ihm Platz nahm, hielt er das bestens Stand. „Was ist? Vertraust du mir etwa nicht?“, fragte er, wobei Jamil nicht drum rum kam das Bitterne in seiner Stimme zu überhören. 'Dir ja, aber diesem Flickentuch nicht.'
„Natürlich vertraue ich dir!“
Der Schwarzhaarige sah ein, dass nachdem was Kalim gehört hatte, er in keiner Position stand zu widersprechen, also ergriff er einfach die Hand, die der Weißhaarige ihn hinhielt und lies sich vorsichtig auf den Teppich ziehen. Er würde Kalim nie zutrauen, dass er ihn aus dieser Höhe runter schubsen würde, doch übelnehmen könnte er es ihm auuch nicht, sollte er es tun.
Teppy (so hat Kalim ihn als kleiner Junge getauft und er weigerte sich nach über zehn Jahren einen anderen Namen auszusuchen) setzte sich in Bewegung und die Drei liesen Scarabia hinter sich. Unter ihnen erstreckte sich die Wüstenlandschaft und am Horizont versank langsam die Sonne. „Du hast es gehört, huh?“, fragte er vorsichtig, woraufhin Kalim verächtlich schnaubte. „Wäre es anders überhaupt möglich? Die reden ja über nichts anderes mehr. Ich warte nur darauf, dass Cater einen Bericht darüber auf Magicam postet. Und ich werde dir einfach nur eine ganz simple Frage stelle: Stimmt es, ja oder nein?“
Das war er, diese eine unangenehme Punkt. Dieses Gefühl, wenn eine Aufsichtsperson das erste mal mit dir schimpft. Das Gefühl, wenn ein guter Freund, mit dem du dich zuvor noch nie gestritten hast, auf einmal sauer auf dich ist. Wenn man bei dieser einer Person denkt, die Regel "Streit gehört dazu" wäre entkräftet, nur damit es dann urplötzlich knallt.
Kalim war die letzte Person von der Jamil dachte je seine Wut zu spüren zu bekommen, doch er hatte es tatsächlich geschafft und auf ganzer Linie versagt. „Kalim, lass mich-“
„Stimmt es, ja oder nein?!“, wiederholte der Weißhaarige, nur dieses mal mit mehr Nachdruck in der Stimme. Jamil krallte sich nervös am Teppich fest, was er aber sofort lies, nachdem Teppy anfing komisch zu wanken. „Es stimmt natürlich nicht! Ich habe bloß bei Azul gekellnert und dann-“
„Ah, da wären wir schon beim nächsten Punkt! Wieso arbeitest du bei Azul? Hast du schulden bei ihm oder so? Ich hätte sie für dich begleichen können, wenn du einfach mal mit dir sprechen würdest!“
„Ich versuche ja gerade mit dir zu sprechen, aber du unterbrichst mich die ganze Zeit!“, schrie Jamil schon fast. Er hat so versucht nicht seine Stimme zu heben, doch das war einfach zu viel. Kalim mochte wütender sein als sonst, aber vom IQ her hat sich da in Jamils Augen gar nichts getan. „Oh ja, dann fang doch gleich an, in dem du mir das da an deinem Hals erklärst! Ich habe mir Sorgen deswegen gemacht, weil ich nicht wusste was das ist und ich dachte du hättest dich verletzt, also habe ich Vil Senpai gefragt, weil er sich mit sowas ja auskennt, und er erzählt mir irgendwas vom Küssen und fest saugen und- Tatsache ist, dass das nicht von mir stammt!“ Während Kalim das erzählte, wanderte die Hand des Schwarzhaarigen automatisch zu dem Fleck an seinem Hals. Er hat versucht es mit Schminke abzudecken, aber es musste abgegangen sein. Kurz überlegte er Kalim zu sagen, dass man dieses Phänomen als Knutschfleck bezeichnete, doch das würde seine Situation auch nicht besser machen. „In unserer Hochzeitsnacht sagtest du, du wärst noch nicht bereit, aber allen Anschein nach ist das genaue Gegenteil der Fall, nur nicht mit mir, sondern mit irgendwelchen dahergelaufenen Typen!", ergriff Kalim erneut das Wort, wobei Jamil vor Schock fast selbst vom Teppich gefallen wäre. Hat Kalim Al-Asim, Mr. Sunshine, die Personalisierung der Gutmütigkeit und der Freude, ihn gerade durch die Blume und auf seine eigene, unschuldige Art eine Hure genannt?
Er hatte ganz eindeutig versagt, wenn er Kalim so weit brachte und hypnotisieren traute er sich nicht. Dafür hat sich bereits zu viel Blot auf seinem Magic Pen angesammelt. Aber einen Ausweg gebe es noch, so erniedrigend und anstrengend der auch war. 'Denk an was trauriges, Jamil. Violet Evergarden Episode 10, das Ende von Banana Fish, deine Mutter hat dich nie in den Arm genommen', sprach er sich in Gedanken zu und während all diese Erinnerungen in seinem Kopf abspielten, brach er vor Kalim in bitteren Tränen aus. Der Weißhaarige schnappte entsetzt nach Luft. „Alishba, bitte wein' nicht. Ich hab es nicht so gemeint, aber ich bin einfach... enttäuscht“, murmelte er, während Jamil ein paar der Tränen weg wischte, doch die nächsten waren schon im Anmarsch. „Ich wollte das alles nicht! Der Kerl hat mich angefasst und mir diesen Fleck verpasst, also hab ich ihn raus geworfen. Ich wusste nicht, dass er so etwas über mich erzählen würde. Es tut mir so leid, Kalim!“
Heul, Schnulz, brech, Jamil konnte selbst nicht glauben was da aus seinem Mund kam, doch er hatte keine andere Wahl, wenn er diese Ehe am Laufen halten wollte. So oder so, es schien zu reichen, um Kalim hinter's Licht zu führen, immerhin sagte er auch die Wahrheit, bis auf die Sache mit dem Knutschfleck und der Hypnose, aber Notlügen sind ja wohl noch in Ordnung. Er hob den Blick nicht, zu groß war die Angst, dass das nicht gefruchtet hatte, doch diese Sorge zeigte sich als unbegründet, als zwei dünne Arme sich um ihn schlossen und ihn in eine enge Umarmung zogen. „Wenn du es wirklich so meinst, dann mach deinen Hals frei“, flüsterte der Weißhaarige in sein Ohr. Oh er war gerissen. Jamil war stolz und verfluchte sich zu gleich selbst, dass er ihn so gut unterrichtet hat. 'Sorry Azul', dachte er, als er den goldenen Halsreif ablegte und seine Haare zur Seite schob. Kalim ist währenddessen hinter ihn gerutscht und er endlich freie Sicht auf diesen Teufelsfleck hatte, tat er genau das was Vil ihm erklärt hatte. Die Stelle küssen und leicht festsaugen. War ein komisches Gefühl, aber das war ihm egal, solange er nur die Spuren eines anderen auf ihrer sonst so reiner Haut überdeckt bekam.Jamil schnappte nach Luft, doch er würde eher vom Teppich springen als irgendetwas über seine Lippen gehen zu lassen. War schon schlimm genug, dass er Azul so hintergehen musste.
„Das vorschnelle Urteil tut mir leid. Ich hätte das nicht zulassen dürfen. Fühlst du dich überhaupt noch sicher hier? Wer war es?“, murmelte Kalim, nachdem er sein Werk vollbracht hatte. Jamil lachte leise. „Nicht sicher? Das war der erste Vorfall nach Wochen an dieser Schule. Idioten gibt es überall, aber ansonsten... Ansonsten ist es hier echt nicht übel.“
Ob er damit die Schule meinte oder den Platz neben Kalim auf einem fliegenden Teppich und über den Wolken wusste er hinterher selbst nicht mehr.
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Kalim: Trust me?Jamil: Ewww nope
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Die Frau des Sultans
FanficAls seine kleine Schwester heiraten soll und aus Panik von zuhause weg lief, entschloss sich Jamil in einer Kurzschlussreaktion dazu ihren Platz einzunehmen. Mit Magie verkleidet als Frau trat er mit dem Jungen, den er am meisten verabscheute, vor d...