„Also, [...], erzähl mir doch mehr über mich.“
-JafarAls er aus seinem Jahrhundertelangen Schlaf erwachte, hatte er das Gefühl als ob ihm jeden Moment der Kopf explodieren würde. Erinnerungen überfluteten ihn wie ein Sandsturm: Aladdin, die Wunderhöhle, die sture Prinzessin, der Dschinni und sein frecher Vogel Jago. Das war alles so verdammt lange her und er wusste das. Hatte die letzten siebzehn Jahre damit zugebracht das Leben von Jamil Viper passiv aus dessen Sicht zu beobachten und was er sah machte ihn so wütend, dass er am liebsten aus seinem Gefängnis tief verborgen in Jamils zerbrechlichen Seele ausgebrochen wäre, nur um Kalim Al-Asim den Hals umzudrehen. Dieser Junge war dürr, gerade zu schmächtig, so dass er etwas Zeit brauchte um zu erkennen, dass er die Wiedergeburt des kleinen, kugelrunden Sultans war, der ihm einst mit seiner positiven und naiven Art Migräne bereitet hatte. Die Geschichte wiederholte sich erneut, was ihn zwar so ziemlich ankotzte, ihm aber auch die Gelengheit gab die Rache zu kriegen, die ihm damals verwehrt wurde.
Jafar richtete sich auf, stolz und bedrohlich, so als ob er nie weg gewesen wäre und sah sich in dem Internatszimmer um. Er kannte dieses Zimmer sehr gut, immerhin hatte er die letzten zwei Jahre, wenn auch tatenlos, hier gelebt. „Faszinierend“, murmelte er und stand schwungvoll vom Bett auf. Es tat gut endlich die Kontrolle über den Körper zu haben, indem die eigene Seele hauste. Sein Blick fiel auf den goldumrahmten Wandspiegel, wo er einen guten Blick auf dein äußeres Erscheinungsbild erhaschen konnte. Er hatte ja gesehen was Jamil in den letzten Wochen so gestrieben hatte und doch war er von dem femininen Aussehen kurz verwirrt. „Wirklich äußerst faszinierend.“
Dann hörte er Schritte näher kommen, Stimmen, jemand rief "Weg von der Tür, Seeschlange!" und im nächsten Moment wurde besagt Tür eingetreten als bestünde sie aus Pappe. Floyd stand in ihrem Rahmen und hinter ihm Yuu und Grim. Die drei glotzten ihn an als wäre er die Hauptattraktion im Zirkus, auch wenn er zugegeben nichts gegen ein wenig Aufmerksamkeit einzuwenden hatte. „Du bist ja... Wie hast du... Also... Hä?!“, stammelte Yuu, sehr zu Jafars Belustigung. Er kannte Jamil besser als irgendwer sonst, also würde es ein leichtes sein diese Trottel auszutricksen. „Ich weiß es nicht. Meine Gedanken kreisten unaufhörlich was ich meiner Familie und ihren Ruf antue, wenn ich so sterbe und auf einmal ist das Blot von alleine weg gegangen. Es tut mir leid. Kann ich bitte zu Kalim und meiner Schwester?“
Yuu, Grim und Floyd tauschten nervöse Blicke aus, bevor Yuu auf das Bett hinter ihm deutet. „Bitte setz dich.“
Jafar setzte sich wie befohlen, denn so schwer es ihm auch fiel das zuzugeben, im parieren war er äußerst geübt. „Wir haben getan was wir konnten, aber jede Hilfe kam zuspät. Nach dem achten Wiederbelebungsversuch hat Kalim uns angefleht es zu lassen. Es tut uns so leid“, flüsterte der Schwarzhaarige. Es war als ob eine Welt zusammen brechen würde.Die Rufe der drei ignorierend stürmte Jafar aus dem Zimmer und macht sich auf den Weg zu den Anderen. Er war ein Teil von Jamil und nach fünfzehn Jahren hatte er durchaus das Recht Alishba auch als seine Schwester anzusehen. Sie hatte etwas an sich, dass es schwer machte sie zu hassen und auch wenn sich einige die ihn kannten sicher waren, dass Jafar kein Herz besaß, so hatte er das Mädchen doch in eben dieses Herz geschlossen. Und ja, Jamil hatte sie getötet, ausversehen oder nicht, doch das wäre nicht passiert, wenn Kalim nicht gewesen wäre. Er war schuld, er war schon immer schuld an seinem Leiden. Nicht Jasmin, nicht Aladdin, nicht der Dschinni, sondern er! "Vergiss niemals deine Stellung, Jafar", "Aber du bist so alt, Jafar"
"Wenn du nicht mein treuester Ergebenster wärst, Jafar, ich würde..."
Zum Teufel damit! Jafar stieß die Tür zu Bibliothek auf und trat mit einer brodelnden Wut ein, die er schon lange nicht mehr gespürt hatte. Kalim kniete dort auf den Boden vor Alishbas Leiche, umringt von den Scarabia Schülern, die mit Jamils Tod zur Besinnung gekommen sein mussten, und schaute ihn aus verheulten Augen an. „Jamil es... Es tut mir so leid. Ich konnte sie nicht beschützen“, sagte er leise mit einem Gesichtsausdruck, der scheinbar danach zu fragen schien eins in die Fresse zu kriegen. Und wie er eins in die Fresse kriegen würde. „Kalim, komm her“, bat er ihn ruhig, als ob er auf Frieden aus wäre. Einige Schüler versuchten Kalim aufzuhalten, doch er erhob sich einfach und ging langsam auf ihn zu. Inzwischen waren auch Yuu, Floyd und Grim dazu gekommen und gesellten sich zu Jade und Azul. Sie alle waren gespannt auf die Versöhnung.
Doch das was dann geschah war Meilen von einer Versöhnung entfernt. Kaum war der Weißhaarige in Reichweite, formte Jamils Hand sich zur Faust und er schlug dem Teenager so hart ins Gesicht, dass es einfach die Nase gebrochen haben musste! Kalim fasste sich ungläubig an die blutend Nase und sah den Schwarzhaarigen flehend an. „Bitte verzeih mir. Schlag mich so oft wie du willst, wenn das hilft, aber verzeih mir! Du bist doch mein Freund, Jamil.“
„Freund?! Seid ihr noch ganz bei Sinnen? Ich würde lieber freiwillig Rattengift trinken als Euer Freund zu sein!“
Die Zwillinge fassten ihn an den Schultern und versuchten ihn aufzuhalten, doch er sties sie einfach von sich und stürzte sich erneut auf den hilflosen Jungen. Als er sich über ihn beugte, seine Hände über seinen Kopf festhielt und seine ebenholz schwarzen Haare ihre Gesichter umhüllte, schien die Zeit kurz still zu stehen. Kalim zwang sich zu einen schwachen Lächeln. „Jafar“, flüsterte er, auch wenn er keine Ahnung hatte woher das auf einmal kam. Er hatte diesen Namen noch nie zuvor gehört und doch glitt er ihm so leicht über die Lippen. Und es fühlte sich irgendwie richtig an Jamil so zu nennen. „Töte mich, wenn dich das glücklich macht. Zumindestens das schulde ich dir.“
Jafar starrte ihn fassungslos an, bis die Zeit wieder ging und er von einigen Scarabia Schülern von Kalim runter gerissen wurde. „Jamil, hör auf!“, rief einer von ihnen, doch er hatte gerade erst begonnen. „Jamil ist tot, ihr Narren! Habt ihr schon mal einen Menschen gesehen, der so lange im Overblot Stadium übersteht? Und jetzt haltet euch da raus, denn das hier ist eine Sache zwischen dem Sultan und mir!“
„Sultan?“, wiederholte Yuu verwirrt.
„Tot?“, flüsterte Azul verzweifelt.
Jafar nutzte die allgemeine Verwirrung, um unbemerkt Magie in seiner Hand zu sammeln und noch bevor irgendwer etwas unternehmen konnte, schoss der selbe Energieschlag auf Kalim zu, der auch schon Alishba getötet hatte. Der Weißhaarige öffnete den Mund zu einen letzten Schrei, bevor die Magie wie ein scharfer Dolch seinen Brustkorb durchbohrte und ihn auf dem Boden zusammenbrechen lies. Er hatte es getan. Nach all den Jahren hat er diesem alten Sack endlich gegeben, was er verdiente.
Plötzlich spürte er etwas kaltes in seinem Rücken, etwas scharfes, dass sich langsam durch seine Kleidung hindurch bohrte. „Es reicht, Jamil! Du bist nicht mehr im Overblot Stadium, also gibt es dafür keine Entschuldigung. Vorher wärst du vielleicht mit einem blauen Auge davon gekommen, aber dafür könntest du lebenslänglich kriegen! Ist dir das überhaupt bewusst?!“ Die Stimme gehörte eindeutig Yuu. Die anderen umringen Kalim um ihn zu helfen, doch tief im Inneren wussten sie, dass es zu spät war. Die Magie war einfach zu stark. „Wenn man so alt ist wie ich geht man nicht mehr ins Gefängnis, Yuuken. Ich habe bekommen was ich wollte und werde mich nun endlich zur Ruhe legen“, sagte er und drehte sich dabei lächelnd zu dem zitternden Teenager um, der einen spitzen Brieföffner unklammert hielt. „Du bist ein außergewöhnlicher junger Mann und ich wünsche dir, dass zurück in dein geliebtes Japan findest. Doch gib acht, dass du dir keine Märchen erzählen lässt. Diese Welt bekam den Namen "Twisted Wonderland" nicht von ungemein, denn hier werden gerne mal die Tatsachen verdreht.“ Yuu starrte ihn verwirrt an, als der Schwarzhaarige plötzlich schwungvoll einen Schritt auf ihn zu machte und sich dabei selbst den Brieföffner in den Bauch stieß. Das Blut spritzte aus der Wunde, doch er lächelte nur, er lächelter auch, als er auf dem Boden zusammenbrach und er lächelte, als er starb. Ein äußerst grotesker Anblick, der einige der Schüler zum Aufschreien brachte. Azul rannte zu ihm hinüber und versuchte etwas zu tun, denn er konnte und wollte Jamil nicht verlieren. Es musste einen Weg geben, das musste es einfach. Es war ungewohnt den Geschäftsmann so bitterlich weinen zu sehen und seine verzweifelten Schreie zu hören. Seine Hände waren blutbedeckt und obwohl er eigentlich nicht der Stärkste war, brauchte es sechs Schüler, um ihn von der Leiche weg zu reißen.
Drei Tote in einem Raum, alle drei Verbunden durch ein merkwürdiges Schicksal, zusammen aufgewachsen, befreundet, verlobt, verheiratet, bis dass der Tod sie scheidet. Es war so makabar, so grausam, Yuu brach zusammen und beobachtete die Szene die sich vor ihm abspielte. In diesem Moment schwor er sich selbst hoch und heilig, dass dieses furchtbare Blot keine Opfer mehr fordern würde, solange er in Twisted Wonderland lebte.
------------------------------------------------------------Jafar: Wie seh' ich denn aus? Diese Jugend von heute und ihre albernen Trends.
DU LIEST GERADE
Die Frau des Sultans
FanficAls seine kleine Schwester heiraten soll und aus Panik von zuhause weg lief, entschloss sich Jamil in einer Kurzschlussreaktion dazu ihren Platz einzunehmen. Mit Magie verkleidet als Frau trat er mit dem Jungen, den er am meisten verabscheute, vor d...