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Im Flieger zu sitzen, auf dem Weg nach Dortmund, fühlte sich so falsch an wie es nur ging. Doch mein ganzes Leben war hier in dieser Stadt. Der Abschied von Kai war mir schwerer gefallen als gedacht, dabei würde ich ihn heute Abend schon wiedersehen.
In Dortmund gelandet machte ich mich direkt auf zu unserer Wohnung, es war ein sehr merkwürdiges und beklemmendes Gefühl vor der Tür zu stehen. Das letzte Mal als ich hier hereinkam hatte mich Julian betrogen. Nun war aber keiner hier und ich wollte nur ein paar Sachen packen, um wieder zu verschwinden.
Also um so schneller ich hier fertig war um so besser.
Ich steckte den Schlüssel in die Türe und sperrte diese auf, sofort kam mir der vertraute Geruch in die Nase. Gegen die Tränen konnte ich nicht ankämpfen, sie traten einfach in meine Augen. Ganz langsam zog ich meine Jacke und die Schuhe aus um dann weiter in die Wohnung zu gehen.
Hier sah es schlimm aus. Julians Bettzeug lag auf dem Sofa und auf dem Tisch standen Pizzakarton. Hatte er sich jetzt nur von Pizza ernährt? Er musste doch auf seinen Ernährungsplan achten.
Doch das konnte mir doch eigentlich egal sein, oder?
Auf den Weg ins Schlafzimmer stockte ich am Badezimmer, die Türe war auf und den Wäscheberg konnte ich sehen. War seine neue sich zu fein zum Wäsche waschen?
Langsam setzte ich mein weg fort, doch im Schlafzimmer war das Chaos perfekt. Unser altes Bett, in dem ich ihn mit der Tussi erwischt hatte, war total Kaputt. Das Gestell war auseinander gebrochen, die Matratzen waren weg und mein Bettzeug lag sorgfältig gefaltet auf einer Kommode.
Tat es ihm wirklich Leid? War er deswegen so sauer gewesen und hatte das Bett kaputt gemacht? Sollte ich vielleicht doch nochmal mit ihm reden? Das hier hatte doch irgendwie was zu bedeuten, oder? Na vielleicht bilde ich mir das aber auch nur ein.
Zögernd ging ich zur Abstellkammer und nahm mir meine beiden großen Koffer, diese packte ich mit Kleidung, Badezimmer Sachen und meinem Laptop voll.
Sobald ich meine Koffer schloss, wusste ich, ich musste nochmal mit Julian reden und das nicht am Telefon. Doch auch nicht heute, wenn er wiederkam.
Erst aber wollte ich noch zu meinem Chef, ich hatte ihm gesagt das ich in Dortmund war für einen Tag under hatte mich gebeten vorbei zukommen.

Im Büro wurde ich freudig von allen begrüßt, sofort merkte ich wieder wie sehr ich hier die Arbeit vermisse. Wollte aber auch zurück nach London.
Zögernd klopfte ich ans Büro von Herrn Schuster und er bat mich hinein.
„Ah guten Tag Lea, setz dich bitte." bat er mich freundlich und ich lächelte als ich mich setzte, Bernd war ein wunderbarer Chef und mit seinen Angestellten alle per du. Sein Mann Chris war auch wirklich ein sehr lieber Kerl.
„Was kann ich für dich tun, das ich herkommen sollte?" frage ich direkt und lehne mich im Stuhl zurück.
„Nun. Ich hätte eine Aufgabe für dich, die mit einem derzeitigen Standort zusammenhängt." erklärteer mir und ich wurde neugierig, was hatte London mit meiner Arbeit zutun?
„In London?" fragte ich und er nickte sofort.
„Wir wollen in London ein Büro eröffnen, da du gerade vor Ort bist fände ich es wirklich toll, wenn du vielleicht die passenden Räumlichkeiten vor Ort begutachten könntest. Wir haben zwei zur Auswahl, ich kann hier gerade einfach nicht weg. Ich weiß, dass du noch Krank geschrieben bist. Die Besichtigung wären auch erst kurz vor Weihnachten, bis ins neue Jahr muss ich mich dann entschieden haben." erklärte er nun, ich konnte es gar nicht glauben. Mein Chef eröffnete mir gerade eine Chance an die ich nie im Leben gedacht hätte, ein Leben in meiner Traumstadt. Sollte er mich hier gehen lassen und wenn ich hier wirklich weggehen wollte.
Darüber würde ich aber erst noch ein bisschen nachdenken müssen.
„Das mache ich sehr gerne."antworte ich lächelnd.
„Danke. Sehr lieb von dir. Darf ich fragen, was dich nach London verschleppt hat? Wechselt Julian?" fragt er mich, natürlich wusste man von unserer Beziehung denn die konnten wir nicht geheim halten. Doch mehr dann auch nicht, da wir alles Privat hielten.
„Nein. Wir haben uns getrennt. Ich wollte zu Sophia, doch die hat sich von Kai getrennt also bin ich jetzt bei ihm unter gekommen." erzähle ich ihm während ich auf meine Hände schaue. Das auszusprechen war noch immer nicht so einfach.
Dass ich Kai und Sophia gut kannte war auch bekannt, irgendwann war mal herausgekommen das Sophia meine WG Mitbewohnerin war. Alles wusste die Presse nicht, doch Bernd wusste es denn ihm hatte ich es mal erzählt.
„Oh. Alles gerade etwas turbulent, oder?" fragt er mich und sofort nicke ich.
„Ich bin hier um noch Sachen zuholen, da ich nur mit einem kleinen Koffer abgehauen bin. Wollte einfach nur weg." murmelte ich leise, schaute wieder auf den Boden und wusste nicht wie lange ich meine Tränen noch zurückhalten konnte.
Bernd wusste wie sehr ich unter den letzten Monaten gelitten hatte, wie stark unsere Beziehung gelitten hatte.
„Nimm dir die Zeit, die du brauchst. Du kannst weiter Home-Office machen. Solange du in London bist, nehme ich dich da gerne als Rechte Hand für das neue Büro. Es wird bestimmt einiges geben was dort entschieden werden muss." er war aufgestanden und hatte sich auf den Stuhl neben mich gesetzt, legte seine Hand an mein Arm und lächelte mich aufmunternd an.
„Danke. Ich bin gerade gerne in London, ich fühl mich hier nicht mehr wohl." antwortete ich leise und sah ihn an. Bernd nickte und ich wusste er verstand mich, denn auch er war mal umgezogen wegen einer Beziehung. Doch er war wegen seines Outings weggezogen.
Kurz redeten wir noch über Aufgaben die ich erledigen musste, er wollte mir dann die beiden Adressen schicken zur Besichtigung, dann ging ich, um wieder zur Wohnung zufahren und meine Koffer zu holen.
Ich wollte so schnell es geht wieder weg aus Dortmund.

Liebe finden in der FreundschaftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt