4 - Schmerzen zu ertragen war schließlich sein Spezialgebiet

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Draco POV

Den gesamten Samstag verbrachte er alleine in seinem Zimmer, im Bett.
Niemand kam zu ihm, um nach ihm zu sehen, aber es war ihm egal. Alles war egal. Fast wünschte er sich, dass er wirklich an seiner Kotze erstickt wäre, wie Granger es am Vorabend gesagt hatte. Dann wäre alles endlich vorbei gewesen.

Der Brief von seinem Vater, den er am Morgen bekommen hatte, lag zerfetzt auf dem Boden vor seinem Bett. Seine Laune hatte sich durch den Brief nur verschlechtert und er hatte das dringende Bedürfnis etwas kaputt machen zu müssen - zertrümmern, zerschmettern, zerstören.

Deshalb war er gar nicht aufgestanden. Er hatte seine Pillen eingeworfen, um sich davon abzuhalten und war immer wieder völlig benebelt weg gedämmert.
Ein weiterer verlorener Tag.
~

Am Sonntag hatte sich das Gefühl nicht verbessert und er ging aus dem Schloss heraus um sich irgendwie abzureagieren. Er hielt es nicht mehr in seinem Zimmer aus.

Wenn er das Schloss in Brand setzte, überlegte er, musste er zurück nach Malfoy Manor und das wollte er noch weniger, als in Hogwarts sein. Daher musste er etwas anderes finden, was er tun konnte.

Sein Vater hatte ihm in dem Brief wieder beteuert wie leid ihm alles tat und wie sehr er ihn und seine Mutter vermisste.
Es war herzzerreißend - und zwar nicht auf die romantische Art und Weise, sondern eher wörtlich zu verstehen.
Er fühlte sich so, als wäre sein Herz zerrissen - kaputt und irreparabel.

Im verbotenen Wald schlug er auf einen wehrlosen Baum ein, aber das brachte ihm keine Erleichterung. Deswegen entschied er sich joggen zu gehen.
Er joggte viele, viele Runden über das Quidditchfeld, bis er völlig durchgeschwitzt war und kaum noch laufen konnte.

Alles tat ihm weh - innerlich wie äußerlich und er wusste nicht mehr wohin mit sich.
Sein Herz raste und Schwindel überkam ihn. Es war eine nette Abwechslung, weil sich sein Körper und Geist für den Moment darauf konzentrierten ihn am Leben zu erhalten.

Er stützte sich an einem der Pfeiler ab, an dem die Quidditchringe angebracht waren. Seine Wut flammte wieder auf, als der Schwindel abebbte und er begann mit den Fäusten auf den Pfeiler einzuschlagen.

Dem massiven Stahl konnte er nichts anhaben, dass wusste er. Deshalb blutete seine Hand schon nach kurzer Zeit und er hieß den Schmerz willkommen.

Körperlicher Schmerz war etwas mit dem er gut umgehen konnte. Er kannte sich damit aus und es war auch nicht das erste Mal, dass er körperlichen Schmerz nutzte um seine seelischen Schmerzen kurz zu vergessen.

„Malfoy?", jemand sagte seinen Namen, aber er glaubte dass er es sich einbildete und schlug weiter auf den Pfeiler ein.
Wer würde schon kommen und nach ihm sehen?
Wen würde es interessieren was er tat?
Niemanden.

„Malfoy!", es war Granger. Er erkannte ihre Stimme. Sein Kopf musste einen ziemlich schwarzen Humor haben, dass sein Hirn ausgerechnet sie projizierte.

Niemand konnte ihn noch retten. Nicht mal Potters heilige Prinzessin.

Der Knochen in seiner Hand war mindestens einmal gebrochen, aber er schlug trotzdem weiter auf den Pfeiler ein.

„Malfoy, hör auf!", sie trat an seine Seite und er spürte eine eingebildete Hand auf seinem Arm. Er spürte die Körperwärme die von ihr ausging. Es fühlte sich ziemlich real an, aber sein Kopf spielte ihm nicht zum ersten Mal Streiche.

„Bitte.", sagte sie flehend und trat vor ihn, in sein Sichtfeld.
Seine Hand schlug nur knapp neben ihrem Gesicht an den Pfeiler. Ein Blutspritzer landete auf ihrer Wange und sie hatte die Augen zugekniffen, aber war nicht zur Seite gewichen.

The Bad BoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt