Kriegsmüde

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Fest umklammerte ich die Hand meines Sohnes und führte uns drei nun an. Vor uns schlugen die Kugeln des Feindes ein. Meine Ohren gewöhnten sich allmählich an den Krach. In den Nächten suchten wir einen Unterschlupf und wühlten in der Erde nach Nahrung. Es war immer ein Riesen Glück, wenn wir an einem Bauernhof ankamen. Nie genug konnten wir unsere Taschen machen und nahmen das mit, was wir vermochten mitzunehmen. Wie lange wir schon unterwegs waren, vermochte ich nicht mehr sagen, jedenfalls wuchs mein Bauch, auch bei solchen Umständen. Ich strich immerzu hinüber und sagte dem Kind, es solle noch durchhalten. Es schien Wirkung zu zeigen. Nun kam rechts von uns ein Panzer angefahren und richtete deren Blick auf uns. Schnell zog ich mein Sohn in die nächste Nische eines ehemaligen Hauses. Wir versteckten uns dahinter und warteten bis der Panzer vorüber ist, doch hinter uns verfehlte ein Soldat den Schuss und schoss neben uns. Wir waren also geliefert. Vom beiden Seiten beschoss man uns. Als Luna schon ergeben als Zielscheibe mit ihrem Baby im Arm sich auf dem Feld hinstellen wollte, zog ich sie noch rechtzeitig weg und überließ das Flugzeug unserer Armee diesen Soldaten. Ich zog wiederum alle mit mir mit und lief in eine beliebige Richtung. Mein Zeitgefühl verließ mich, wie weit und wie lange wir doch liefen. Wir mussten über Leichen gehen, in Krater, um auf der Richtung zublieben und an liegen gebliebenen Panzer. Wir sprachen kein Wort miteinander. Ein jeder konzentrierte sich auf seine Schritte. Erst zu Dunkelheit tummelten wir uns in ein Gebäude. Celest und Luna suchten die Ruine ab ob sich welche hier befinden und zeitgleich ob sich Nahrung wieder finden lässt. All das Brot, Wurst und Honig was sie fanden, gaben sie mir. Luna brauchte allerdings auch Nahrung wegen ihrer Milch.
„Weißt Du wo wir sind?" ,fragte Celest in die Runde und strich ihrem kleinen Gloin über den Kopf. Ich kramte die Karte aus meiner Hosentasche. Dabei zog ich den nur noch vergilbten Brief von mein Mann hervor. Bis jetzt hatte ich mich nicht getraut ihn zu lesen. Vielleicht war es auch die letzte Erinnerung von ihm. Ich legte die Karte in die Mitte von uns und distanzierte mich mit dem Brief. Langsam öffnete ich ihn und zog den Brief heraus. Beim Überfliegen, sah ich einen Fließtext mit schönen geschwungenen Buchstaben. Die Schrift war Kunstvoll, als hätte Bilbo den Brief selbst verfasst.
Nun begann ich zu lesen:

Liebe Rose, lieber Mateo

wenn ihr das liest und der Brief mit Simon angekommen ist, dann kämpfe ich wohlmöglich gerade an der Ostfront. Keine Sorge, Nîn Mel, mir und Gimli geht es gut. Es nicht mal annähernd wie der Krieg bei uns in Mittelerde. Mein Bogen fehlt mir und Gimli seine Axt. Jeden Morgen werden wir gedrillt, aber ich kämpfe für meine Familie und eines Tages werden wir wieder zurückkommen, Rose. Mach dir keine Sorgen um mich und denke an unser Ehegelübde: ich werde euch beschützen, auch wenn ich gerade nicht vor Ort bin und ich sehr Aufgewühlt bin wie es dir geht, was du gerade machst und vor allem ob es unser Baby noch gut geht. Bei der Geburt werde ich wohlmöglich nicht dabei sein, aber ich stelle mir immerzu vor, wie ich zuhause ankomme und ich meine Frau und beiden Kinder begrüßen kann. Dich endlich wieder in den Arm nehmen kann.
Ich vermisse dich in diesen dunklen Tagen und liebe dich jeden Tag ein Stück mehr.
Pass auf die auf, Rose. Bis Nachhaus' ich wieder komme.

Euer Legolas Grünblatt

Eine Träne tropfte auf das Papier. Ich vermisste ihn. Auf der Rückseite des Briefes stand 27.07.2033. Ich erhielt den Brief also im August und nun müsste es schon September sein, wenn mich nicht alles täuscht.
„Wir müssen weiter gen Osten." ,meinte Luna und zeigte auf die Karte. Ich strich über mein Babybauch.
„Nein nicht in den Norden." ,sagte Celest und ich stimmte mit ein. Im Osten wäre mein Mann, aber dort erwartet uns Tod.
„Wir verlassen Deutschland und laufen die restlichen Tage nach Dänemark." ,schlug ich vor und setzte mich wieder in die Runde. Ich deutete auf die kleine Insel. Wo wir mit hoher Wahrscheinlichkeit sicher wären. „Die könnte uns Schutz bieten. Wenn wir in diesem Tempo voran gehen, schaffen wir das nicht unter einer Woche. Wir müssen uns ranhalten." ,erhob ich mein Wort in die Runde und wäre Abreise bereit, doch es war Nacht. „Noch bevor der Winter über uns zieht, müssen wir hier weg sein." ,fügte ich hinzu. Mateo kuschelte sich an mich heran und sah mit großen Augen zu mir hinauf.
„Was schrieb Papa?" ,wollte er wissen und strich über sein Geschwisterchen.
„Wir sollen uns keine Sorgen machen. Papa kommt schon wieder und Gimli geht es auch gut, schrieb er." ,sagte ich und kurz darauf befand ich mich im Land der Träume. In Gedanken an ihm.

Bis an das Ende unserer Tage, Legolas GrünblattWo Geschichten leben. Entdecke jetzt