Teil 7 (207)

180 9 1
                                    

EVE

Ich konnte einfach nicht verstehen, wie man über so lange Jahre hinweg seinen Groll auf eine Person pflegen konnte und dann noch auf den Partner der eigenen Tochter. Anna tat mir unendlich leid. Sie musste sich schrecklich zerrissen gefühlt haben, als sie sich für Samu und damit gegen ihre Eltern entscheiden musste. Ich wollte, auch Lauri zuliebe, dieses Band unbedingt wieder flicken und hoffte so sehr, dass Greta und Hans einlenken würden.

Etwas nervös saß ich jetzt im Taxi, in das ich am Flughafen gestiegen war und ließ mich zu der Adresse, die Samu mir genannt hatte, fahren. Die ganze Nacht zuvor hatte ich kaum ein Auge zugetan, weil ich die Worte, die ich mir zurechtgelegt hatte immer wieder hin und hergeschoben hatte, neu überlegt hatte und schließlich ziemlich müde erst früh am Morgen eingeschlafen war.

Der Taxifahrer hielt vor einem hübschen Haus in einer ruhigen und sehr gepflegten Wohngegend, so wie Samu es mir beschrieben hatte. Ich konnte mir schon vorstellen, dass die Eltern wohl um das Ansehen ihrer Tochter besorgt sein würden, wenn sie mit einem Musiker liiert war. Mit zittrigen Fingern fischte ich einen Geldschein aus meinem Portemonnaie und bezahlte den Taxifahrer mit einem großzügigen Trinkgeld. Dank meines Exmannes konnte ich ganz ordentlich Deutsch sprechen, denn sonst wäre das ganze hier ziemlich schwierig geworden.

Mit meiner Reisetasche stieg ich aus und ging auf die kleine Treppe zu, die zur Haustür führte. „Berger" stand auf der Klingel, also war ich hier richtig. Ich hoffte sehr, dass jemand zuhause war, denn ich hatte mein Kommen nicht angekündigt, absichtlich, damit die beiden keine Chance hatten, sich eine Ausrede einfallen zu lassen. Ich drückte auf den Klingelknopf und wartete einen Moment.

Nach einer halben Minute hörte ich hinter der Tür Stimmen und Schritte, das Glück schien also auf meiner Seite zu sein. Die Tür öffnete sich und eine mehr als erstaunte Greta stand schließlich vor mir. Kurz dahinter folgte ihr Hans, der sofort seine Stirn argwöhnisch in Falten legte. Wir hatten uns bisher nie persönlich getroffen, aber natürlich kannten sie mich von Fotos. „Eve?", fragte Greta erstaunt. Ich bemühte mich, so herzlich wie möglich zu lächeln und streckte ihr die Hand hin. „Guten Tag Greta, ja, ich bin Eve, Samu's Mutter, ich freue mich, dich kennen zu lernen." „W...was machst du hier?", stammelte sie nervös und warf dabei einen unsicheren Blick in Richtung ihres Mannes. „Ich bin extra hergekommen, zu Euch nach Deutschland, weil ich persönlich mit euch über die Hochzeit Eurer Tochter sprechen wollte." „Sie können gleich wieder fahren", polterte Hans im Hintergrund los. „Das Thema ist für uns gestorben. Anna hat sich entschieden für diesen Hallodri von Musiker und damit gegen uns. Wir kommen nicht und basta."

Ich sah, wie sich augenblicklich Tränen in den Augen von Greta bildeten und ich fühlte mich mehr als unwohl. Ich stand immernoch in der Haustür und stritt mich mit Leuten, die ich noch nie zuvor in meinem Leben gesehen hatte. Was sollte ich nur tun? War das alles etwa hier umsonst? Würde ich meinen Sohn enttäuschen müssen? „Ich vermisse Anna", schluchzte Greta jetzt los und fiel mir förmlich in die Arme. Hans bedachte mich mit einem eiskalten Blick und verschwand irgendwo im Haus. Greta schniefte und wischte sich die Tränen weg. „Gott, ist mir das unangenehm. Komm doch bitte erstmal rein. Du musst müde sein nach der Reise." Sie trat zu Seite und ich folgte ihr in die Küche. Alles war piccobello aufgeräumt und sauber, so als hätten sie mein Kommen erwartet. „Kann ich dir einen Kaffee anbieten oder ein Wasser oder irgendetwas anderes?", fragte sie mich jetzt freundlich. „Danke, ein Kaffee wäre toll und dann würde ich gern mit dir sprechen, wenn dein Mann schon nicht möchte." Greta lächelte beschämt und nahm zwei Tassen aus dem Schrank, die sie unter den Vollautomaten stellte. Als sie fertig war, setzte sie sich zu mir an den Tisch, reichte mir den Kaffee und atmete tief durch. „Ok Eve, lass uns reden. Ich will wissen, was du mir zu sagen hast."

The right one (Anna & Samu Teil 3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt