Auf der Schliche

747 50 16
                                    

Mein Herz raste immer noch, als ich durch den Laub sah, wie er aus dem Wald verschwand. Ich lag noch am Boden und begann mir meine Hose wieder hoch zu ziehen. Ich setzte mich auf und richtete mein T-shirt.

Ich sprang auf, rannte zum nächsten Baum und übergab mich. Mein gesamter Körper zitterte und ich sank auf die Knie.
Voller Wut holte ich aus und schlug gegen den Baum. Ich ließ die Tränen über meine Wangen rollen und schluchzte auf.
Ich biss meine Zähne zusammen und hatte das Bedürfnis zu schreien und um mich zu schlagen, stattdessen ließ ich meinen Kopf zu Boden sinken und schlug auf den Boden ein.

Seit einigen Wochen war ich nun in Levis Einheit und er nutzte es aus und ließ mich immer öfter zu unserem Treffpunkt erscheinen.

Ich hasste es. Ich hasste ihn.
Dann tauchte wieder ihr Gesicht vor meinen Augen auf. Ich musste es tun, um sie zu schützen. Sie hatte keine andere Chance, um zu überleben.
Es gab nur eine Sache, die ich hier brauchte, danach war ich hier weg und dieser Mistkerl würde meine geballte Rache zu spüren bekommen.

Langsam rappelte ich mich hoch, verdeckte mein Erbrochenes mit etwas Laub, wischte mein Gesicht trocken und lief langsam aus dem Wald hinaus.

Ich hatte die gesamte Zeit zu Boden gestarrt und als ich aufsah, erschrak ich ein wenig, weil Levi direkt auf mich zugelaufen kam.

Seine grauen Augen starrten mich an und sofort wich mein Blick wieder zu Boden. Hanji muss mit ihm gesprochen haben, denn ich hatte das Gefühl, er behielt mich im Auge und unter seinem Blick, fiel es mir unglaublich schwer meine Maske zu wahren.
Ich glaubte, er würde direkt hindurch sehen können, weswegen ich es vermied in seiner Nähe zu sein.

"[Y/N].", sagte er und er stand vor mir. Sofort salutierte ich.

"Hauptgefreiter Levi."
Ich blieb in der Haltung und wartete auf eine Reaktion, doch er starrte mir ins Gesicht. Man sah mir vermutlich an, dass ich geweint hatte und ich ärgerte mich selber, dass ich diese Tränen überhaupt zugelassen hatte.
Ich merkte, wie sein Blick hinunter glitt und an meiner Hand hängen blieb, die immer noch vor meiner Brust lag.
Ich brauchte nicht hinunter sehen, denn ich spürte das Pochen, was davon kam, als ich gegen den Baum schlug.

"Was ist passiert?"
Es war keine Sorge die in seiner Stimme mitklang, sondern Wut.

"Ein Unfall beim Training.", antwortete ich knapp.

"Lüg mich nicht an."
Seine Stimme war nicht mehr als ein knurren, doch ich rührte mich kein Stück, behielt die Haltung an und sah immer noch stur nach vorne.
"Die Verletzung hattest du heute Morgen noch nicht."

"Ich habe eben noch alleine trainiert und mich dabei verletzt."

"Mitkommen.", sagte er knapp, drehte sich im Absatz um und schritt in das Gebäude. Ohne ein weiteres Wort folgte ich ihm, doch mein Herz donnerte unkontrolliert gegen meine Brust.
Verdammt.
Er sollte mich doch einfach nur in Ruhe lassen, doch immer wieder tauchte er auf und ich spürte, wie er jede meiner Bewegungen verfolgte. Ich konnte keinen Schritt gehen, ohne dass Levi wusste, dass ich ihn tat.

Wir waren vor seinem Büro angelangt und er öffnete die Tür, hielt sie geöffnet und ich trat durch. Ich stellte mich direkt neben die Tür und nachdem er eingetreten war, deutete er auf einen Stuhl, auf den ich mich setzte.

Er nahm hinter seinem Schreibtisch Platz und sah mich an.
"Zeig mir deine Hand."

Ich streckte die verletzte Hand aus und legte sie auf den Schreibtisch. Er beugte sich drüber, ehe er aufstand und an den Schrank ging. Er brachte ein kleines Tablett mit einer Pinzette mit und legte sie neben meine Hand.
Er nahm die Pinzette und ich beobachtete ihn dabei, wie er etwas Vorsichtig von meiner Hand nahm. Ich entdeckte einen kleinen Holzsplitter und ich schloss kurz meine Augen.

"Ich kann es nicht leiden angelogen zu werden."
Es lag etwas drohendes in seiner Stimme und als ich meine Augen wieder öffnete, legte er die Pinzette wieder auf das Tablett.

"Wie bist du zu der Verletzung gekommen?", fragte er noch einmal und ich versuchte dieses Mal näher an der Wahrheit zu bleiben.

"Ich habe vor Wut gegen einen Baum geschlagen."

"Warum warst du wütend?", fragte er weiter.

"Bei allem Respekt, Hauptgefreiter Levi."
Ich spürte, wie ich mich in die Enge gedrängt fühlte und ich wusste nicht, wie ich hier wieder raus kommen sollte.
"Ich möchte wirklich nicht meine Gefühlslage vor Ihnen offen legen."

"Du wirst noch mehr vor mir offen legen müssen."
Mit diesen Worten öffnete er die Schreibtischschublade und zog eine Mappe hinaus. Er öffnete sie und schaute interessiert hinein.

"In deiner Akte steht, du hast deine Eltern früh bei einem Feuer in deinem Dorf verloren, ist das richtig?"

"Ja."

"Wie hießen deine Eltern?"

"Anja und Peter."

"Ich habe mich umgehört, in dem Dorf, in dem damals das Feuer stattgefunden hat und tatsächlich konnten sich einige auch an Anja und Peter erinnern. Jedoch hatten sie nie eine Tochter, sondern einen Sohn, der ebenfalls damals verbrannt ist."

Ich spürte, wie mir die Farbe aus dem Gesicht wich und mein Herz wieder wild zu schlagen begann. Meine Hände begannen zu zittern und ich ballte sie zu Fäusten zusammen, um es zu verstecken.

"Wie gesagt, ich hasse es belogen zu werden. Also frag ich dich: Wer bist du?"

"Mein Name ist [Y/N] [N/N]. Den Rest werde ich Ihnen nicht sagen können, ohne Sie wieder belügen zu müssen."
Ich sah zu ihm hoch und hielt seinem kalten Blick stand. Ich unterdrückte meine Unsicherheit.
Irgendwann sah Levi zur Seite.

"Ich muss den Leuten in meinem Team mein Leben anvertrauen können, um gegen die Monster da draußen zu kämpfen. Kann ich dir mein Leben anvertrauen?"

"Das können Sie.", sagte ich ohne zu zögern und wieder spürte ich seinen stechenden Blick auf mir ruhen. 

"Ich werde dich im Auge behalten, bis ich mich selbst davon überzeugt habe."

"Selbstverständlich."

"Dann verschwinde."
Ohne etwas zu erwidern erhob ich mich und ging zur Tür. Bevor ich sie öffnete, drehte ich mich noch einmal zu ihm und salutierte, was er mit einem 'Tch' kommentierte.
Ich zögerte noch einen Augenblick, drehte mich dann zu Tür und hielt bereits die Klinke in der Hand, doch ich öffnete sie noch nicht.

"Hauptgefreiter?"

"Hm?"

"Sie sollten nicht davon ausgehen, dass die Monster nur außerhalb der Mauer sind..."

Levi X Reader ~ Little Secret~ // BEENDET//Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt