der Morgen danach

643 48 11
                                    

Ich hatte es irgendwann tatsächlich geschafft noch einmal einzuschlafen und als ich das nächste Mal erwachte, sah ich, wie die Soldaten um mich bereits ihre Sachen zusammen räumten. Ich war ein wenig überrascht, denn normalerweise hatte ich einen leichten Schlaf und wurde bei jedem kleinen Geräusch wach.
Doch entweder waren es die Schmerzen, die mein Körper zur Ruhe zwangen oder wirklich das Zeug von Hanji. Welches langsam nachließ, denn mein Rücken tat wirklich weh.

Ich setzte mich auf und versuchte mich gleich auf meine Beine zu stellen, doch unter den Schmerzen, war es schwieriger als gedacht.

"Levi, steh da doch nicht nur so rum!", hörte ich Hanji rufen und allein an ihrem Tonfall wusste ich, dass ich sie für ihren nächsten Satz umbringen würde.
"Helf [Y/N] doch mal beim aufstehen!"

"D-das geht schon!", stotterte ich und versuchte mich mit voller Eleganz zu erheben. Jedoch stand ich noch nicht einmal ansatzweise aufrecht, als ich schon wieder zusammensackte und sofort spürte ich, wie ich am Arm gegriffen wurde.

Ich brauchte nicht hochsehen, um zu Wissen, dass Levi neben mir stand und mich festhielt.
"Danke.", nuschelte ich leise und sah immer noch zu Boden. Ich richtete mich ein wenig und als ich endlich auf eigenen Füßen, ließ er mich los und das erste Mal sah ich zu ihm hoch.

Ich lächelte ihm vorsichtig zu und sah danach sofort wieder weg. Mia packte gerade meine Sachen zusammen, sodass ich ein wenig unschlüssig darüber war, was ich tun sollte.

"Sie braucht neue Creme auf der Wunde!", hörte ich Hanji sagen und erschrocken sah ich wieder zu ihr auf.
Meine Fresse, wie sehr wollte sie mich bitte noch quälen?

Mein Blick wanderte vorsichtig zu Levi und ich sah, wie er mehr als angepisst war.
"S-sie..müssen ni-"

"Komm.", unterbrach er mich und lief zu einem der Kisten, die in einer ruhigen Ecke standen. Er deutete mir mich zu setzen und ich tat es. Langsam umfasste ich mein Oberteil und Levi sah zur Seite, als ich es auszog.
Ich umfasste mein Verband und wickelte es ebenfalls von meinem Körper.

Ich hörte, wie Hanji die anderen befahl nach draußen zu gehen, doch ich wusste, sie war ganz in der Nähe, auch wenn ich sie nicht sah.
Ich ließ den Verband zu Boden fallen und Levi sah wieder zu mir. Ich fühlte mich furchtbar nackt vor ihm. Auch wenn er mich bereits gestern so gesehen hatte, war es mir durch meine Schmerzen egal gewesen.
Doch heute waren sie erträglicher und mir wurde unbehaglich. Ich sah zu ihm hoch und bemerkte, dass er auf das Wort, was auf meinem Oberkörper geritzt war starrte.

Langsam hob ich meine Hand, um es zu bedecken und riss Levi so aus seinen Gedanken.
"Dreh dich um.", sagte er knapp und ich hörte ein leichtes Zittern in seiner Stimme.
Ich drehte ihm meinen Rücken zu und ich hörte, wie er kurz ging, ehe er wieder zu mir kam.

"Erschreck dich nicht.", sagte er sanft und ich spürte, wie er begann die Creme auf meiner Wunde zu verteilen.
Ich zischte ein wenig auf, doch es war defintiv erträglicher als die Prozedur gestern.

Wir schwiegen, doch mir wurden seine Finger ganz bewusst auf meinem Körper. Der Schmerz wurde immer weniger und ich wusste nicht, ob bereits Hanjis Mittel wirkten, oder ob das seine sanften Berührungen waren, aber eine leichte Gänsehaut bildete sich auf meinem Körper.

Dies schien auch Levi nicht entgangen zu sein, denn für einen kleinen Moment stoppte er in seiner Bewegung und ich atmete zitternd ein, ehe er mit seiner Behandlung weiter machte.

Irgendwann legte Levi die Creme zur Seite und holte einen frischen Verband.
"Dreh dich um und steh auf."

Ich tat wie er mir befahl und kaum drehte ich meinen Oberkörper zu ihm, sah er wieder auf meine Narben.
Mir schossen Tränen in die Augen, denn wieder überkam mich eine furchtbare Scham. Würde es jetzt mein Lebenlang so weiter gehen? Würde jeder, der mich halbnackt nur auf die 'Hure' auf mir starren?

Levis Blick war immer noch drauf gerichtet, doch ich traute mich nicht ihn anzusehen. Mein Blick war zu Boden gerichtet und wieder hob ich meine Arme, um das Wort zu verdecken.
Doch Levi umfing eines meiner Handgelenke und ich spürte, wie er mich ansah, doch ich sah nicht zu ihm und ich spürte, wie sich eine Träne aus meinem Auge löste und über meine Wange lief.

Ich schloss gequält meine Augen, doch dann spürte ich, wie mir die Träne weggewischt wurde.
"Er wird dafür bezahlen.", hörte ich Levi knurren. Ich öffnete vorsichtig meine Augen und sah, dass Levis Gesicht ganz dicht an meinem war.

"Es wird aber niemals verschwinden.", hauchte ich und ich konnte das Zittern in meiner Stimme nicht unterdrücken.
"Ich hab ihn all das mit mir machen lassen und wenn ich jetzt darüber nachdenke, weiß ich wie dumm ich eigentlich war."
Ich redete mich richtig ins Rage und sprach das aus, was ich eigentlich schon gestern festgestellt hatte.
Die Tränen liefen mir unaufhörlich über meine Wangen und ich wollte mich von Levi losreißen, doch er ließ nicht locker.

"Ich hatte euch. Dich und Hanji und ich hätte euch etwas sagen können, doch ich dachte, ich würde es schon selber schaffen. Ich habe einen Teil von euch, immer noch als meinen Feind angesehen, doch ihr seid das beste, was mir jemals widerfahren war. Aber ich habe es viel zu spät erkannt und jetzt muss ich mit den Konsequenzen leben. Ich werde damit leben, die Hure zu sein. Es steht mir auf den Körper geschrieben. Jeder wird es sehen können. Und entweder werde ich verbscheut, oder bemitleidet. So wie du es tust und-"

Etwas wurde mir auf meine Lippen gedrückt und ich riss erschrocken meine Augen auf, als ich bemerkte, dass es Levis Lippen waren.
Mein Herz raste wie verrückt und ich stand unter Schock, sodass ich nicht reagieren konnte, bevor er sich wieder von mir löste.

"Ich habe kein Mitleid mit dir..", hauchte er leise und seine Stimme war ein wenig kratzig.
"... und noch weniger könnte ich dich verabscheuen.."

<3

Levi X Reader ~ Little Secret~ // BEENDET//Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt