Expedition

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Wir saßen auf unseren Pferden vor dem Tor und warteten auf das Startsignal, damit die Expedition starten konnte.
Die Woche war ohne weitere Komplikationen vorangeschritten und auch er hatte keinen Kontakt mehr zu mir aufgenommen und sich nicht mit mir treffen wollen.

Ich wusste, dass ich eigentlich erleichtert sein sollte, doch mir auch klar, dass er diesen Schlag nicht einfach zu hinnehmen würde und ich wartete immer noch, dass ich die Konsequenzen dafür tragen würde.

Die Tore öffneten sich und ich trieb mein Pferd, damit es los lief. Vor mir lief Levi und das würde während der gesamten Zeit über so bleiben. Ich musste laut Formation dauernd in seiner Nähe bleiben und ich wusste, dass dies nur so war, damit er mich im Auge behalten konnte.

Wir ritten ca eine Stunde, als ich aus weiter Ferne ein heulen hörte. Sofort überkam mich eine Gänsehaut und ich sah in die Richtung aus der sie kam.
Sie lebte also und mit dem Heulen gab sie mir ein Zeichen, dass sie gemerkt hatte, dass wir hier waren und ich wusste außerdem, dass sie sich immer noch in dem Versteck aufhielt, in dem ich sie zurück gelassen hatte.

Levi sah ebenfalls in die Richtung und kurz kam mir der Gedanke, dass ich ihn einfach umbringen könnte. Scheiß auf den gesamten Aufklärungstrupp. Ich würde zu ihr zurück kehren und so weit wie möglich von hier verschwinden.

"W-war das dieser Titan?", hörte ich Armin mit zitternder Stimme neben mir fragen und auch Hanji, die wenige Meter von mir weg ritt, strahlte begeistert, als sie das Heulen vernahm:
"Lass uns dort hin!", hörte ich sie begeistert sagen und das erste Mal, seit wir uns kannten, spürte ich eine abgrundtiefe Abneigung gegen sie.

"Nein.", hörte ich Levi sagen.
"Wir reiten erst zum Stützpunkt und richten uns ein. Danach planen wir weiter."

Hanji verstummte und wortlos ritten wir weiter. Ich spürte eine Erleichterung und lehnte mich ein klein wenig zurück.
Ich würde von hier weg kommen, so viel stand fest und ich würde nur eine Person vorher sterben lassen.
Ich drehte meinen Kopf zu ihm und wieder sah ich, dass er mich beobachtete. Er grinste wissend, ehe er sein Kopf wieder wegdrehte und sich seiner Aufgabe widmete.

Wir ritten beinahe die gesamte Nacht, ehe wir an unserem Stützpunkt ankamen. Wir versorgten die Pferde im Stall, ehe wir das Gebäude betraten.
Levi befahl, dass wir hier erst einmal Ordnung machen sollten und jeder begann damit die Räume zu reinigen.

Ich wischte mit einem Tuch über die Oberflächen, als ich merkte, wie Levi sich neben mich stellte. Ich sah kurz zu ihm herüber, doch er starrte mich an, ohne ein Wort zu sagen, also putzte ich stumm weiter.
Irgendwann fing es allerdings an mich zu nerven.
"Hauptgrefreiter Levi?"

"Hm?"

"Haben Sie was gegen meine Arbeit hier auszusetzen?"

"Nein."

"Kann ich Ihnen sonst irgendwie helfen?"

"Nein.", antwortete er wieder. Am liebsten hätte ich gesagt, dass er sich doch dann bitte verpissen sollte, doch ich hielt mich zurück. Ich drehte mich wieder von ihm weg und putzte weiter.

Irgendwann betrat ich die Küche, die bereits sauber war und begann etwas zu Essen herzustellen. Levi folgte mir auch hier her und ich merkte, dass ich solangsam die Geduld verlor.

Ich stellte eine Kiste mit Kartoffeln vor ihm ab und legte ein Messer daneben.
"Wenn Sie nichts besseres zutun haben, können Sie ja helfen."

"Tch.", hörte ich ihn sagen und ich sah, wie er tatsächlich das Messer in die Hand nahm und begann die Kartoffeln zu schälen.
Wow. Ich hatte den stärksen Mann der Menschheit wirklich gut im Griff.

Ich schmunzelte, nahm mir anderes Gemüse und begann es zu schneiden. Wir redeten kein Wort miteinander, aber dadurch, dass wir beide beschäftigt waren, hatte ich nicht das Gefühl von ihm kontrolliert zu werden und ich begann mich ein wenig zu entspannen.

Diese stumpfe Tätigkeit, ließ mein Hirn zur Ruhe kommen und nicht über meine tausende von Problemen nachzudenken.
Ich wollte gerade nach einer Möhre greifen und nur im Augenwinkel sah ich, dass auch Levi nach ihr griff. Kurz berührten sich unsere Finger und ich zuckte ein wenig zurück. Ich sah hoch und auch Levi sah mich an. Für einen kleinen Augenblick sahen wir uns einfach nur in die Augen, ehe er den Kontakt abbrach und sich gegen die Arbeitsplatte lehnte.

Ich nahm mir die Möhre und begann sie zu schälen. Ich spürte wie mein Herz viel zu schnell schlug und es war das erste Mal seit langer Zeit, dass es nicht aus angst oder wut schlug. Ich konnte das Gefühl in mir nicht beschreiben, doch es fühlte sich gut an.

Meine Fresse, es waren nur seine Finger!

Petra unterbrach meine Gedanken, als sie  in die Küche trat  und weitere Vorräte herein schleppte.
"Habt ihr Auruo gesehen? Er ist schon vor einer Weile verschwunden und hat mich mit der ganzen Arbeit alleine gelassen."

Ich rutschte mit meinem Messer ab und ich zischte auf, als ich einen Schnitt in meinem Finger spürte. Ich nahm mir ein Tuch und wickelte es über die blutende Stelle. Ich spürte wieder Levis Blick, doch ich ignorierte ihn.

Ich versuchte gerade meine Gedanken zu sortieren, als ich einen plötzlichen Tumult draußen hörte.
Levi lief sofort los, um nachzusehen, was da vor sich ging und auch Petra folgte ihm. Ich zögerte einen kleinen Moment, doch dann trat auch ich aus der Küche.

Es war niemand da und da hörte ich Stimmen vom Hof. Ich lief langsam und ich spürte, wie mein Herz wieder zu rasen begann, als ich seine Stimme hörte.

Er lachte und er klang so siegessicher, dass in mir die Panik hochkam. Ich trat langsam zur Tür und als mein Gehirn verarbeitete, was es da zu sehen bekam, kam in mir eine Übelkeit hoch.

Da stand er und seine Hand hatte er in die Haare von ihr verkrallt. Ihr liefen die Tränen über die Wangen und sie versuchte sich zu befreien.

Er zog sie an den Haaren etwas höher und sie schrie sofort auf.
Da war sie. Sie hätte in Sicherheit sein müssen. Ich hatte ein Jahr das gesamte Leid ertragen, um sie zu schützen. Sie war meine Schwester und sie war zu jung und zu unschuldig. Es war meine Aufgabe sie zu schützen.

Doch er hatte sie nun. Nachdem er ein Jahr lange seine Spiele mit mir gespielt hatte, hatte er die Nase voll und nun stand er da, sah mir wieder in meine Augen und lächelte mich triumphierend an.

Ich würde ihn töten und wenn es das letzte war was ich tun würde.
Ich würde Auruo töten.

Levi X Reader ~ Little Secret~ // BEENDET//Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt