Gefühlsachterbahn

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Meine pochende Wunde riss mich aus dem Schlaf. Ich öffnete meine Augen und sah, dass es stockeduster war.
Ich spürte jemanden neben mir liegen und als ich meinen Kopf ein wenig drehte, erkannte ich Mia. Sie musste sich noch zu mir gelegt haben, ohne dass ich es bemerkt hatte.
Das Zeug von Hanji muss richtig reinhauen.

Ich setzte mich vorsichtig auf und nun sah ich auch, dass alle Soldaten in der Höhle verteilt auf der Erde lagen und schliefen.
Ich hatte nicht bewusst nach ihm gesucht, doch ich merkte schnell, dass Levi fehlte.

Ich stand vorsichtig auf und nach einer kleinen Schwindelattacke, hatte ich mich wieder in Griff und leise, ohne jemanden zu wecken, trat ich aus der Höhle raus.
Tatsächlich saß Levi auf einem umgestürzten Baumstamm und betrachtete die Sterne.

Langsam trat ich zu ihm und er drehte seinen Kopf leicht zu mir, als ich in sein Blickfeld trat. Sein Ausdruck war wie gewohnt kalt, doch trotzdem ließ ich mich langsam neben ihm nieder.

"Leg dich wieder ins Bett.", hörte ich ihn sagen.

"Mir gehts gut.", antwortete ich schlicht und sah nun auch nach Oben. Der Himmel war klar und unzählige Sterne leuchteten am Himmel. Wir hatten Vollmond und es sah wirklich schön aus.

"Das war ein Befehl.", riss Levi mich aus meiner Schwärmerei und ich lachte etwas auf.

"Ich habe Sie und Hanji angegriffen, sie dabei sogar verletzt. Ich bin mir nicht sicher, ob ich überhaupt noch zum Aufklärungstrupp gehöre und Sie mir damit überhaupt Befehle erteilen können."
Ich grinste einwenig verbittert, als ich sprach, starrte jedoch immer noch nach Oben, obwohl ich Levis Blick auf mir spürte.
Er sagte nichts, doch sein Blick ließ mein Herz höher schlagen und ein wenig irritierte mich mein Körper, wie er auf ihn reagierte.

"Deine Strafe wirst du dafür noch erhalten.", sagte er leise und eine Gänsehaut überzog mich. "Du kannst nicht einfach aus dem Aufklärungstrupp, solange du am Leben bist."

"Verstehe.", sagte ich leise und nun sah auch Levi wieder in den Himmel. Eine ganze Weile saßen wir einfach nur schweigend nebeneinander, bis ich irgendwann vorsichtig zur Seite sah.

Sein Haar fiel leicht nach hinten, da er den Kopf gehoben hatte und sein Ausdruck war das erste mal, seit ich ihn kannte nicht genervt. Er wirkte entspannt und so wie der Mond auf sein Gesicht leuchtete, war er wunderschön.
Ich versuchte mir jedes Detail seines Gesichtes einzuprägen, so sehr faszinierte er mich. Ein kribbeln breitete sich in meiner Magengegend aus, doch ein unschöner Gedanke zwängte sich dazwischen.

"Es tut mir leid.", flüsterte ich leise und sein Kopf neigte sich wieder zu mir.
"Ich habe so viel Unruhe und Ärger bereitet. Es tut mir wirklich leid."

"Im gewissen Maße kann ich es nachvollziehen.", gestand er und sah mir in die Augen. Als er jedoch weiter sprach, wirkte er wieder wütend und sah weg:
"Aber du hättest das mit Auruo melden müssen. Du hättest es mir sagen können, oder zumindest Hanji. Ein Jahr lang hat er das mit dir getrieben und niemand von uns hatte etwas gemerkt. Ich habe ihn vertraut und dachte, ich würde ihn kennen.."

Er wurde immer leiser und ich sah, wie sich seine Hand anspannte und sein Atem unregelmäßiger wurde.
Ich sah in sein Gesicht und doch ich konnte seine Gefühle nicht richtig deuten. Empfand er Schuldgefühle? Oder war es lediglich Wut?
Ich wusste es nicht, doch es tat mir unglaublich weh, als ich ihn so sah und ich wünschte mir in diesem Moment nichts sehnlicher, als dass er wieder so entspannt wirkte, wie vor wenigen Augenblicken.

Er war jemand, der ständig unter Stress stand und ich hatte diesen kostbaren, entspannten Moment zerstört. Es war ein so seltener Moment, dass ich mir nicht sicher war, ob ich ihn jemals in meinem Leben noch einmal sehen würde.
Dieser Gedanke löste eine unerklärliche Panik in mir aus und ehe ich wusste, was ich da eigentlich gerade tat, beugte ich mich zu ihm nach vorne.
Er drehte sich ebenfalls zu mir und ich drückte meine Lippen aus seine.

Kaum hatten sie sich berührt, löste ich mich von ihm und erschrocken riss ich meine Augen auf und berührte meine Lippen mit meinen Fingern.
Ich spürte, wie mir die Hitze ins Gesicht schoss, während er mich einfach nur ansah. Mein Blick wanderte sofort zu Boden und ich versuchte in meinem Hirn nach irgendeiner Erklärung zu suchen.

Levi sagte ebenfalls kein Wort, doch ich spürte wie er mich ansah. Ich traute mich immer noch nicht aufzusehen, doch ich musste dieses unglaublich peinliche Schweigen überbrücken.

Ich brauchte drei Ansätze, ehe ich endlich etwas einigermaßen brauchbares hervor brachte:
"I-ich...weiß nicht..", fing ich an, doch ich unterbrach mich selber und gestikulierte wild mit meinen Händen.
Ich atmete noch einmal tief durch, ehe ich endlich meinen Blick hob. Ich sah, wie Levi sich ein grinsen unterdrückte, doch ich hatte mir die Worte schon zurecht gelegt und ich würde meine Entschuldigung endlich aussprechen:
"I-ich...glaube Hanjis Zeug hat ein paar Nebenwirkungen."

Als ich sah, dass Levis Mundwinkel wieder leicht zuckten, sah ich wieder hinunter, doch ich war erleichtert, als ich ihn endlich auch reden hörte:
"Ich habe dir gesagt, du solltest dich schlafen legen."

Ich hörte deutlich die Belustigung in seiner Stimme und ich glaubte, mein Kopf würde vor Scham explodieren, doch ich nickte einfach nur hektisch und erhob mich.
So schnell ich konnte, ohne gleich los zu rennen, trat ich in die Höhle und mir war es, als hörte ich Levi leise lachen, doch vielleicht hatte ich es mir auch nur eingebildet.

Himmelherrgott!
Ich würde den Aufklärungstrupp doch verlassen müssen! Wie peinlich war das bitte gewesen? Ich würde Levi nie wieder in die Augen sehen können!
Wenn es zumindest in eine wilde Knutscherei übergegangen wäre, wäre es weniger peinlich, aber ich hatte Levi überfallen und er hatte nichts gemacht!

Ich legte mich zügig wieder ins Bett zurück und wollte einfach nur einschlafen. Ich hörte ein Rascheln neben mir und ohne, dass ich die Stimme hörte, wusste ich sofort, wer alles mit bekommen hatte:
"Du hast Levi geküsst!", hörte ich Hanji neben mir kichern und wieder schoss mir die Röte ins Gesicht.
Ich zog mir die Decke über den Kopf und Hanji lachte etwas lauter auf.

"Dafür dass du in letzter Zeit einen auf so Kalt gemacht hast, wundert es mich, dass du jetzt so aus dich raus kommst. Sag schon, wie lange stehst du schon auf ihn?"

"Hanji...", knurrte ich durch die Decke.
"Er kann uns hören!"

"Hm?", fragte sie etwas verwirrt, lachte dann aber wieder auf und ich hatte das Gefühl, dass durch ihre bescheuerte Kicherei bald alle in dieser Höhle wach werden würden.
"Dann weiß er zumindest auch gleich Bescheid!"

"HANJI!", sagte ich etwas lauter durch die Decke und ich hoffte ein wenig darauf, dass ich hier drunter einfach ersticken würde.

"Also erzähl schon. Hat es gekribbelt, als sich eure Lippen berührt haben?"
Ich wusste, dass es für sie in nächster Zeit kein anderen Thema geben würde und ich versuchte sie einfach so gut es ging zu ignorieren.
Doch sie war wie eine lästige Mücke, wenn sie dich einmal ins Visier genommen hatte, wurde man sie nur los, wenn man sie totklatschte....

Levi X Reader ~ Little Secret~ // BEENDET//Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt