Wieder Zurück

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Ich spürte wie der Karren stoppte, weswegen ich aus meinem Schlaf glitt. Ich setzte mich vorsichtig auf und sah, dass wir vor dem Tor der Mauern angekommen waren.
Hatte ich wirklich so lange geschlafen?

Levi ritt immer noch neben mir her und auch Mia entdeckte ich hinter mir. Doch dieses Mal war sie in Ketten gelegt.

"Warum hat sie Handschellen um?", fragte ich Levi.

"Wir bringen sie erst einmal als Gefangene mit. Wir haben nicht die Entscheidungsgewalt, um darüber zu entscheiden, was mit ihr geschieht."
Seine Stimme war ruhig, doch sofort überkam mich panik.

"Was soll das heißen?", fragte ich entsetzt und ich war schon wieder drauf und dran Mia zu schnappen und zu fliehen.

"Beruhige dich. Ich werde mit Erwin sprechen und wir werden dem Rat klar machen, was für ein Vorteil sie für den Aufklärungstrupp wäre."

"Und wenn es nichts bringt?"
Ich spürte wie sich der Wagen wieder in Bewegung setzte. Es war zu spät. Wir passierten die Mauern und meine Chance irgendetwas an der Situation zu ändern war verstrichen.
Levi sagte nichts mehr und ich war mir nicht sicher, ob dies ein gutes Zeichen war.

Ich sah wieder unzählige Zivilisten, die darauf gewartet hatten, dass der Aufklärungstrupp zurückkehrte. Ich hörte sie hinter vorgehaltener Hand tuscheln und ich ließ mich wieder nach unten sinken, um ihren Blicken zu entkommen.

Ich musste Levi und auch Erwin vertrauen, dass meine Qualen des letzten Jahres nicht umsonst gewesen waren. Ich musste daran glauben, dass sie sich stark genug für Mia machten, dass sie nicht Opfer des Rates wurde.

Wieder stoppte der Karren und ich sah, dass wir am Hauptquartier angekommen waren. Ich setzte mich langsam auf und krabbelte hinunter. Ich sah, wie auch Mia vom Pferd geholt wurde und die Angst war ihr ins Gesicht geschrieben.

Ich trat vorsichtig an sie heran und zog sie in eine Umarmung.
"Wir kriegen das hin.", flüsterte ich leise und ich spürte, wie mein T-shirt von ihren Tränen durchtränkt wurden.
Ich löste mich von ihr und trocknete ihre Wangen.
"Hab keine Angst. Ich werde nicht zulassen, dass dir irgendwas schlimmes passiert, verstanden?"

Sie nickte sachte und dann wurde sie auch schon abgeführt. Ich sah ihr noch hinterher und es zerbrach mir das Herz. Die ganze Zeit über habe ich sie beschützen wollen und nun lag es nicht mehr in meiner Hand.

Ich spürte, wie mir eine Hand an meinen Rücken gelegt wurde und als ich mich nach hinten drehte, sah ich zu Levi.
"Ich gehe gleich zu Erwin.", sagte er knapp und ich nickte ihm einfach nur zu.
"Lass dir von Hanji noch einmal die Wunde versorgen und leg dich danach ins Bett."

Levi trat ins Hauptquartier und ich sah bereits, wie Hanji auf mich wartete. Ich folgte ihr schweigend ebenfalls hinein. Sie schenkte mir ständig ein breites Grinsen, doch ich reagierte nicht darauf.
Wir betraten ihr Büro und ich setzte mich kommentarlos auf einen Stuhl. Ich zog auch mein Oberteil direkt aus und Hanji wickelte den Verband ab.

"So...", sagte sie ausgedehnt und ich stützte meinen Kopf schon genervt auf meiner Hand ab.
"Du und Shorty also. Erzähl mir alles!"

"Hanji...", sagte ich genervt.
"Wir wissen, dass du alles mit bekommen hast!"

"Aber nur vom gucken, weiß ich doch nicht, was du gefühlt hast!", sagte sie, als sei ich etwas schwer vom Begriff.

Ich überlegte, ob ich sie einfach ignorieren sollte, doch sie stoppte in ihrer Arbeit und mir war klar, dass sie erst weiter macht, wenn ich anfange zu erzählen.

"Es war...", begann ich und zufrieden lächelnd wickelte sie den Verband weiter ab.
"...schön.", beendete ich meinen Satz und wieder sah mir Hanji entgeistert an.

"Das wars?", fragte sie entrüstet.

"Ja?"

"Das kann nicht sein. Es fehlt eine Explosion in deinem Bauch, nachdem die ganzen Schmetterlinge darin aufgetaucht sind. Mit einem 'schön' kann ich nichts anfangen!"
Sie setzte sich und begann nachdenkend die Creme auf meiner Wunde zu verteilen.

"Hat es dich erregt?"

"HANJI!"

"Du kannst es mir ruhig sagen!"

"Nein!"

"Nein, hat es nicht oder nein, ich werde es dir nicht sagen?"

"Das zweite."

"Also hat dich bereits sein Kuss erregt.", schlussfolgerte sie und sie kicherte wieder, als mein Kopf wieder einen Rotton annahm.
"Du bist viel zu leicht zu durchschauen!"

"Halt die Klappe, Hanji.", murrte ich und strich mit meinen Händen über mein Gesicht.

"Die Wunde sieht gut aus.", sagte sie und wechselte das Thema.
"Stell dich mal hin."

Ich erhob mich und nun sah ich, dass Hanjis Blick ebenfalls an meinem Oberkörper hängen blieb.
"Ich wünschte wirklich, du hättest es mir erzählt.", hauchte sie leise und mich überkam ein schlechtes Gewissen.
Ich sagte nichts dazu und auch Hanji begann schweigend den Verband zu umwickeln.

"Fertig.", sagte sie nach einer Weile. Ich nahm mir mein Oberteil und zog es mir über.
"Leg dich jetzt schlafen. Die Mittel wirken gut, doch sie machen sehr schläfrig, wie du vermutlich schon gemerkt hast."

Ich nickte, bedankte mich knapp und verließ ihr Büro. Ich ging in die Richtung zu meinem Zimmer, doch stoppte dann.
Ich drehte mich um und ging in die entegegengesetzte Richtung, um dann die Treppen in den Keller zu nehmen.

Vor den Kerkern waren Wachen aufgestellt, doch trotzdem trat ich so weit wie möglich nach vorne, bis sie mich stoppten.
"Es darf niemand hinein.", sagte einer der Beiden streng zu mir.

"Ich will nur wissen, ob es ihr gut geht.", antwortete ich, doch er versperrte mir immer noch den Weg.
"Darf der Hauptgefreite hinein?", fragte ich, doch er antwortete mir nicht und am liebsten würde ich ihm eine reinhauen.

Ich murrte noch ein wenig, ehe ich mich wieder umdrehte und den Kerker verließ. Ich würde Levi fragen, ob er mich hinein lassen würde.

Ich spürte, wie das Zeug wirkte, denn mich überkam die wohlbekannte Müdigkeit. Am liebsten würde ich mich einfach hier in den Flur legen und schlafen, doch ich schleppte mir bis zu meinem Schlafzimmer und schmiss mich aufs Bett.

Kaum lag ich, war ich auch schon eingeschlafen.

Ein kleines Geräusch riss mich wieder aus dem Schlaf und ich öffnete müde meine Augen, sah jedoch nichts, da es mittlerweile dunkel geworden ist.
Ich versuchte das Geräusch zu orten und entdeckte dann erschrocken, wie eine Silhouette an meinem Bettende stand und mein Fuß umgriff.

Mir schoss sofort mein Adrenalin in die Höhe und bevor ich darüber nachdenken konnte, entriss ich ihm mein Bein, holte aus und trat ihm in sein Gesicht.

Ich hörte jemanden aufzischen und so schnell es ging sprang ich auf, als ich plötzlich eine wütende Stimme hörte:
"Beruhig dich wieder. Ich bins."


"Levi..?", fragte ich irgendwann und er trat auf mich zu und ich sah, wie er sich die Nase hielt.
"Bist du wahnsinnig? Du kannst dich doch nicht Nachts an mein Bett schleichen!", maulte ich ihn an und ich zog seine Hand von seiner Nase und war erleichtert, dass sie nicht blutete.

"Du lagst mit deinen dreckigen Klamotten im Bett. Ich wollte dir zumindest die Schuhe ausziehen."
Seine Erklärung brachte mich zum schmunzeln.

"Entschuldige.", sagte ich leise und ich unterdrückte ein leises Lachen.

"Das findest du witzig?", knurrte er und ich konnte es nicht zurück halten und brach in schallendes Gelächter aus.
Er schubste mich, sodass ich auf dem Bett landete. Ich zischte etwas auf, als ich auf meine Verletzung kam, doch Levi überging es einfach.

Er krabbelte über mich und sah mir in die Augen.
"Ich bin immer noch dein Vorgesetzter und du wagst es über mich zu lachen?", seine Stimme klang drohend, doch ich konnte es nicht wirklich ernst nehmen.

"Entschuldigen Sie, Hauptgefreiter Levi.", versuchte ich unterwürfig zu sagen, doch mein Bauch wackelte immer noch, weil ich das Lachen nicht komplett unterdrücken konnte.

"Du machst dich über mich lustig?"

"N-nein..?"
Er sah immer noch zu mir runter und bevor er wieder irgendetwas sagen konnte, beugte ich mich zu ihm hoch und drückte ihm meine Lippen auf seine.

Er reagierte zu erst nicht drauf, doch als ich meine Hand auf seine Brust legte, knurrte er kurz auf, ehe er meinen Kopf umfasste und mich dichter an sich zog.
Meine zweite Hand ließ ich in seine Haare wandern und wir küssten uns noch eine ganze Weile, ehe wir uns voneinander lösten.

"Die Sache ist noch nicht gegessen...", sagte er leise.
"...aber wenn du so weiter machst, können wir über mildere Konsequenzen sprechen.."

Auf seinen Lippen huschte ein kleines Lächeln und ich zog ihn wieder zu mir herunter, küsste ihn erneut und er ging sofort drauf ein.

Wenn ich mit Küssen meine Strafe milderte, war ich gerne eine Verbrecherin....

<3

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So meine Lieben. Heute und Morgen bin ich nicht zu Hause, weswegen es vermutlich kein neues Kapitel vor Sonntag geben wird :(
 
Außer ich schaffe es zwischenzeitlich mal übers Handy, aber da kann ich leider nichts versprechen!


Levi X Reader ~ Little Secret~ // BEENDET//Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt