Abschied

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Sergeant James Buchanan,

Ich schreibe euch und kann mit sehr guten Gewissen sagen das ich einen klaren Gedanken habe.
Sobald Ihr diesen Brief erhalten werdet, werdet Ihr mit hoher Wahrscheinlichkeit sehr durcheinander sein.

Im Vorfeld möchte ich mich dafür entschuldigen was ich euch angetan habe.

Ich weiß nicht ob Ihr in der Lage seid euch an diese Momente zu erinnern, aber die Zärtlichkeit die Ich euch erbracht habe, das war alles gespielt.
Hydra hatte und hat mich unter ihrer Kontrolle. Ich weiß auch nicht wie lange dieser geisteswertiger Zustand bei mir anhalten wird. Weswegen ich mich kurz halten möchte.

Es tut mir leid und ich möchte mich hiermit entschuldigen.

Ich habe lange genug versucht gegen diese Machenschaften anzukämpfen, aber nun bin ich sehr müde und fühle mich ausgelaugt.
Um mich herum höre ich Hydra jede Sekunde röchelnd einatmen.

Kommt es Ihnen bekannt vor?

Man wird nur beobachtet, das macht mir Angst und treibt mich in den Wahnsinn.

Ich habe für mich beschlossen und das schon vor sehr langer Zeit, das ich sterben möchte. Eben deswegen müsst Ihr kein schlechtes Gewissen haben. Ihr habt mich erlöst und dafür bin ich euch dankbar. Sehr dankbar.

Ich hoffe das Ihr eines Tages auch aus dieser Hölle fliehen könnt. Unsere Gedanken sind nicht sicher Sergeant Barnes.

Momentan sitze ich in meiner Zelle und schreibe diese Nachricht. Ich hoffe sehr das Ihr diesen Brief doch rechtzeitig finden werdet.

Mein Wille zu sterben ist sehr groß, aber nun da ich darüber schreibe, keimt in mir doch ein sehr kleiner Funke das Ihr mich retten könntet. Wenn doch nur rechtzeitig?

Wie dem auch sei. Ich bin Euch dankbar, egal was für ein Ende unsere Geschichte gefunden hat.

Hochachtungsvoll Olivia Shaw.

Bucky blickte auf die vergilbten Zeilen. Immer und immer wieder las er sich diese durch und fragte sich was er davon halten sollte.
„Wo hast du es gefunden?", fragte er mit bittere Stimme Tony.
Dieser lehnte an der Wand hinter ihm und musterte die gekrümmte Gestalt. Das Haar hing ihm über die Augen und müsste theoretisch ihm die Sicht verdecken.
Aber Bucky sah jedes einzelne Wort gestochen scharf und jedes Wort war wie ein Messerhieb. Rein in's Herz, einmal die Klinge drehen und dann tiefer bohren.
„Das kam als Fax an. Warum ausgerechnet hier verstehe ich selber nicht. Letztendlich sind es Fotokopien. Der Brief existiert bestimmt schon lange nicht mehr. Die Seiten sind auf der Abbildung völlig vergilbt und die Kanten zerrissen. Die Farbe bleich..." Er verstummte, aber nur weil Steve seine Hand hob.
„Wir sehen es.", flüsterte er. Die Fotokopie hatte jedes Detail des alten Briefes in sehr guter Auflösung wiedergegeben. „Danke Tony.", sagte er weiter. „Das du uns diese Information zukommen lassen hast. Wir sollten aber weiter. Die Agenten und alle sind grade erst von dir weg. Nicht das sie wieder hier auftauchen." Steve lief auf Bucky zu und fasste an dessen Schulter. Sein bester Freund sah noch immer geknickt auf den Brief.
Er verstand es nicht.
„Ich lasse Friday die Daten durchgehen. Mal schauen was ich finde. Ob ich überhaupt was finde. Ich habe ein ungutes Gefühl..."
Steve nickte nur. „Buck wir müssen noch etwas weiter." Er packte ihn an der Hand und zog ihn mit. Sie hatten eine Verstorbene noch, die eine anständige Bestattung haben sollte.
„Danke Tony.", wiederholte Steve nochmals.

Der Himmel weinte wieder als sie außerhalb der Stadt in einem abgelegen Waldstück waren. „Habe ich das richtige gemacht?", murmelte Bucky endlich auf. Er saß auf dem Boden und musterte die provisorische Grabstätte. „Das hat sie nicht verdient. Keiner hat so einen tot und so ein Grab verdient. Sie bräuchte was anständiges. Etwas das ihr Leid wieder weg machen würde."
„So ist es besser als gar nicht... Denke daran, die meisten haben wahrscheinlich gar kein Grab... Du bist nicht alleine Buck. Wir stehen das zusammen durch. Ja, sie hat es besser verdient gehabt. Aber... so ist es grade am besten."
„Ich mach ihr später ein richtiges Grab.", meinte der dunkelhaarige überzeugend. „Irgendwann..."
„Bist du geschockt?" Steve setzte sich neben ihn auf den Boden. „Wir haben nie richtig über die Hydra und alles geredet."
„Nein. Es ist mir irgendwie auch egal was Hydra mit mir und meinem Gehirn angestellt hat. Mir tut es nur um sie leid. Ich weiß nicht wie ich das erklären soll..." Angepisst seufzte er auf. „Ich habe vieles falsch gemacht."
„Das was die letzten Jahrzehnte aber passiert ist, ist nicht deine Schuld.", meinte Steve. Beruhigend legte er seine Hand auf die Schulter seines besten Freundes und drückte leicht.
„Ich weiß das es nicht wirklich meine Schuld ist. Aber wie ich dir das schonmal sagte... ich habe es getan. Ich habe alles getan was in den letzen Jahrzehnten passiert ist. Auch wenn es nicht meine Schuld ist... Im übrigen, du bist wohlmöglich der einzige der diese Ansicht vertritt."
Steve lachte leise auf. „Ich denke du hast recht.", meinte er leise.

Schweigen legte sich über die beiden Männer. Stumm liesen sie in Gedanken ihre Vergangenheit passieren. Gute und schlechte Taten, impulsive Handlungen... all' das hat sie zu dem heutigen Menschen gemacht.
Das wussten beide.
Auch wenn einige sie langsam anerkannten, gab es genügend Menschen die sie hassten.

„Ich sollte mich stellen gehen.", ertönte Bucky's Stimme nach einiger Zeit.
Steve's Nackenhaare stellten sich auf. Die ruhige Stimme hörte sich gefährlich an.
„Wozu das?", fragte er unbeholfen.
„Ich habe paar Agenten getötet. Ich denke man kann es so drehen das du mich verfolgt hast und mir nicht raus geholfen hast." Er war aufgestanden. „Ich weiß was ich zu tun habe Steve."
„Ich bin mir da nicht so sicher. Du denkst nicht klar."
„Doch... ich denke klarer als die Tage zuvor. Ich weiß was ich zu tun habe." Er streckte seinen Arm nach Steve aus und reichte seine Hand. Steve ergriff diese, noch immer mit einem schlechten Gefühl.
„Behaltet dein Plan, das ich dich wieder sehe? Zeitnah?"
Die Männer liefen los.
Das provisorische Grab verschwand hinter den Bäumen und dem Gestrüpp, bis es in der Ferne nur noch wie ein Haufen verschwommener Blätter aussah.
„Erstmal nicht. Du hast doch noch einiges zu tun.. du bist Captain America." Aufmunternd klopfte er Steve auf den Rücken. „Jetzt hab dich nicht so... ich bin schneller wieder auf der Bildfläche als du denkst."

Breathe {Bucky}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt