Breathe {Bucky}

Wir

Die Tasche klapperte über den Holztisch, dieser ächzte unter dem Gewicht. Bucky hatte seinen Inhalt auf dem Tisch ausgeschüttet und sortierte, Müll in den Müll, Kugelschreiber zu den anderen. Bis er endlich sein Portmonee in die Hand nahm, es öffnete und die blassen Karten im Fach musterte m. Zögernd zog er eine raus und las sich die Nummer immer wieder durch.
Heute nicht. Ich rufe ein anderes Mal an, ich brauche mehr Beweise., dachte er sich und legte alles wieder zurück an seinen Platz. Innerhalb von Sekunden schüttete er alles wieder in seine Tasche, nur der Müll blieb draußen.
Er hatte wieder mitbekommen das Olivia aus dem Schlaf aufschreckte. Immer um die gleiche Zeit, fast jede Nacht um drei Uhr morgens. Leider kann ich deine Gedanken aber nicht lesen.
Bucky, welcher selber in seinen Gedanken gerade versank, spazierte auf seinen Balkon und zündete sich eine Zigarette an. Eigentlich mochte er der rauchigen Geschmack nicht, aber manchmal brauchte er es. Ihm fiel nicht auf das Olivia sich auch auf den Balkon geschlängelt hatte, etwas was von ihrer normalen Handlung abwich. Normalerweise lag sie immer in ihrem Bett und schlief wenig später, manchmal auch Stunden später wieder ein.
Ein stechender Blick veranlasste Bucky dazu nach links zu sehen, die dünnen Mauer die die Balkone voneinander trennten, wirkte plötzlich unsichtbar.
Olivia blickte ihn an, blinzelte paar mal und blickte ihn dann wieder an.
„Sergeant Barnes...", hauchte sie.
Bucky seufzte und lies seine Schulter hängen, seine Arme um dem kargen Geländer baumeln. „So hat mich lange keiner mehr genannt. Bucky."
„Ehh..." Olivia brachte nur ein kehliges Geräusch hervor.
„Du träumst.", sagte der Soldat.
„Nein, tue ich nicht. Ich habe vorhin geträumt." Ihre Stimme zitterte leicht, aber langsam gewöhnte sie sich an die dunkle, dominante Präsenz neben sich. „Du wohnst hier?"
Bucky zuckte erstmal passiv mit seinen Schultern. Laut Protokoll müsste er jetzt Bescheid geben, dass er entdeckt wurde. Man müsste an ihrem Gedächtnis nun etwas spielen.
Der Gedanke, wieder ein Gedächtnis zu manipulieren, verursachte in ihm ein ekliges Gefühl.
Denn er dachte dann immer an sich selbst, wie Hydra an seinem Gehirn gespielt hatte, sodass es am Ende nur noch Matsch war. „Sieht wohl so aus, oder nicht.", antwortete er daraufhin mit leicht rauer Stimme.
Olivia musterte ihn nochmal unsicher und blickte dann weg. „Ich sage schon nichts, keine Sorge. Es werden keine Paparazzi oder sonst wer auftauchen. Aber... warum hier?"
„Aus dem Grund warum du hier wohnst?"
„Geldmangel. Man kann zwar vom Geld anständig leben, aber in Luxus Baden geht nicht. Ich denke nicht das es dein Grund ist. Bucky..."
Ein leichtes Grinsen schlich nun über sein Gesicht. Wortgewandt ist sie ja definitiv. Sie versucht ihre Unsicherheit zu verstecken. „Olivia, so heißt du doch."
„Hast du mich etwa schon durch gecheckt? Nicht dein Ernst." Nun klang ihre Stimme scherzhaft.
„Hübsche Frauen muss man doch immer einmal überprüfen.", scherzte er zurück. Aber es war die Wahrheit, die junge Frau vor ihm, besser gesagt neben ihm, war hübsch. Attraktiv. Sie hatte mittellanges, lockiges, braunes Haar, was sich zart um ihr schmales Gesicht legte. Ihre Lippen waren voll, eine Stupsnase wo auf dem rechten Nasenflügel ein Muttermal war, zierte ihr Gesicht. Ihre grünen Augen strahlen eine ruhige Stille aus, was er willkommen hieß.
Er war ein Mann und ehrlich gesagt wollte er sie anfassen, mal wieder eine Frau anfassen. Viel zu lange war es her, wenigstens wollte er einmal eine Umarmung spüren. Aber soweit kam es nie.
Olivias Wangen hatten sich leicht rot verfärbt. „Rauchen ist ungesund.", erklärte sie verlegen. Bucky's Zigarette war derweil vorne weg geglüht. Der Wind hatte mehr geraucht, als seine Lungen aufgenommen hatten. „Hmm... das stimmt...  ist auch noch teuer und schmeckt eigentlich gar nicht."
„Aber du rauchst."
„Erwischt." Er drückte die Zigarette aus. Nur vage hörte er wie sie noch was sagte und dann in ihrer Wohnung verschwand. Er blickte ihr nach, die Balkontür war gekippt. Die Vorhänge zugezogen, sodass man nicht rein schauen konnte.
„Woher kenne ich dich?" flüsterte er.

Bucky lag auf seinem Bett und war noch immer hellwach. Olivia war irgendwann wieder eingeschlafen, was ihm gelegen kam. Er hatte das Gefühl das er ihren regelmäßigen Atmen, dicht an seinem Ohr spürte.
„Steve." Aber an seinem Ohr war nur sein Handy. Er hatte seinen besten Freund angerufen.
„Buck?" Die Stimme am anderen Ende der Leitung klang verschlafen. „Buck es ist vier Uhr in der Früh."
„Entschuldige. Soll ich auflegen?"
„Nein! Nein... was ist los." Bei Steve raschelte es im Hintergrund, er hatte sich aufgesetzt und rieb sich über seine Augen. „Erzähl."
„Sagt dir der Name Olivia Shaw etwas?"
„Sollte er?"
„Ja. Ich kenne Sie, da bin ich mir sicher."
„Ist doch schön, eine alte Bekannte zu treffen."
„Nein Steve. Sie sieht aus wie zwanzig."
„Wie meinst du?"
„Ich erzähle dir grade nicht von meinem Traum. Meine Nachbarin, Olivia, sie ist junge 20 Jahre alt und bin mir sicher das ich sie von früher kenne. Und mit früher meine ich von vor mindestens 50 Jahren."
„Buck das kann nicht sein.", seufzte Steve. Er starrte vor sich hin an die dunkle Wand und hörte der leicht gestressten Stimme seines Freundes zu.
„Mein Gefühl trügt nicht." sagte Bucky wieder nach einiger Zeit. „Dann mach ich folgendes, ich lerne sie einfach besser kennen. Und vielleicht macht es früher oder später einfach Klick und ich weiß endlich wer sie ist und woher wir uns kennen!"
„Eigentlich müsste ich dir davon abraten, das weißt du doch."
„Ja... schon..." Bucky lachte leise auf. „Aber ich erzähle es dir dennoch. Du bist gut im zuhören und manchmal braucht man nur das, keine Bestätigung das man das richtige oder das falsche tut."
Steve seufzte erneut. „Wenn du Mist machst halte ich dich schon auf. Aber ich denke du wirst dich ganz gut im Griff haben... oder nicht?"
„Immer doch Steve. Immer doch... Danke."
„Ich habe doch nichts gemacht."
„Doch, du hast genügend gemacht. Schlaf gut." Bevor Steve antworten konnte, legte Bucky auf. Nach nächtlichen Gesprächen fühlte er sich ehrlich gesagt immer besser.
Sein Kopf ratterte noch etwas, er überlegte wie er in paar Stunden vor Olivia auftreten konnte, ohne das sie ein komisches Gefühl bekam.
Oder wacht sie später erneut auf und denkt wirklich das es ein Traum war?, dachte er noch bevor er wieder in einen leichten Schlaf versank.