Breathe

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Bucky saß auf dem Boden und starrte in den Himmel herauf. Sein Körper schmerzte etwas, aber das würde in wenigen Stunden auch wieder vorbei sei.
Vor paar Stunden hatte er noch in einem schäbigen, engen Tunnel gekrochen um an seine gewollten Informationen über ehemalige Hydra-Agenten zu kommen. Akten die in einem zerstörten Haus, irgendwo in der Wüste Afrikas hausten. Und als er sie schließlich in die Finger bekommen hatte, waren sie nach wenigen Minuten nach dem anfassen, zu Staub zerfallen.
„Naja... so ist das Leben eben. Alles kommt und geht.", murmelte er zu sich. Er schloss seine Augen und genoss die Sonnenstrahlen auf seiner Haut. Seufzend lies er sich schließlich auf den Rücken fallen und streckte Arme und Beine von sich.
„Ich wusste das ich dich hier finde.", ertönte nach einiger Zeit, Miras sanfte Stimme.
Sie gehörte den indigenen Völkern Afrikas an, sie hatte Bucky die Daten durchgegeben gehabt. Eine unscheinbare junge Frau, mit großem Herzen und einem klaren Ziel vor Augen.
Gleichberechtigung.
„Wo sollte ich sonst sein." Bucky lies seine Augen zu, griff in seine Jackentasche und holte ein Bündel Geld hervor. „Für deine Dienste.", meinte er und hielt ihr es hin.
Miras griff nach den Scheinen und steckte es ein. „Danke. Aber es war ein Reinfall. Du hast nicht das bekommen was du wolltest."
„Das ist wahrscheinlich auch besser so. Ich kann der Vergangenheit nicht mehr nach jagen. Das habe ich nun die letzten zwei Jahre lange genug gemacht." Bucky öffnete seine Augen endlich wieder. Seine Augen fokussierten das helle blau über ihm. Zwei Jahre lang habe ich versucht, zu verstehen... klar zu kommen. Zu reflektieren. Aber gelebt habe ich nicht. Er neigte seinen Kopf als er sah wie sie sich neben ihn setzte.
„Du hast in den letzen zwei Jahren auch oft an sie gedacht. Ich habe den Brief gesehen. Es tut mir leid was sie erzählt hat. Es macht mich wütend das man... das man selbst die Gefühle ausgenutzt hat. Das ist so unverschämt... so ekelhaft..."
„Es ist eben so, wenn man kein Mensch mehr ist. Das ist Normalität." Er drehte seinen Kopf wieder in Richtung Himmel, der Sonne zu und schloss seine Augen. „Wir waren schon sehr lange keine Menschen mehr. Gefühle sind da fehl am Platz. Hauptsache man macht seine Arbeit, man funktioniert im System. Kann man es nicht, wird man eliminiert." Die Stimme von ihm klang bitter. Aber an diesen Tonfall hatte Bucky sich auch schon vor langer Zeit gewöhnt gehabt. „Miras?"
„Ja?"
„Es ist Zeit für ein neues Kapitel."
„Dann solltest du das euphorischer sagen Bucky und nicht so... ernst? Oder vielleicht lustlos? Gelangweilt ?" Miras musste lächeln. Sie sah Bucky aber nur seinen Kopf schüttelte. Dennoch grinste der Mann.
„Ein neues Kapitel.", wiederholte er, „öffne ich mit Ehrfurcht und bedacht die nächsten Seiten."

~~~

Die Blitzlichter der Fotografen prasselten auf Miras und Bucky ein. Die junge Frau stand einige Schritte vor ihm und hob beschwichtigt die Hände. Der Rednerpult wirkte vor ihr wie eine kleine Mauer. Die Reporter hoben eifrig ihre Hände, die Mikrofone drängten sich in die Höhe. Denn hinter ihnen standen in zwei Reihen aufgestellt Polizisten und Soldaten. Diese warteten nur darauf endlich auf Bucky zugehen zu können.
Aber Bucky lächelte nur kühl. Er wusste nicht so recht was er sagen sollte. Letztendlich hörte er nur Miras zu, wie sie erzählte was sie noch neues oder altes - wie man es auch nun bezeichnen mochte - heraus gefunden hatten.
Schlicht gesagt nichts.

Hydras Akten waren vollständig vernichtet. Der einzig lebende Beweis war nun nur noch James Buchanan ‚Bucky' Barnes. Und dieser stand kurz davor eingesperrt zu werden.

Die Präsenz der Soldaten und der Polizisten strahlte dies nämlich zu gut aus.

In dem ganzen Gerede wo Miras einfach nur versuchte Transparenz zu zeigen und zu zeigen das sie nichts hatten, damit dies auch der Öffentlichkeit klar wurde, fragte sich Steve, welcher versteckt im Schatten der Vorhänge stand, wozu das ganze gut sein sollte.

Keiner würde ihnen wirklich glauben. Die Welt war dabei im Chaos zu versinken.
Sein bester Freund würde als Mörder dargestellt werden.
Er hätte Olivia umgebracht, aus Wut und Egoismus. Er würde als kaltblütiges Monster dargestellt werden. Er würde etwas sein, was keine Berechtigung zur Existenz hätte.

Und davor hatte Steve ehrlich gesagt einfach Angst. Er wollte nicht wieder die einzige Person verlieren die ihm nahe stand.

Und doch war es nunmal so.

Miras beendete ihre Zusammenfassung und trat paar Schritte zurück.

Die Soldaten setzten sich in Bewegung und liefen stur auf Bucky zu. Dieser seufzte und steckte seine Hände schließlich in seine Jackentaschen.

Atme... einfach in Ruhe atmen. Ruhig ein und aus atmen., dachte Bucky. Auch er lief zwei Schritte vor, blieb aber stehen als die ersten Soldaten ihre Waffen zogen.
Vielleicht sollte ich doch eine Therapie nun anfangen? Vielleicht könnte mir das helfen. Oder? Was sagst du dazu Steve?
Sein Blick glitt durch den Raum. Er sah seinen besten Freund zwar nicht, aber er spürte seine Anwesenheit deutlich.

„Danke Steve.", sagte er leise in den Raum hinein.

Die waffenlosen Soldaten waren hervor geprescht und packten ihn an den Armen. Sie zwangen ihn auf die Knie und zogen die Hände wieder hinaus. Sie verdrehten Bucky's Arme auf den Rücken und hielten ihn so fest. Den Kopf eisern Richtung Boden gedrückt.

Da tauchte es wie ein kalter Schauer vor seinem geistigen Auge auf.

Olivia lehnte an einen der hölzernen Gestänge und blickte in den sternlosen Himmel. „Denkst du der Krieg wird jemals vorbei gehen? Sergeant?", hatte sie gefragt gehabt. Ihr Haar hing ihr halb über die Augen, trotzdem sah man ihre Pupillen müde lächeln.
„Denke nicht.", hatte James geantwortet. „Solange sie in unseren Köpfen sind."
„Wir werden uns hieran auch nicht mehr erinnern.", hatte Olivia weiter gesprochen. „Auch das werden sie uns nehmen... uns bleibt nichts anderes übrig.. als..."
„Als?" Endlich sah er sie an.
„Als zu atmen." Die Verzweiflung hörte man deutlich in ihrer Stimme. „Atmen und Atmen und einfach noch mehr Atmen, auch wenn man denkt man erstickt. Das Atmen können sie nicht kontrollieren. Und weißt du... genau deswegen will ich sterben. Ich will meinen letzen Atemzug kontrollieren. Ihn ganz für mich entscheiden. Und sollte ich das doch nicht schaffen musst ihr es für mich tun James. Bitte."
„Olivia..."
„Ich weiß unsere jetzigen Atemzüge tun so weh. Aber es wird besser werden, für euch vor allem. Denkt an euren Freund. Er sucht nach euch. Denkt an ihn in diesen klaren Momenten. Ihr habt jemanden, ich habe niemanden. Und bitte sagt nicht, das ich euch habe... ihr wisst doch wie ich das meine." Sie hatte ihn angelächelt. James schwieg.

„Atmen James.", flüsterte Bucky zu sich als der Schauer vorbei war. „Einfach Atmen..."

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Vielen Dank fürs lesen. Ich muss sagen, ich bin mit dem Ende sehr zufrieden auch wenn die Geschichte für mich eine Achterbahn war. Ich hoffe euch hat sie gefallen, trotz der langsam Updates. <3

Breathe {Bucky}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt