Kapitel 36

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Eines Stammes größter Glaube

Ich trat aus der Hütte. Meine nackten Füße berührten den feuchten Boden und ich sah mich staunend um. Das Dorf war liebevoll geschmückt. Sie lebten in Zelten und Hütten. In der Mitte stand ein großes Feuer aufgebaut. Es erleuchtete den düsteren Abend und tauchte ihn in ein warmes Licht. Ich stützte mich auf Tylers Arm und sah lächelnd zu ihm hinauf. Kleine Fackeln waren aufgestellt und es roch nach Essen. Ich war froh endlich aufstehen zu dürfen. Tyler begleitete mich den ganzen Abend. Wir wurden begrüßt und gesegnet von vielen der Stammesmitglieder. Als das Feuer am höchsten stand, begannen die Frauen des Stammes zu singen. Der Gesang stieg hoch in den Nachthimmel und es schien als ließe er die Sterne tanzen, denn plötzlich bildeten sich einige Sternschnuppen am dunkelblauen Himmel.

Ich hatte ein wenig gegessen und mich mit Tyler ans Feuer gestellt. Die Jungs des Stammes liefen auf uns zu, bestückt mit Wolfsmasken. Lächelnd hob ich einen der kleineren Jungs hoch. Er sprach in der Sprache des Stammes und knurrte dann spielerisch wie ein Wolf. Ich knurrte lachend zurück und ließ ihn wieder herunter. "Ich kann nicht glauben, dass es Menschen gibt, die unsere Art so ehren...", meinte ich nur. Tyler grinste und beugte sich zu mir herab. "Wenn sie wüssten wie schwer es sein kann, während der Paarungszeit ein Wolf zu sein, würden sie nicht so sein wollen wie wir.", flüsterte er. Ich schüttelte lächelnd den Kopf. Tyler küsste mich fordernd, bevor er seufzend wieder zu mir hinunter sah und zu reden begann: "Ich wollte es dir schon sagen seit du aufgewacht bist, aber du brauchtest deine Ruhe... Der Stammesälteste weiß wo wir das Rudelhaus des Clans finden können. Wir werden morgen dort hingehen. Aber als Menschen. Der Stamm meint es sei sicherer."
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Früh am nächsten Morgen begannen wir uns durch den Wald zu schlagen. Die Pflanzen waren alle samt mit dem morgendlichen Tau bedeckt und erstrahlten in einem hellen Grün. Den Himmel, auf den man ab und an durch das  dichte Blätterdach einen Blick werfen konnte, erstrahlte in einem wunderschönen Blauton.

Tyler wich mir nicht von der Seite. Eine Schlinge schnellte um meinen Fuß und ich wurde am Bein nach oben gezogen. Mir entwich ein Schrei und dann bemerkte ich wie Tyler mir gegenüber hing. Ich musste mein Lachen zurück halten. Er grinste nun auch und wir beide brachen in Gelächter aus. "Dieses Gebiet ist verhext sag ich dir.", meinte Tyler nur. Nach einer Weile raschelte es im Busch. Tyler rollte mit den Augen: "Nicht schon wieder diese Wilderer.."

Es brauchte kurz, bis es erneut raschelte. "Zeigt euch endlich, wir sind keine Beute."

"Seid ihr euch da sicher?", ein großer, schlanker Junge spazierte aus dem Dickicht. "Ihr riecht nicht nach Touristen und Menschen seid ihr sowieso nicht. Ihr stinkt nach Wolf."
"Du ebenfalls Junge.", gab Tyler dazu. "Also, schauen wir mal was ich mir heute geangelt habe.", murmelte der Junge, "ein vorlauter Sack und eine wunderschöne Dame. Gehörst du zu ihm?"
Ich nickte und musste grinsen. "Deine Falle hat Makel, Kleiner.", brachte ich heraus. Er lachte nur. "Und trotzdem seid ihr beide drin."
Ich nahm Schwung und zog mein Bein fest an, worauf die Schlaufe aufging und ich mich auf dem Boden abfing und zu sprechen begann: "Versuch den Wolfsknoten-"

"..der lässt die Beute so richtig lange baumeln."

Wir beide beendeten den Satz gleichzeitig. "Das sagt mein Vater auch immer.", schmunzelte er. Ich lächelte.
"Liam. Und du?", sagte er motiviert und hielt mir seine Hand hin. Ich schüttelte sie ohne zu zögern. "Grace. Und der Grummel den du da mit mir zusammen gefangen hast, heißt Tyler.", erklärte ich. Tyler nickte ihm nur leicht zu. Ich befreite ihn aus der Falle. "Gehörst du dem Clan hier an, Liam?", wollte Tyler nun abgelenkt wissen, während er sich den Dreck von der Hose klopfte.

"Ja. Gibt es einen Grund, weshalb ihr den Martínez Clan aufsucht?"

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642 Wörter

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PAUSED/ Grace - Auf den Spuren des NordrudelsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt